Sonntag, 9. März 2025

Was Kunst darstellt, ist Schein.

13. - 14. Jhdt.                                                                                  zu Geschmackssachen

Was die Kunst darstellt, ist Schein. Tut sie mehr als das, ist es zu wenig, nämlich Handwerk

*

Ein Steinzeitmensch schnitzt sich aus Holz einen Löffel. Der hat eine Form, ob er darauf geachtet hat oder nicht. Geachtet hat er auf die Funktion. Eine Form hat das Schnitzwerk ipso facto. Und die ist sein Schein: Welche immer die Funktion ist - sie erscheint; nicht als sie selber, sondern als etwas Anderes. Funktion gibt es nicht ohne Schein.

Gibt es Schein ohne Funktion? Die ungegenständliche Malerei vor hundert Jahren muss das angenommen haben. Und es mag ja auch sein, dass dieses oder jenes Werk keinerlei Anderes bei sich führt; nicht Dekoration, nicht Agitprop und nicht-mal Kitsch. Aber es erscheint in einer Welt, die bis an die Ränder angefüllt ist von Menschenwerk mit Funktion. Wo sich ein Stück bloßer Schein dazwischendrängelt, tut es das nur - oder dürfte es nur - in polemischer Absicht: Es hat keinen Bezug vielleicht auf eine bestimmte Funktion; aber immerhin auf die Fungibilität selbst. Mehr als eine Anmerkung kann er nicht sein.

Das ist auf die Dauer seinerseits zu wenig. Der fleißige Surrealismus wurde bald öde; die ungegenständliche Kunst hat auch nicht lange bestanden, Jackson Pollock hat sie unter die Erde gebracht. Als Dekoration kümmert sie weiter vor sich hin.

Denn Stachel der Kunst ist: Ihr Schein ist ein Schein von wirklich Erscheinendem; nämlich das Andere seiner Funktion. Genauer gesagt: an seiner Funktion. Die bleibt Bezugspunkt der Andersheit, sie wäre ja sonst leer.
5. 2. 22


Samstag, 8. März 2025

Hoffentlich rosten ihre Bomben nicht.

Der schöne Schein ist schon dahin: die Pariser Olympiamedaillen haben Rost angesetzt
aus FAZ.NET, 8. 3. 2025                                                                       zu öffentliche Angelegenheite 

Da hat sich Paris nicht mit Ruhm bekleckert. Die Olympiamedaillen haben sich in kürzester Zeit als rostige Schwindelware von mangelhafter Qualität entpuppt.

 

Nota. - Frage: Welche ist die unglücklichste Nation?

Antwort: Kanada. Sie hätten haben können französische Küche, britische Kultur und amerikanische Technologie. Bekommen haben sie englische Küche, amerikanische Kultur und französische Techno-logie. 

 

 

Tragisch.

                              zu öffentliche Angelegenheite 

Es könnte ja sein, dass er Amerika ruiniert, statt es great again zu machen. Aber das kann man in Europa nicht wünschen.

 

 

Die Welt in Atem halten.

             zu öffentliche Angelegenheite 

Er ist ein Zocker und im Grunde wohl ein unpolitischer Mensch. Es geht ihm weniger um die USA als um ihn selbst. Denn wenn die Welt vor der Unberechen-barkeit Amerikas zittert, ist es um dessen Autorität geschehen und der Dollar bleibt nicht mehr lange Leitwährung. Russland wird das weniger nützen als China.

 

 

Weltfrauentag.

                                     zu öffentliche Angelegenheite

Zu viele dunkle Ecken
: So kann Berlin sicherer werden – nicht nur für Frauen

Von Anna Thewalt
Tagesspiegel, 8. 3. 2025
 
Grüne und Linke kritisieren „Sicherheitspopulismus“
Von Alexander Fröhlich
Tagesspiegel, 8. 3. 2025
 

 

Die aufhaltsame Freisetzung des Ästhetischen durch die Landschaft.

