
aus Tagesspiegel, 25. 4. 2025 zu öffentliche Angelegenheiten

Zu viel Bürokratie – dies ist seit langem ein großer Kritikpunkt der Wirtschaft. Zahlen des Münchner ifo-Instituts von Ende 2024 zufolge geben deutsche Firmen im Schnitt rund sechs Prozent ihrer Umsätze für Bürokratiekosten aus.
Die wahrscheinlich künftige Regierung aus Union und SPD verspricht einen breit angelegten Bürokratieabbau und will staatliche Entscheidungen, Prozesse und Strukturen modernisieren. Ähnliche Pläne hatten schon Regierungen zuvor – umgesetzt wurde wenig.
Nun zeigt eine Studie der staatlichen Förderbank KfW, wie sehr die Bürokratie den deutschen Mittelstand belastet. Die 3,8 Millionen Beschäftigten in mittelständischen Unternehmen verbringen demnach im Mittel etwa sieben Prozent ihrer Arbeitszeit mit bürokratischen Prozessen.
Pro Mitarbeiterin oder Mitarbeiter entspricht das der Studie zufolge einer Arbeitsbelastung von durchschnittlich rund 32 Stunden im Monat – oder insgesamt 1,5 Milliarden Arbeitsstunden im Jahr. Insgesamt kostet es den Mittelstand der Erhebung zufolge rund 61 Milliarden Euro im Jahr, sämtliche Vorgaben umzusetzen.
Dies geht aus dem repräsentativen „Mittelstandspanel“ der staatlichen Förderbank KfW, an dem etwa 10.000 kleinere und mittlere Unternehmen aus allen Wirtschaftszweigen teilnahmen.
Die Befragung der Unternehmen ergab, dass Solo-Selbstständige den größten bürokratischen Aufwand haben. Sie verwenden im Durchschnitt 8,7 Prozent ihrer Arbeitszeit für die Erledigung dieser Aufgaben. Mit steigender Unternehmensgröße sinkt die relative Bürokratiebelastung. Eine Branche, die besonders viel Arbeitszeit – nämlich 8,1 Prozent – auf bürokratische Prozesse verwendet, ist das Baugewerbe.
Nicht inbegriffen bei der Erhebung sind Belastungen, die sich nicht oder kaum in Arbeitszeit messen lassen – etwa langwierige Planungs- und Genehmigungsverfahren, schlechte Behördenerreichbarkeit oder die strittige Auslegung von Vorschriften. „Speziell diese psychologischen Kosten im Umgang mit Bürokratie nehmen bei vielen Unternehmen aber eine tragende Rolle ein“, so KfW-Mittelstandsexperte Michael Schwarz
Zwar seien geregelte Verfahren eine wesentliche Grundlage des Wirtschaftssystems, so Schwarz. „Mit zunehmender Bürokratie steigt jedoch das Risiko, dass die Kosten den Nutzen übersteigen.“ Schwarz weiter: „Klar ist: Aus Sicht der mittelständischen Unternehmen ist der Faktor Bürokratie das mit Abstand größte Risiko für die Wettbewerbsfähigkeit und den Standort Deutschland.“
Die konkrete Frage zum Thema Bürokratie im Panel lautete: „Was schätzen Sie, wie hoch ist der Aufwand für Ihr Unternehmen zur Erfüllung aller gesetzlicher Vorgaben? (in Arbeitsstunden pro Monat)“.
Dabei geht es neben Dokumentations- und Informationspflichten, etwa dem Ausfüllen von Formularen an Steuer- und Sozialversicherungsbehörden auch um die Zeit, die Unternehmen für die Befolgung von Gesetzen und Regeln zum Beispiel beim Datenschutz, im Arbeitsrecht, im Umweltschutz oder bei technischen Mindeststandards benötigen. (lem)
Nota. - Sehn Sie nochmal hin: Hier ist nicht die Rede von den wuchernden Kosten der staatlichen Bürokratien, sondern davon, welchen zusätzlichen Aufwand sie die privaten Unternehmen kosten.
JE
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