
Wir stehen wiedermal staunend vor dem Wunder der Symbolisierung. Genauer gesagt, vor der Doppelung unseres Denkens in einen analog-anschaulichen und einen digital-diskursiven Modus. Der springende Punkt ist die Umwandlung der beweglichen Bilder in ruhende Begriffe. Die zur Ruhe gebrachten Bilder können zu einander in dauerhafte Verhältnisse gesetzt, durch einander definiert und fixiert werden, man kann mit ihnen operieren, ohne dass sie sich bei jedem Zugriff wieder verflüchtigen.
Unter der Voraussetzung, dass an ihrem bildhaften Ursprung genügend anschauli-cher Stoff in sie eingegangen ist, lässt sich durch neue Begriffsverbindungen vor-stellen gewissermaßen simulieren, und so erscheint diskursives Denken gelegentlich als produktiv, was es in Wahrheit ja nicht ist: Produktiv ist immer nur der an den Begriffen erhalten gebliebene anschauliche Anteil. Am produktivsten kommt sich das diskursive Schlussfolgern immer dann vor, wenn es neue Begriffe in die Welt setzt, bei denen sich... nichts mehr vorstellen lässt.
Und so werden sie selbst innerhalb der Scientific Community in Bildern dargestellt, siehe ganz oben. Was als Bild dargestellt wird, ist typischweise ein Modell: ein Be-griffs-Bild. Die Bilder können und sollen gar nichts beweisen. Sie sollen die Wissen-schaftler nur versichern, dass der Rahmen der Erfahrungswissenschaft nicht verlas-sen wurde: Ein bisschen lässt sich immer noch vorstellen, man darf es nur nicht zu genau nehmen.
Am
Anfang der Wissenschaft mussten die Begriffe die Vorstellungen in ihre
Mitte nehmen, um sie haltbar zu machen. Am Ende der Wissenschaft müssen
die Vorstel-lungen den Begriffen Kredit besorgen. Aber sie können die
Zeifel nur momentan beschwichtigen. Ausräumen können sie sie nicht.
Kommentar zu Gibts das Universum zweimal? JE, 20. 6. 22
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