aus Die Presse, Wien, 18.10.2019 zu Levana, oder Erziehlehre
Babys lernen durch Überraschung
Unerwartete Ereignisse aktivieren im Babygehirn wichtigen Rhythmus.
Wie sichert sich ein Forscher die Aufmerksamkeit eines Babys, das als
Versuchs-teilnehmer auf dem Schoß seiner Mutter oder seines Vaters sitzt
und eine EEG-Haube aufhat? Mit dem Bild einer gelben Quietschente, die
einen Ton macht. Jedes der 38 neun Monate alten Babys (davon 14 Mädchen)
schaute dabei zum Bild-schirm, und schon konnte das jeweilige Experiment
beginnen. Die Babys betrach-teten auf dem Computer eine kleine
Bildergeschichte, die entweder einen erwart-baren Ausgang hatte oder eine
Überraschung am Ende. Das EEG maß während-dessen, welche Gehirnströme im
Babykopf aktiv sind.
Von
Erwachsenen weiß man, dass beim Einspeichern neuer Information
bestimmte Schwingungen der rhythmischen Gehirnaktivität, die als
Theta-Rhythmus bezeich-net werden, eine wichtige Rolle spielen.
Theta-Rhythmus steigt bei Babys an
In
der aktuellen Studie, die im Journal Psychological Science (11. 10.)
erschienen ist, testeten die Wissen- schaftler um Stefanie Höhl (Institut
für Angewandte Psycholo-gie, Uni Wien), ob der Theta-Rhythmus auch bei
Babys dafür verantwortlich ist, neue und unerwartete Ereignisse im
Gehirn zu speichern. Und tatsächlich stiegen die Theta-Schwingungen im
Vergleich zu Kontrolltests mit schnelleren Alpha-Schwingungen im EEG
stark an, wenn die Babys in der Bildgeschichte ein überra-schendes Ende
serviert bekamen: Wenn etwa ein Mann ein Brezerl statt in den Mund in
Richtung Ohr schiebt, ein Ball durch eine Wand rollt oder nur ein
Stofftier unter einer Decke auftaucht, wo vorher zwei waren. (APA/vers)
Nota. - Sie
haben's natürlich gleich gemerkt: Die eigentlich Nachricht in dieser
Meldung ist nicht, dass Babies durch Überraschung lernen, sondern dass wir alle nur durch Überraschung lernen: der Theta-Rhythmus will es so.
Und da wundern sich die Lehrer, wenn ihre Schüler einfach nix behalten können...
JE
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