
Von Woche zu Woche wird es deutlicher: Der gewaltige Schutzschirm, den Amerika nach dem Zweiten Weltkrieg über Europa ausgespannt hat, war ein Danaergeschenk. Es hat die Europäer dazu verleitet, ihren Platz in der Welt aus den Augen zu verlie-ren. Da haben sie eine Menge gespart, aber nur an Geld. An Selbstständigkeit und - folglich - an Verantwortung haben sie verloren. Jetzt, wo im Weißen Haus ein über-geschnappter Privatunternehmer herrscht, ist Kassensturz.
Die Amerikaner merken, dass sie mit ihrer Gießkanne nicht viel Dauerhaftes ge-pflanzt haben, und die Europäer, dass sie das gesparte Geld besser investiert hätten, als es unter die Wähler zu verteilen.
Das ist ihnen allen aber nicht bei einer jährlichen Inventur aufgefallen, sondern an-lässlich einer historischen Zäsur: Die gewesene Großmacht Russland will zurück auf einen Spitzenplatz im selbem Moment, wo China nach Jahrhunderten endlich dorthin drängt, wo es in der Welt gehört. Da gerät Alles aus dem Gleichgewicht, und für Europa wirds knapp.
Um sich aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit herauszurappeln, müsste es sich schon sehr zusammennehmen; wenn's nicht schon zu spät ist?
Wenn sie's gar nicht erst versuchen, war's auf jeden Fall zu spät.
Trump hat Recht, wenn er China als seinen Hauptrivalen ansieht, aber dann braucht er Europa, wenn ihm Indien nicht über den Kopf wachsen soll - und aus Europa muss er Russland raushalten.
Bedenken Sie: Weltwirtschaftlich fällt Russland nicht stärker ins Gewicht als Italien; aber das gehört zu einer wirtschaftlichen und politischen Union.
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