Dienstag, 15. April 2025

Eudämonik der bildenden Kunst.


aus derStandard.at, 15.  4. 2025                                  Ivana Kobilca                                          zu Geschmackssachen,
 
Betrachten von Kunst hebt laut Studie die Stimmung
Schon das alleinige Ansehen von bildender Kunst hat eine wohltuende Wirkung aufs Gemüt, hat nun eine Metastudie festgestellt

Wien/Dublin/Berlin – Wer über Ostern einen Stimmungsaufheller braucht, der sollte sich mit Kunst beschäftigen. Abermals hat eine internationale Überblicks-studie unter der Leitung von Forschenden der Universität Wien festgestellt: "Allein der Anblick von bildender Kunst, der Besuch eines Museums oder die Anwesenheit von Kunst im Krankenzimmer kann das Wohlbefinden steigern", so das Fazit der Untersuchung, die im Journal of Positive Psychology veröffentlicht wurde.

Auf der Suche nach dem Glück

Schon die großen Philosophen Sokrates, Aristoteles und Kant hatten ihre eigenen Theorien zum "eudämonischen Empfinden", einem Gefühl von Glückseligkeit und Sinn. Was diesen ausgeglichenen Gemütszustand ausmacht, bleibt für viele Men-schen ein Rätsel, allerdings weiß man inzwischen, dass Kunst eine wohltuende Wirkung auf die Psyche und Gesundheit haben kann.

"Kunst wird oft als Luxus betrachtet, aber unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Betrachten von Kunst – sei es im Rahmen der eigenen Hobbys oder durch gezielte Intervention – das Wohlbefinden erheblich fördern kann", so MacKenzie Trupp, Hauptautorin und Forscherin an der Universität Wien und an der Radboud-Universität in Nijmegen (Niederlande).

Bloßes Betrachten "weitgehend unerforscht"

Bereits im Jahr 2023 kam Trupp zu dem Schluss, dass das Betrachten eines digitalen Monet-Gemäldes in nur weniger als zwei Minuten das subjektive Wohlbefinden verbessern kann. Die Auswirkungen des bloßen Betrachtens von Kunst seien jedoch noch "unerforscht", heißt es am Dienstag in einer Presseaussendung der Universität Wien. Der Schwerpunkt der Forschung habe bisher auf dem kreativen Prozess gelegen und nicht auf dem Anschauen.

In einer neuen Metastudie wurden deshalb Daten aus 38 Studien mit 6805 Teilneh-mern (aus den Jahren 2000 bis 2023) zusammengefasst, um herauszufinden, welche psychologischen Prozesse zu mehr Wohlbefinden führen können. Die dabei mitein-geschlossene Kunst bestand aus visuellen Objekten oder Bildern in jeglicher Art (z. B. Gemälde, Zeichnungen und Skulpturen) und umfasste keine Filme oder Auffüh-rungen wie Performancekunst, Tanz und Theater.

Freude und stärkere Resilienz

Zum ersten Mal konnten laut Uni Wien fünf zugrundeliegende Mechanismen identifiziert werden: affektive, kognitive, soziale, selbsttransformative – also etwa identitätsstärkende oder die Selbstreflexion fördernde – und solche, die die Resilienz (Widerstandsfähigkeit) stärken. So könne das Betrachten von Kunst etwa zur Regulierung der eigenen Emotionen und zu Freude führen. Es könne zum Nachdenken anregen oder Neugierde wecken, aber auch ein Gefühl von Sinnhaftigkeit vermitteln.

Ebenso könnten Gefühle wie Einsamkeit gemildert und belastende Situationen besser gemeistert werden. Da Kunst bereits in öffentlichen und privaten Räumen präsent ist und sie sich auch relativ leicht ins eigene Leben integrieren lässt, sehen die Forschenden darin mitunter auch ein kostengünstiges Mittel zur Unterstützung der psychischen Gesundheit. (APA)

 

Nota. - "Auch Natur und bestimmte Farben wirken positiv", schreibt derStandard unter obiges Bild. Das hätte man gern etwas ausführlicher erfahren! 'Natur' sind keine ausgeklügelt arrangierten Sitllleben, oder doch? Auf jeden Fall Natur ist Landschaft, wenn auch nicht jede. Und gehe ich recht in der Annahme, dass besonders gemütlich stimmende Farben Grün, Blau und Braun sind?

Das sind Motive, die im Wortsinn kaum noch welche sind: Sie bewegen nichts, man kann sie betrachten, ohne etwas erkennen zu wollen und ohne sich eine Meinung bilden zu müssen. Das sind Gründe, die die Kunst veranlassen konnten, zuerst von den historischen Themen zur Landschaft, und schließlich von den Gegenständen überhaupt zum bloßen Spiel von Farben und Formen überzugehen. Die erfordern keine Stellungnnahme - wenn man eine Kunst, die zu ihrer eigentlichsten, nämlich einer ästhetischen Bestimmung gelangt ist, nicht gerade für entartet hält.
JE

 


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Blog-Archiv

Quanten, Gravitation und die Weltformel.

  aus spektrum.de, 27. 1. 2025                                                                    u   Jochen Ebmeiers Realien   Quantengrav...