Sonntag, 22. Juni 2025

David Hume macht einen Fund.

  Dukaten                                                        zu  Philosophierungen 
 Der von Hume selbst vorgeschlagene Ausweg, dass nämlich aus der Erfahrung
gewonnene Regeln stets nur menschliche Verhaltensgewohnheiten sind,
nie aber notwendig gültige Gesetze, kann bis heute überzeugen.  
M. Warkus in spektrum.de, 09.09.2023 

Dieses Argument Humes war es, das Kant zu seiner "kopernikanischen Wendung" veranlasst hatte: Post hoc - 'nach-jetzt' - bedeutet noch nicht propter hoc: 'wegen jetzt'. Denn unsere Erfahrung besagt nur: vorher war es so, nachher ist es anders. Ein Wegen lässt sich nirgends beobachten. Es ist aber die Vorstellung von einem Wirken, die den Kern der Kausalität ausmacht - auf der wiederum das ganz Gebäu-de unserer Vernunft beruht.

Galileo, heißt es, habe das Experiment in die Wissenschaft eingeführt. Allerdings, muss man hinzufügen, als Mittel zur Überprüfung einer Theorie, nicht aber als Ar-gument, eine Theorie aufzustellen. Die Vorstellung von Naturgesetzen, mit der Ga-lileo die moderne Wissenschaft begründet hat, stammt nicht aus irgendeiner Erfah-rung, sondern erklärtermaßen aus seiner Umformung von Platos Lehre von den Ide-en, die er als Gesetze umschreibt und durch mathematische Formeln ausführt. 

Die rationalistischen Systeme, die an Descartes anknüpfen, gehen darauf zurück und fan-den bei Newton eine physikalische Formulierung. Dem gegenüber war der britische Empirismus skeptisch: Materiale Bestimmungen müssten aus der Erfah-rung gewonnen werden und nicht aus Räsonnement konstruiert. Einer dieser Skep-tiker war David Hume: Sensualist und Empirist war auch er - aber die logische Basis von Allem, das Prinzip von Ursache und Wirkung, konnte aus bloßer Beobachtung gar nicht gewonnen werden!

Humes verlegene Rechtfertigung aus der Gewohnheit konnte außer Mathias War-kus bis heute niemanden so recht überzeugen. Namentlich Magister Kant in Kö-nigsberg nahm es zum Anlass, neben dem Sensualismus auch gleich den Rationa-lismus über den Haufen zu werfen und seine Lehre von den zwölf Kategorien und den zwei Anschauungsformen zu entwickeln.

Damit hat er die Transzendentalphilosophie begründet, die bis heute das Aktuellste geblieben ist, was die Geistesgeschichte hervorgebracht hat.
9. 9. 23

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