Hendrick de Clerck (1560-1630) with Denis van Alsloot (1570-1628),The Death of Adonis in a Wooded Landsca-pe                                                                                                                                             zu  Geschmackssachen

Beim hochberühmten Claude Lorrain waren in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhun-derts die menschlichen Figuren bereits bloße Staffage: Zugaben, um den Bildern einen honorigen Titel geben zu können. Grad eine Generation zuvor war, wie Sie oben sehen, die titelgebende Figurengruppe auch kompositorisch noch 'Grund' des Bildes: Ohne die Gruppe wär es kein Bild; es würde nicht bloß rechts unten lah-men, sondern über die ganze Leinwand. 

Man kann sagen: Es ist ein besseres Bild; aber Claudes Landschaften sind besser.
Es ist noch ganz konventionell; z. B. die Farbperspektive: vorne braun, Mitte grün, hinten blau.
4. 6. 22

 

 

Freitag, 7. März 2025

Feuervogel.

  Oiseau de feu            zu öffentliche Angelegenheite

In Silicon Valley und Texas haben sie Ingeniöre. Bei uns gibts Witz.

 

 

Frisch und neu an jedem Tag.

                                                                     zu Philosophierungen

Vernunft ist nicht betulich und hausbacken, sondern ätzend scharf.
9. 2. 22

 

 

Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE  

Donnerstag, 6. März 2025

Es braut sich was zusammen.

 


 


 

Macron macht Druck.


aus süddeutsche.de, 5. 3. 2025                                                             Neben ihm  eine Grafik, die den Zuwachs der russischen Armee zeigt.                                                                                                           zu öffentliche Angelegenheiten

Macron bietet Schutz durch Atomschirm an
„Die Zukunft Europas darf nicht in Washington oder Moskau entschieden werden“, sagt der französische Präsident in einer dramatischen TV-Ansprache. Vor Beginn des Ukraine-Gipfels versucht Emmanuel Macron, den ungarischen Regierungschef Viktor Orbán von seiner Blockadehaltung abzubringen.

Von Josef Kelnberger, Brüssel

Schwarzer Anzug, schwarze Krawatte, düster der Blick. Emmanuel Macron gab alles, um seinem Publikum den Ernst der Lage einzuhämmern. Im Mittelpunkt seiner Rede: „die russische Bedrohung“. Wladimir Putin überziehe nicht nur die Ukraine mit einem brutalen Angriffskrieg, nein, er habe es auf ganz Europa abgesehen. Und weil sich zugleich Donald Trump von Europa abwende, müsse die EU lernen, sich selbst zu verteidigen. Man stehe vor einer Herausforderung, wie sie der Kontinent seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr erlebt habe. „Eine neue Ära ist angebrochen“, sagte Macron.

14 Minuten lang wandte sich Macron in einer kurzfristig anberaumten Fernsehansprache an diesem Mittwochabend an das französische Volk, und mehr noch: Am Abend vor dem Ukraine- Sondergipfel der Europäischen Union zum Krieg in der Ukraine wandte er sich an alle Europäerinnen und Europäer, die Angst vor einem Krieg haben, weil Donald Trump gemeinsame Sache mit Wladimir Putin zu machen scheint. Neben Macron war nicht nur die Trikolore aufgespannt, sondern auch das Sternenbanner der EU. Seine Botschaft: „Die Zukunft Europas darf nicht in Washington oder Moskau entschieden werden.“ ...

Voller Genugtuung stellte Emmanuel Macron fest, dass Europa nun endlich auf ein Ziel zusteuert, das er seit seinem Amtsantritt im Jahr 2017 proklamiert: die „strategische Autonomie“. Und Macron will nicht lockerlassen. Nächste Woche, so kündigte er an, sollen sich in Paris die Stabschefs der europäischen Länder treffen, die bereit sind, einen Friedensvertrag für die Ukraine mit eigenen Soldaten abzusichern.

Und noch einen historischen Schritt stellt er in Aussicht: Frankreichs Atomwaffen, Nationalstolz seit 1964, könnten auch die europäischen Nachbarn schützen. Als Antwort auf den „historischen Appell“ des zukünftigen deutschen Bundeskanzlers Friedrich Merz, sagte Macron, eröffne er hiermit die strategische Debatte über eine Ausdehnung des atomaren Schutzschilds auf die Verbündeten. Um die Landsleute zu beruhigen, fügte er hinzu: Die Entscheidung über den Einsatz der Atomwaffen müsse immer in der Hand des französischen Präsidenten liegen.

