Samstag, 13. September 2025

Es riecht nach was.

Ein Junge vor pinkfarbenem Hintergrund hält eine Banane vor seinen Mund, so dass sie sein Lächeln ergibt.
aus spektrum.de, 14. 10. 2024                                                                         zu Jochen Ebmeiers Realien

Wahrnehmung
Geruchsneurone reagieren auch auf Bilder und Worte
Was passiert im Gehirn, wenn wir eine Banane riechen? Es werden dieselben Nerven-zellen aktiviert, wie wenn wir ein Bild der Frucht sehen oder das Wort »Banane« lesen.

von Annette Doerfel

Ein Geruch – wie der einer Banane – wird im Gehirn von individuellen Nerven-zellen erkannt. Diese reagieren aber nicht nur auf den Duft, sondern sogar auf das geschriebene Wort »Banane« oder ein Bild der Frucht, wie eine Studie der Univer-sität Bonn und der RWTH Aachen offenbart.

Zwar wusste man durch bildgebende Verfahren, welche Hirnregionen der Mensch benötigt, um Gerüche wahrzunehmen, doch auf Ebene einzelner Zellen wurde das bislang nur in Tierversuchen untersucht. Das Forschungsteam um Florian Mormann konnte erstmals die Aktivität tausender Neurone in verschiedenen Bereichen des Denkorgans während des Riechens aufzeichnen. Für die Versuche präsentierten die Fachleute Epilepsiepatienten, denen man zu diagnostischen Zwecken Elektroden ins Gehirn implantiert hatte, verschiedene Gerüche, etwa den Duft einer Banane, von Lakritz oder altem Fisch. Die Reaktion einzelner Nervenzellen war laut dem Forschungsteam so signifikant, dass sich anhand ihrer Aktivität präzise vorhersagen ließ, mit welchem Duft die Versuchspersonen es gerade zu tun hatten. 

Die Messungen bestätigten, worauf Tierexperimente zuvor hingedeutet hatten: Offenbar sind auch beim Menschen unterschiedliche Hirnareale an spezifischen Aufgaben der Geruchswahrnehmung beteiligt. Neurone in der primären Riechrinde und vor allem im Hippocampus identifizieren bestimmte Gerüche, während die Amygdala deren emotionale Qualität bewertet – sie etwa als angenehm oder unan-genehm einstuft. So zeigte sich, dass einzelne Zellen in der Amygdala bei olfakto-rischen Reizen, die die Probanden mochten, aktiver waren als bei solchen, die sie verabscheuten. In anderen Regionen gab es keinen solchen Zusammenhang.

In einem weiteren Versuch untersuchte das Team, wie die Neurone der Studienteil-nehmer auf das Foto oder das geschriebene Wort des Objekts reagierten. Dabei feuerten die Nervenzellen ähnlich stark wie bei der Reaktion auf den entsprechen-den Duft. Diese Entdeckung deutet darauf hin, dass die neuronale Verarbeitung von Gerüchen eng mit der von visuellen und sprachlichen Informationen ver-knüpft ist.

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Es riecht nach was.

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