Donnerstag, 22. Mai 2025

"Prozessphilosophie".

  Lava                                             zu Philosophierungen

Da kann man nicht genügend den Kopf schütteln. Es ist nun zweiundeinhalb Jahrhunderte her, dass die Kritische alias Transzendentalphilosophie in die Welt gebracht wurde, und hier wird über Ontologie geredet, als wäre nix passiert. 'Kon-tinentale' Philosophen sind fein raus: Sie befassen sich mit Philologischem, da kann man Ontisches als bloßes Studienobjekt auf sich beruhen lassen. Angelsächsische Philosophen und ihre 'systematischen' europäischen Kollegen dagegen nehmen philologische Fragen gar nicht erst an, und so muss man sich leider darauf gefasst machen, dass besagte Kritische alias Transzendentalphilosophie ihnen gar nicht bekannt it.

"Prozesse statt Objekte": Wäre das was Neues? Das Auszeichnende an einem Ob-jekt ist wohl, dass es objektiv ist. Objektiv wird aber auch der besagte Prozess auf gefasst. Wo also liegt der Unterschied? Na, der Prozess ist ein etwas komplexeres Phänomen als das sogenannte Ding. Der Prozess an sich mag in seinem Innern um vieles differenzierter erscheinen als das Ding - aber an sich soll auch er geschehen.

Wir hören: Bescheiden ginge es nicht um Wahrheit, sondern bloß um Erkenntnis. Erkennt-nis ist etwas Relatives, Wahrheit ist absolut (oder ist gar nicht erst - auch das aber absolut). Doch wenn die Erkenntnis noch so relativ ist: In ihren Gegen-stand (um nicht Objekt zu sagen) müsste sie ja irgendwie hinein kommen, um dort irgendwas erkennen zu können. 

Mit dem Ding an sich wäre das nicht möglich, wie die... nein, nicht transzendentale Wahrheits kritik, sondern transzendentale Erkenntnis kritik hinreichend dargelegt hat; und wenn man sich schon auf historisch gewordene Fragestellungen einlässt, muss man sich nicht gleich auf die historisch gewordnen Antworten, wohl aber auf den historischen Deliberationsprozess einlassen. 

Würde der Prozessphilosoph da schelmisch entgegnen: Ins Ding kommt der Erken-nen-wollende nicht hinein, wohl wahr; im Prozess aber ist er schon drin! -? Nein, nicht im Objekt; nicht in einem objektiven, sondern im Erkenntnis prozess. In dem steckt er drin, weil er ihn selber macht; er muss sich darüber bloß noch klarwerden; klarwerden wollen.

So lehrt es die Kritische alias Transzendentalphilosophie.

PS. Andere meinen, sie könnten das Erkenntnisproblem umschiffen, indem sie an die Stelle des Dings-an-sich ein System-an-sich setzen. Das ist dasselbe in Grau. 

PPS. Oder natürlich Struktur-an-sich. (Ich danke dem anonymen Hinweisgeber.)
Kommentar zu Primat des Geschehens JE, 15. 1. 22

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