Freitag, 13. Juni 2025

Oscar Bronner in Freiburg/Br.


 aus derStandard, 13. 6. 2025                           
Oscar Bronner 1.8.2019                                    zu Geschmackssachen

Oscar Bronners Skulpturen winden sich um die eigene Achse
Fast lebendig wirkende Figuren aus Aluminium fügen sich aktuell in der Charim Galerie zu einer in sich versunkenen Gruppe zusammen

von Katharina Rustler

Völlig unbemerkt von diesen dunklen, komprimierten Skulpturen steht man plötzlich unter ihnen. Die eigene Präsenz scheint sie nicht zu stören. Sie wirken in sich versunken, ganz mit einer gemeinsamen Bewegung beschäftigt. Obwohl die zwischen 2018 und 2022 geschaffenen Figuren aus gegossenem Aluminium ganz individuelle Formen annehmen – prinzipiell aber eher nach oben wachsen – vereint sie alle das Motiv der Drehung. Um sie in all ihren Facetten erfahren zu können, muss man auch als Betrachterin mehrfach den Kopf neigen und es ihnen gleichtun.

Dass sich STANDARD-Gründer und Herausgeber Oscar Bronner vor allem als Künstler sieht, betonte er gerne. Der Journalismus war immer nur sein Brotberuf, wie er 2023 in einem Interview sagte. Aktuell zeigt die Charim Galerie in Wien eine Einzelausstellung mit neuen Skulpturen des 82-Jährigen. Unter dem Titel Figura Serpentinata wird auf die kunsthistorische Spiralpose aus der Renaissance Bezug genommen, die Bronners abstrakt-geometrische Formen übernehmen.

Der Ausstellungstitel Figura Serpentinata beschreibt die Drehbewegung, ursprünglich ein kunsthistorisches Motiv, die seine Skulpturen gemeinsam haben
Alphabet im Raum

Die pastos, ungleichmäßig wirkende Oberfläche erinnert bewusst an frühere Gemälde Bronners, die er mit bloßen Händen bearbeitete. Zwei Leinwände befinden sich auch in der Schau – und bilden quasi eine Brücke zu den Körpern im Raum. Während in den Bildern eine Dynamik zweier sich umgarnender Girlanden vorherrscht, haftet den Skulpturen trotz ihrer eckigen und massiven Form eine Sanftheit und Ruhe an. Vielleicht auch etwas Geheimnisvolles. Denn die Titel der Werke verraten nichts über ihr Aussehen – lediglich über ihren Entstehungszeitpunkt, da sie nach diesem Datum benannt sind.

Scheinbar aus mehreren Elementen zusammengefügt, erinnern sie zusätzlich an Buchstabenformen, die ein unleserliches Alphabet in den Raum malen – und somit doch wieder den Kreis zu Bronners anderer Tätigkeit neben Bildhauerei und Malerei schließen. 

 

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