Donnerstag, 3. Juli 2025

Materialismus und Spiritualismus; Idealismus und Realismus.

 hylê, materia,     zu Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik

 ... Ich habe die Inkarnation des Idealismus, den zu allem Überfluss "subjektiven" Idealisten Johann Gottlieb Fichte enttarnt, denn entgegen landläufiger Lesart hat der das handfest sinnliche Materielle zu Ursprung und Bedingung alles Geistigen erklärt. Sie glauben mir nicht? Dann lesen Sie einfach nach:

Merke: Der Gegensatz zum Materialismus ist nicht der Idealismus, sondern der Spiritualismus. Sie sind die beiden möglichen Antworten auf die metaphysische Frage nach dem 'Stoff, aus dem die Welt gemacht ist'. Der Materialist sagt, die Welt bestünde aus Dingen im Raum - res extensae -, während der Spiritualist den Geist - spiritus - jenseits von Raum und Zeit als das eigentliche Material der Welt ansieht. 

Dem Idealismus entgegen steht der Realismus. Sie sind die beiden möglichen Ant-worten auf die Frage, woher unser Wissen kommt. Der Realist sagt: von den Din-gen - lat. res -, die ihre Eigenschaften gewissermaßen in unsere Wahrnehmung ein-prägen; während der Idealist sagt: aus unserem Sehen - gr. ídeinselbst, das kein passives Ab bilden ist, sondern ein projektives Hinein bilden. Der Unterschied ist der: Im ersten Fall liegt die Washeit - qualitas -  der Dinge in ihnen selbst; im zwei-ten Fall liegt er 'im Auge des Betrachters'.

Ein Zusammenhang besteht nicht vorne-, sondern nur hintenrum. Der Realist mag Materialist oder Spiritualist sein: Das Was der Dinge läge in ihnen selbst begründet und könnte sich ungeniert 'einprägen'. Der Realist ist Dogmatiker: Er glaubt daran, dass es ein Ansich der Dinge gäbe, das hinter ihrer Erscheinung liegt und unserer Wahrnehmung lediglich nicht zugänglich ist.

Der Idealist kann jedenfalls kein Spiritualist sein: Ein Sein, das nicht wahrnehmbar wäre, weil es in Raum und Zeit nicht erscheint, ist nach seiner Prämisse nicht vor-stellbar: Für den Idealisten kann es jenseits des Wahrnehmbaren nichts geben. Ma-terialist im vordergründigen Sinn kann er freilich auch nicht sein: Die Frage nach einem Ansich hinter der Erschei-nung ist für ihn ohne Sinn. Was nicht erscheint, kann nicht angeschaut werden, und was nicht angeschaut werden kann, ist nicht wirklich. 'Begriff ohne Anschauung ist leer.' 

Wie aber ist es mit 'dem Geistigen'? Das kann angeschaut werden. Denn es er-scheint durchaus. Ein Geistiges 'gibt es' nicht anders als im wirklichen Handeln wirklicher Menschen in Raum und Zeit. Es 'erscheint' als Zweck
6. 6. 18 


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