 

 

Chinesisches und westliches Denken.

                                                  zu Jochen Ebmeiers Realien

Ein Sprachsystem, das durch und durch von analoger Bildlichkeit durchdrungen ist, wird sich nicht leicht in digitale Begriffe fügen. Mit andern Worten: Diskursives Den-ken, das den Westen beherrscht, wird es mit China immer schwer haben. Durchaus nicht in positiver Hinsicht, beim Darstellen dessen, was als wahr und richrtig gelten soll: Zum Konstruieren sind die Begriffe gar nicht geeignet. Da mag die Vieldeu-tigkeit und die Versuchung zur 'uneigentlichen' Rede das chinesische Denken dem westlichen gar überlegen machen.

Unabdingbar ist die Schärfe des Begriffs dagegen für Analyse und  Kritik des Aus-gesagten nicht minder als die Unerbittlickeit der Logik. Die sind der Vernunft we-sentlicher als das Konstruieren; das können andre besser, und die sind letzten En-des auch gemütlicher. Kritik aber ist schneidend, denn sie kommt am Ende zu einem Urteil.

Kommentar zu Was verrät das chinesische Schriftzeichensystem über China? JE.7. 2. 22 

 

 

Mittwoch, 5. März 2025

Bloß keine neuen Schulden.

Sisyphus, Breslau                                    zu öffentliche Angelegenheiten 

Das Keynes-Modell sei gescheitert, hört man allenthalben. Es ist aber nirgends aus-geführt worden. Vorgesehen war Schulden machen und Investitionen wagen in schlechten Zeiten - und in besseren Zeiten die Schulden wieder abtragen. Das ist gesunder Hausfrauenverstand. Nach über einem Dreivierteljahrhundert zeigt sich unterm Strich: Schulden wurden überall akkumuliert, sodass die Zinsen inzwischen die Mittel auffressen, die für den Schuldendienst nötig wären - und Investitionen auch in guten Zeiten überhaupt nur durch weitere Schulden möglich bleiben. 

Das Keynes'sche Programm wurde erdacht, als in aller Welt die Angst vor der In-flation in den Knochen steckte. Bloß keine Schulden machen war Dogma, aber der Liberalismus war nicht geeignet, die Wetwirtschaftskrise - vom Schwarzen Freitag 1929 bis in den Weltkriegsboom hinein - auch nur ein wenig abzumildern. Der Mar-shall-Plan war die globale Wende: Wenns irgendwo mit der Wirtschaft hakt, muss der Staat ran. Das Wettrüsten während des Kalten Kriegs war ein Marshallplan in Permanenz: ein kaum verhohlenes neues Dogma.

So kann's nicht ewig weitergehen, wohl wahr. Und jetzt kommen sie her und su-chen Heil in der... Rückkehr zum alten Dogma. Das ist Irrsinn. Wirschaftspolitik als Hin und Her von einem Dogma zu dem andern?

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Politik ist eine praktische Disziplin. Zur Erinnerung: Praktisch ist nach Kant das, "was durch Freiheit möglich ist". Und Freiheit heißt Wählen der gewollten Zwecke. Nichts ist 'praktischer' als das Politische. 

Politisch ist Ökonomik als Wahl von Zwecken und nicht als Wahl von Methoden und Verfahrensweisen - die wäre bloß technisch

Die Begriffsverwirrung ist schon alt. Sie beginnt spätestens mit Ricardos Über die Grundsätze der Politische Ökonomie und der Besteuerung. Da gehen die Grund-sätze der Besteuerung unmittelbar aus der Theorie hervor. 

Ein anderes Eingreifen des Staates ins Wirtschaftsgeschehen als das Erheben von Stuern konnte sich der Freihandelsapostel Ricardo gar nicht vorstellen, sonst hätte er das ebenfalls aus seinen theoretischen Grundsätzen ableiten müssen. 

