
aus ntv, 15. 9. 2025 zuöffentliche Angelegenheiten
Aus einem Interview von ntv mit Sergey Lagodinsky.
Lagodinsky ist Grünen-Abgeordneter im Europäischen Parlament und
Mitglied im Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten. Er ist
rechtspolitischer Sprecher seiner Fraktion sowie Sprecher für Russland
und transatlantische Beziehungen.
Die Ukraine braucht zwei Dinge: reale Sicherheit und reale Garantien. Das bedeu-tet, dass wir die Waffenlieferungen an Kiew verstetigen oder sogar erhöhen müssen. Gleichzeitig ist es aber nötig, eine Situation zu schaffen, in der wir die Amerikaner mit im Boot behalten. Wir müssen die Ukraine - außerhalb der Nato - so stark in unsere Verteidigungsstrukturen integrieren, dass sie von sich aus bereit ist, sich gegenüber Russland zu verteidigen. Auch im Bereich der Sanktionen gegen Moskau dürfen wir auf keinen Fall nachlassen. Bei einer Normalisierung der Beziehungen zur russischen Regierung und zum russischen Präsidenten, wie wir sie bei Wladimir Putins Besuch in China gesehen haben, dürfen wir nicht mitmachen.
Würden Sie im Prinzip die Entsendung von Bundeswehrsoldaten als Friedensmission unterstützen, falls es dazu kommt?
Ich spreche jetzt nur für mich. Das ist nicht die Position meiner Partei. Aber wenn Deutschland die Führung im Bereich der Verteidigung und der europäischen Integration der Ukraine übernimmt, dann kann es nicht sagen: "Für die Präsenz oder die Sicherheitsgarantien müssen die anderen sorgen." Eine grundsätzliche Ablehnung der deutschen Beteiligung halte ich für keine aufrichtige Position. Konkret wird es aber darauf ankommen, welches Mandat unter welchen Bedin-gungen wo in der Ukraine umgesetzt wird. Und das ist immer das Ergebnis von Absprachen vieler Beteiligter. ...
Im Mai haben Sie darauf bestanden, dass Europa einen "Sicherheitsrat der Willigen", also ein europäisches Sicherheitsgremium als strategisches Entscheidungszentrum, braucht. Warum ist es nötig?
Unsere Geschwindigkeit bei Entscheidungen ist einfach nicht ausreichend. Das müsste allen Beteiligten in der "Koalition der Willigen" langsam klar werden. Auch in Moskau sieht man natürlich mit großem Interesse die Schwierigkeiten bei den Entscheidungsfindungen der EU. Und die darf man in so einer Situation nicht zeigen.
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