Mittwoch, 30. Juli 2025

Max Scheler und Max Weber über den außerökonomischen Ursprung des Kapitals.

  Max Scheler                                                                               aus Marxiana

Max Scheler* hat ja ganz Recht, wenn er - vermeintlich gegen Marx, aber tatsächlich nur gegen die "ökonomische Geschichtstheorie", wie er sie nennt - darauf hinweist, dass der Grund für die Erhaltung - "Reproduktion" - des Kapitalismus nicht not-wendigerweise derselbe sein muss wie der Grund für seine Entstehung: denn genau das ist ja die Kernaussage der Kritik der Politischen Ökonomie: dass zwar das "Wert-gesetz" die permanente Selbsterneuerung des Kapitalverhältnisses begründet; dass jedoch das Kapitalverhältnis selbst auf der - "ursprünglichen Akkumulation" begrün-det ist.

(Nach M. Scheler: auf der historische Herausbildung des "Vitaltypus" des Bourge-ois, obwohl dieser doch bloß die Bürgerlichkeit begründet hat; das Unternehmer-tum entsteht aber, wie Scheler selber hervorhebt, vielmehr aus individuellen Auf-steigern (Law, condottieri, Seefahrer) aus der Roture in die Aristokratie, oder gar der aristokratischen Chevaliers d'industrie (Orléans-égalité)! Das waren die, die das Ka-pital akkumulierten: durch clearing of estates und Anhäufen von Geld; aber die es dann "arbeiten" ließen, das waren die Bourgeois, die schon lange auf ihre Stunde gewartet hatten.)

- Und dann, gleich darauf, nämlich in "Die Zukunft des Kapitalismus",** macht Scheler selbst denselben Fehler, nämlich a tergo: Er meint, weil "der Bourgeois" der "Grund" für die Entstehung des Kapitalismus gewesen sei, so müsse er auch - nicht das Kapital! - der Grund für dessen Repoduktion sein.

Und ergo das vermeintliche (erhoffte) Aus sterben des "Vitaltypus Bourgeois" hin-reichender Grund für das Absterben des Kapitalismus sein! Eine "phänomenolo-gische" Zusam-menbruchstheorie sozusagen!
*) "Der Bourgeois" in Gesammelte Abhandlungen und Aufsätze, Bd. II, Leipzig 1915 (geschrieben 1914)
**) a.a.O. (noch vor 1914)
19. 11. 88 

Übrigens liegt bei Max Weber dasselbe Problem vor wie bei Scheler: dass die 'Erklärung' des Ka-pitals aus dem Wertgesetz ja die Existenz des Kapitals schon voraussetze... (Sie haben beide den Sinn des Kapitels "Ursprüngliche Akkumula-tion" nicht begriffen; vielleicht haben sie die Erstausgabe von 1867 benutzt, wo jener bewusste Nebensatz fehlt!); dass also ein außerökonomischer Entstehungsgrund für 'das Kapitalver-hältnis' gefunden werden müsse...

(Statt des "Vitaltyps Bourgeois" - und seiner erbbiologischen Definition - nimmt Weber den "Phänotyp" Bourgeois: der Bourgeois, wie er (sich) "erscheint": eben als "protestantische Ethik"!
3. 8. 89
 

Nachtrag. 
Es sei nicht verschwiegen, dass der zum Katholizismus (und zum Sozialismus) kon-vertierte Jude Scheler seinen Vitaltypus Bourgeois auf die Dauer durch die Juden vertreten sah. Da die Juden aus erbbiologischen Gründen weniger zeugungsfreudig seien als andere Ethnien, werde der Bourgeois und mit ihm der Kapitalismus auf natürlichem Weg aussterben. - So hat er es wirklich geschrieben, Sie können es nachlesen!
21. 12. 16
 
 
 
Nota. -  Methodologische Voraussetzung für Fichtes Wissenschaftslehre ist die Einsicht, dass der Grund eines System im  System nicht vorkommen kann, denn dann wäre er durchs System begründet und nicht es durch ihn.
JE  


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