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Politische Ökonomie ist seit ihren Begründern Dr. Quesnay und Adam Smith die theoretische Darstellung des Systems der bürgerlichen Marktwirtschaft. Wäre sie wirklich ein System, in dem alle seine Konstituenten einander begründen, so wäre sie mindesten logisch unanfechtbar, und man könnte aus ihrer historischen Gege-benheit gültige Schlüsse ziehen - nicht nur für die Besteuerung, sondern für alles, was sonst noch 'durch Freiheit möglich' wäre. 

Gerade auf diese theoretisch-praktische Konsequenz bezog sich die Kritik der Poli-tischen Ökonomie von Karl Marx. Sie entlarvte das theoretische System als eine interessierte Täuschung

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Seither ist Volkswirtschaftslehre nichts anderes mehr als Wirtschaftspolitilogie. Sie kann beschreiben, was heute galt, aber vielleicht gestern noch nicht und morgen nicht mehr. Wird sie von historisch gebildeten oder womöglich von sachlich inter-essierten Autoren betrieben, fragt sie nach den je gegebenen Umständen. Wäre sie politisch-ökonomisch interessiert, fragt sie nach den zu wählenden Zwecken.

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Die heute zu wählenden Zwecke kommen in den mathematischen Modellen von gestern naturgemäß nicht vor. 

Der erste - natürlich unausgesprochene - Satz der Kritik der Politischen Ökonomie lautet: Wirtschaft ist ein reales Geschehen, da kommt es auf Glaubenssätze nicht an. Da sind auf der eine Seite die je - heute und nicht gestern und vielleicht auch nicht morgen - gegebenen Fakten, und die heute und nicht gestern, und morgen schon ganz anders gestellten Aufgaben

Die uns heute gegebenen Fakten sind in der Tat Sache von Ökonomen, ein solcher bin ich nicht, in Details darf ich mich gar nicht einlassen. Aber die aufgegebenen Zwecke sind Sache unserer Wahl, und dazu bin ich aufgerufen wie jeder andere:

Noch nie seit 1948, dem Beginn des Kalten Kriegs, stand so viel auf dem Spiel wie heute. Es geht um die Weltordnung, die wir wollen, und die nur möglich wird, wenn wir sie wollen, und das ist keine Angelegenheit von Wirtschaftspolitologen und Kame-ralisten, sondern Sache der res publica.

 

 

Die Alternative wäre Unterwerfung.

Joschka Fischer (Grüne), ehemaliger Aussenminister und Vizekanzler Deutschlands, im Gespräch mit di Lorenzo beim Helmut-Schmidt-Zukunftspreis im Thalia Theater Hamburg.
aus welt.de, 5. 3. 2025                                                                         zu öffentliche Angelegenheiten 

„Die Alternative heißt Unterwerfung“, warnt Joschka Fischer
Grünen-Politiker Joschka Fischer bezeichnet den Eklat im Weißen Haus als „unfass-baren Vorgang“. Jedes Vertrauen in US-Präsident Donald Trump sei zerstört, Deutsch-land müsse jetzt eine Militärmacht werden. „Die Messlatte für Merz ist Adenauer“, erklärt der frühere Außenminister.

Der frühere Bundesaußenminister Joschka Fischer sieht Deutschland und Europa durch das Agieren von US-Präsident Donald Trump massiv gefährdet. Er fordert in einem Interview mit der Wochenzeitung „Die Zeit“ die Wiedereinführung der Wehrpflicht sowie Gespräche über eine Ausweitung des französischen und britischen Atomschirms auf ganz Europa.

