A. A. Tuccillo aus PhilosophierungenBeim Vergleich von Achilles und der Schildkröte geht es um die Geschwindigkeit. Nicht um Zeit und nicht um Raum, sondern um das Verhältnis von beiden. Das Verhältnis bestimme ich, indem ich den einen an der andern messe - oder umge-kehrt. Nur um das Verhältnis geht es bei der Wette und nicht um beide je für sich.
Man könnte also sagen, wir lassen beide eine halbe Minute laufen unf verleichen dann die zurückgelegte Strecke; lasse ich sie eine Viertelminute laufe, werden sie nur halbsoweit kommen, aber das Verhältnis bleibt dasselbe. Ich kann sie auch hundert Meter laufen lassen und die je benötigte Zeit messen. Wieder dürfte das Verhältnis gleichbleiben - allerdings umgekehrt.
Danach kann ich sie erst eine Minute laufen lassen und dann die gelaufene Strecke messen... ja wessen denn! Ihre oder seine? Das Verhältnis wird dasselbe bleiben - nämlich einmal so und das andere Mal reziprok (vorausgesetzt nämlich, der Schild-kröte geht bei dem Gerenne nicht die Puste aus). Nämlich wenn ich mal die Strecke zugrundelege und die Zeit daran messe, und das andere Mal die Zeit zugrundelege und daran die Strecke messe.
Tu ichs bei der einen so und bei dem andern anders, bekomme ich keine Ergebnis-se, die in irgendeinem Verhältnis etwas zu einander stehen.
Zenon hat uns kein Paradox überliefert, sondern einen Denkfehler. Oder er hat lange tüfteln müssen, um uns in die Irre führen zu können.
In der zweiten Klasse bekam ich mal die Aufgabe, auszurechnen, wie schnell fünf Pferde liefen; angegeben war nur, dass je eines 30 km/h lief. Während die andern Kinder rechneten, hab ich's hin und her gedreht und bin dann nach vorn geschlichen, um zu gestehen, dass ich nicht er-kannte, was es da zu rechnen gab.
Der Fehler der andern war, zu rechnen, bevor sie vorgestellt hatten.
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