
Wahr ist es, immer habt Ihr uns Deutschen vorgeworfen, daß wir von jenem Scherz verlangten, er solle noch etwas anderes bedeuten, als eben den Scherz selbst und ich will Euch recht geben, wiewohl in ganz anderm Sinn, als Ihr es wohl meinen mögt. […] Sehe ich einen tollen Kerl durch greuliche Grimassen das Volk zum Lachen reizen, so kommt es mir vor, als spräche ein ihm sichtbar gewordenes Urbild zu ihm, aber er verstände die Worte nicht und ahme, wie es im Leben zu geschehen pflegt, wenn man sich müht, den Sinn fremder, unverständ-licher Rede zu fassen, unwillkürlich die Gesten jenes sprechenden Ur-bildes nach, wiewohl auf übertriebene Weise, der Mühe halber, die es kostet. Unser Scherz ist die Sprache jenes Urbildes selbst, die aus un-serm Innern hinaustönt und den Gestus notwendig bedingt durch jenes im Innnern liegende Prinzip der Ironie…
[Die Urdarquelle ist] nichts anderes, als was wir Deutschen Humor nennen, die wunderbare, aus der tiefsten Anschauung der Natur ge-borne Kraft des Gedankens, seinen eigenen ironischen Doppeltgänger zu machen, an dessen seltsamlich Faxen er die seinigen und – ich will das freche Wort beibehalten – die Faxen des ganzen Seins hienieden erkennt und sich daran ergetzt.
aus: E. T. A. Hofmann, Prinzessin Brambilla, in: Späte Werke, München 1965, S. 246f.; S. 258
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