„Nun ist eingetreten, was ich lange befürchtet hatte: Der Westen ist beendet, und zwar von innen heraus, nicht durch eine auswärtige Macht. Das ist ein unfassbarer Vorgang“, sagte Fischer über den Eklat im Weißen Haus beim Treffen von Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. „Die schlimmste Folge dieses Eklats ist der völlige Zusammenbruch jedes Vertrauens in diesen Präsidenten.“

Ab jetzt müssten die Regierungen Europas immer zwei Optionen bedenken: „Eine mit den USA in der Nato, als Bündnispartner, aber in einer zweiten Option, als Rückversicherung, immer auch ohne Rückbindung an die USA.“

Fischer fordert eine massive Aufrüstung in Deutschland und Europa. „Was ist die Alternative? Die Alternative heißt Unterwerfung“, warnte er, „Unterwerfung unter die Vorherrschaft der Großmächte und ihrem Diktat“. Sollten die USA die Unterstützung der Ukraine einstellen, müsste Europa das ausgleichen.
 
Joschka Fischer: Deutschland müsse zu einer Militärmacht werden

Um die historischen Ausmaße der außenpolitischen Krise zu verdeutlichen, sagte Fischer: „An den nächsten Bundeskanzler, also mit hoher Wahrscheinlichkeit Friedrich Merz, wird ein Maßstab angelegt werden wie an den ersten Kanzler der Bundesrepublik, Konrad Adenauer. Das ist die Messlatte.“ Deutschland müsse zu einer Militärmacht werden.

Der Grünen-Politiker fordert im Interview schnelle Verhandlungen über eine Ausweitung des französischen und britischen Atomschirms auf ganz Europa: „Die beiden Nuklearmächte Frankreich und Großbritannien sollten sich möglichst schnell in Verhandlungen mit der EU darüber begeben. Nicht als Alternative zur amerikanischen Sicherheitsgarantie, sondern als Option Nummer zwei. Der einfachste Weg wäre, wenn die nationalen Sicherheitsschirme in Frankreich und Großbritannien ausgedehnt würden. Man müsste sich über die Finanzierung einigen. Über die Verfahren. Ich halte das für unverzichtbar“, erläuterte Fischer. „Dass ich mal öffentlich für diese Dinge eintrete, hätte ich in meinen schlimmsten Albträumen nicht gedacht. Aber das ist die Realität.“

Die Aussetzung der Wehrpflicht bezeichnete Fischer als „großen Fehler“, der schnell korrigiert werden müsse. Man kann mit angezogener Handbremse, gerade auch finanziell, nicht gegen globale Großmächte bestehen.


 

Ansicht.

faz

Katzenjammer?

N. Gregurescu                                                  zu öffentliche Angelegenheiten

Das ist wahr, ein geschmeidiger Diplomat ist Selenski nicht, aber wahr bleibt auch, dass Krieg nur Politik mit andern Mitteln ist. Man merkts ihm an, wenn er über seinen Schatten springen soll, und einen Auftritt für die Heimatfront brauchte er wohl auch. Aber das Gesicht wahren ist einem Staats-mann keinen Weltrieg wert. Trump dagegen ist ein selbstverliebter Kerl und wollte vielleicht bloß eine Show, um seinen rechten Rand bei der Stange zu halten. 

Bei Putin ist mehr Größenwahn als Narzissmus, und einen rechten Rand hat er auch, aber er braucht auf niemand Rücksicht zu nehmen. Das Ding mit der Wagner-Truppe hat er weggesteckt als wärs nix, um die Berichterstattung muss er sich keine Sorgen machen, und er unterschreibt heute, woran er sich morgen nicht mehr erinnert. Den kann man nicht abspeisen, er kriegt ja doch nie genug.

Will sagen, was immer wir in den nächsten Tagen an Theater zu sehen und hören bekommen, ändert nichts am Ernst der Lage. Putin muss zurückgeschlagen werden, sonst waren alle Opfer umsonst und es werden noch viel mehr.

 

Dienstag, 4. März 2025

In Gefahr und großer Not...

  zu öffentliche Angelegenheiten

 ...bringt der Mittelweg den Tod.
 Friedrich Frh. von Logau  

'Ja glaubt er denn im Ernst, die kleine Ukraine könne - und sei's mit amerikanischer Hilfe - die große Sowjetunion besiegen?'

Da sei ein Schreibfehler drin, sagen Sie? Um die Sowjetunion ginge ja nicht, die gäbe es nicht mehr; sondern lediglich um Russland' - ? 

