Freitag, 5. September 2025

Learning by watching.


aus derStandard.at, 4. 9. 2025                      Die in freier Wildbahn extrem raren Blaukehlaras gehören zu den besonders geselligen und intelligenten Papageienarten.                                                                        zu Levana, oder Erziehlehre

Papageien lernen auf eine Weise, die bisher als exklusiv menschlich galt
 Die sehr seltenen Blaukehlaras können sich Verhaltensweisen abschauen, indem sie die Interaktionen zwischen zwei anderen Individuen beobachten

Zu den besonderen geistigen Fähigkeiten des Menschen gehört es, Verhaltensweisen zu lernen, indem wir sie uns passiv von der Interaktion zwischen anderen Personen abschauen. Das passiert etwa dann, wenn wir in fremde Kulturen reisen, wo es andere Formen der zwischenmenschlichen Interaktion gibt als in der eigenen. Durch Nachahmung etwa der Gesten, die wir zwischen Einheimischen beobachteten, passen wir uns an und übernehmen kulturelle Praktiken und soziale Normen.

Diese Fähigkeit, die an Geselligkeit und Interesse für soziale Interaktion mit anderen geknüpft ist, wurde bisher bei keiner nichtmenschlichen Tierart beobachtet. Zwar gibt es auch bei Tieren Kultur und das Lernen bestimmter Verhaltensweisen durch direkte Demonstration. Doch dass auch Verhaltensweisen zwischen anderen Tieren von einem dritten Artgenossen aufgeschnappt und übernommen wurden, galt bisher als exklusiv menschlich.

Rare Araart

Das zieht nun eine neue Studie in Zweifel, die von Forschenden des Max-Planck-Institut für biologische Intelligenz mit Blaukehlaras durchgeführt wurde. In freier Wildbahn sind die etwa 75 cm langen Papageien vom Aussterben bedroht; nur noch rund 300 Individuen dürften im Regenwald Boliviens existieren. Auf Teneriffa werden sie deshalb von der Loro Parque Fundación nachgezüchtet. Und hier führt auch ein Team von Kognitionsforschenden um Auguste von Bayern seit Jahren Experimente mit den klugen Vögeln durch.

Nahaufnahme eines Blaukehlara-Papageis mit lebhaftem blauem, grünem und gelbem Gefieder. Im Hintergrund sind unscharfe Blätter und Pflanzen zu sehen.
Kluges Köpfchen: der Blaukehlara.

So konnte das Team bereits 2022 nachweisen, dass Blaukehlaras sich an frühere Handlungen erinnern können, diese auf Aufforderung wiederholten und sogar über ein episodisches Gedächtnis verfügen, das bis dahin nur von Säugetierspezies wie Delfinen bekannt war. Nun legt eine im Fachblatt Scientific Reports veröffentlichte Untersuchung des Teams nahe, dass Blaukehlaras neue Verhaltensweisen lernen können, indem sie andere Aras bei ihrer Interaktion beobachten.

Fünf erlernte Handlungen

Konkret beobachteten Esha Haldar, Auguste von Bayern und ihre Kollegen 14 in Gefangenschaft lebende Blaukehlaras, konkret: zwölf Versuchstiere und zwei Demonstrationsaras. Die Forschenden testeten, ob die Versuchspapageien eine Reihe von fünf Handlungen imitieren konnten, nachdem sie beobachtet hatten, wie einer der trainierten Papageien auf Gesten eines Forschers reagierte. Zu diesen Handlungen gehörten das Anheben eines Beines, das Drehen und das Flattern mit den Flügeln auf Befehl.

 Video über die neuen Experimente und Studienergebnisse.

Eine Testgruppe von sechs Papageien beobachtete diese Interaktionen und erhielt dann die gleichen Befehle, während eine Kontrollgruppe von fünf Papageien die Befehle ohne vorherige Beobachtung erhielt. Die Testgruppe lernte mehr Handlungen als die Kontrollgruppe und tat dies schneller, indem sie auf Aufforderungen wie "hebe ein Bein" doppelt so genau reagierte wie ihre Artgenossen. Einige Vögel der Testgruppe ahmten Handlungen auch spontan nach, bevor sie Befehle oder Belohnungen erhielten.

Allgemeinere Schlussfolgerungen wollen die Autorinnen und Autoren aber noch nicht ziehen, da sowohl die Versuchsgruppe als auch die Zahl der getesteten Handlungen noch klein war. 

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