Mittwoch, 18. Juni 2025

Wonach entscheide ich denn, was wirklich ist?

 es schwebt                                                               zu  Philosophierungen

Dass das Gehirn keinen eigenen Maßstab dafür hat, was real ist und was es sich nur einbildet, beweist nicht, dass diese Unterscheidung selber nicht real, sondern 'bloß eingebildet' ist: Es beweist gar nichts. Dass etwas außerhalb der Vorstellung 'wirk-lich vorkommt', kann nur etwas außerhalb unserer Vorstellung uns verbürgen - doch davon könnten wir nichts wissen. Es ist aber auch nicht so, dass nur wir 'es nicht wissen können'; dass da etwas Wissbares ist, zu dem wir, ach, keinen Zugang haben. Vielmehr ist es so, dass die Frage selber, wenn man sie nur gründlich stellt, keinen Sinn hat.


Wir wissen nichts, als was in unserer Vorstellung vorkommt: Beide Ausdrücke be-deuten dasselbe. Wir wissen folglich nichts, was in unserer Vorstellung nicht vor-kommt. Wir wissen manches noch nicht, weil es in unserer Vorstellung noch nicht vorkommt; das kann sich ändern, man muss immer wieder versuchen. Doch etwas, das ich mir nicht vorstellen kann, weil es an sich nicht vorstellbar ist, ist... unvor-stellbar. Es ist nicht inexistent, sondern sinnlos. Danach zu fragen, ist... nun ja, dumm; spätestens, sobald die erforderlichen Überlegungen angestellt wurden.

*

Daneben steht die Tatsache, das wir alle im Alltag tausendfach unterscheiden zwi-schen Vorstellungen, denen in einer Welt außerhab meiner Vorstellungen etwas entspricht, und Vorstellungen, denen nichts Reales entspricht; und dass wir uns ganz selbstverständlich ein Urteil über deren Unterscheidung zutrauen; wenn nicht auf den ersten Blick, dann auf den zweiten oder dritten. Und dass uns diese Unter-scheidung alltäglich tausendfach gelingt, sehen wir als den Unterschied zwischen einem vernünftigen und einem verrückten Bewusstsein an! Die ganze westliche Kultur beruht darauf. 

Ob es eine grundlose Anmaßung ist, kann die empirische Kognitions- und Neuro-wissenschaft nicht beurteilen. Denn dazu müsste sie aus ihrem natürlichen Befan-gensein in den immanenten Bewegungsgesetzen des Gehirns heraustreten, die doch gerade Gegenstand ihrer Untersuchung sind. Man müsste schon einen Standpunkt außerhalb seiner einnehmen können, um sein Verfahren "wie ein unbeteiliger Zu-schauer" anzuschauen.

Das ist empirisch offenbar nicht möglich. Es kann nur spekulativ geschehen, an-hand eines Modells. Die Transzendentalphilosophie behauptet, ein solches Modell entworfen zu haben. Sein spekulativer Ausgangspunkt ist die Annahme, dass die Intelligenz nicht rezeptiv, sondern schlechterdings agil und projektiv tätig ist. Dass es so ist und wie es möglich wurde, kann das Modell selber nicht erweisen, sondern muss es voraussetzen. Erweisen oder doch mindestens faktisch einsichtig machen könnten es dann doch wieder nur die realen Wissenschaften. Der obige Beitrag liegt auf dem Weg dorthin.
Kommentar zu  Unsere inneren Universen, JE, 1. 2. 20

 

Wirklich ist nicht, was ist,  sondern was geschieht - was getan wird. Das sind keine Zustände, sondern Handlungen: zu allererst die Leistungen unserer Einbildungs- und Urteilskraft. Sie sind ständig tätig, Zustände sind immer nur nachträglich hinzu-gedachte Interpunktionen unserer Vorstellungen. Real sind immer nur die Übergän-ge; will sagen: Das Wirkliche schwebt.

 

 

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