Herr, da ist ein Denkfehler drin: Genau darum geht es Putin - um die Wiederherstellung des Sowjet-union, und wenn möglich in erweiterten Grenzen! 

Das hatte schon Biden nicht verstehen wollen. Die ganze Welt hat erkannt: Die Amerikaner und ihr europäischer Nachtrab wollten keine Niederlage der Ukraine, wohl wahr; aber eine Niederlage Putins schon gar nicht! Die würde das prekäre postsowjetische Kräfteverhältnis in der Welt zuschanden machen, mit unabseh-baren Folgen für Alle: Russland müsse man "einbinden".

Aber in Putin haben sie einen, der sich zuhaus nur hält, weil er sich entschlossen hat, Weltgeschichte zu machen. Er muss das russische Großreich wiederherstellen, anders kann er seine bonapartistische Alleinherrschaft nicht halten.

Jetzt haben sie in Amerika einen an der Spitze, der will auch Weltgeschichte schrei-ben: America first!  Das gab es nie, Amerika spielte die erste Geige nur als Füh-rungsmacht der Freien Welt, damit hat Trump Schluss gemacht: Wir nehmen alles, was wir kriegen können

Das ist die Lage.

Wenn Putin in der Ukraine nicht zurückgeschlagen wird - das wissen Alle -, dann wird er weitermachen. Auf einen "Waffenstillstand", bei dem er behält, was er ge-stohlen hat, kann er sich einlassen. Er verschafft ihm doch ein Atempause, die er dringend braucht. Wann er wieder loslegt, steht ganz in seinem Ermessen - wenn es nach Trump geht, denn der ist auch nicht besser. Nicht nur die Ukraine, sondern auch Europa käme unter die Räder, und mit ihm alle, die sich der neuen imperiali-stischen Ordnung nicht fügen wollen.

Wir müssen darauf bestehen, dass Selenski sich auf keinen Mittelweg begibt, und wir müssen es uns so viel kosten lassen, wie es kostet. 



Wortlaut und Tonfall.


 
aus derStandard.at, 3. 3. 2025                                                    Nicht nur die Gestik, auch Betonung, Satzmelodie und Rhythmus sagen oft viel mehr aus als die Inhalte selbst.                                                            zu Jochen Ebmeiers Realien

Warum Nuancen im Tonfall bestimmen, wie wir Gesagtes interpretieren
Es geht tatsächlich nicht nur darum, was wir sagen, sondern auch darum, wie wir es sagen: Das Gehirn verarbeitet Informationen über Tonhöhe und Sprachmelodie separat von den Lauten

Sprache umfasst nicht nur Laute oder Phoneme. Zu einer Lauteinheit gehören immer auch verschiedenste Eigenschaften der Sprache und des Sprechens, genannt Prosodie. Dazu zählen Akzent, Betonung, Intonation, Satzmelodie, Tempo, Rhythmus und Sprechpausen. Und eine alte Weisheit besagt: Der Ton macht die Musik.

Anders gesagt: Ein freundlicher Umgangston hilft mitunter, Inhalte weit besser zu transportieren – ganz unabhängig von dem Gesagten. Umgekehrt lässt schon die Intonation und Stimmhöhe deutlich erkennen, worum es wirklich geht, siehe den jüngsten beispiellosen Eklat im Weißen Haus zwischen Donald Trump und Wolodymyr Selenskyj.

Subtile Stimmveränderungen

Dass es wirklich nicht nur darauf ankommt, was man sagt, sondern auch darauf, wie man es sagt, konnte eine im Fachblatt Nature Communications erschienene Studie nun wissenschaftlich untermauern. Ein interdisziplinäres Team rund um Bharath Chandrasekaran von der Northwestern University in Illinois hat gezeigt, dass eine Gehirnregion namens Gyri temporales transversi (auch bekannt als Heschl'sche Querwindungen) eine weitaus größere Rolle bei der Interpretation von Sprache spielt als bisher angenommen.

Die Heschl'schen Querwindungen sind seit langem als primäres Hörzentrum bekannt: Dort werden Geräusche noch nicht interpretiert, sondern erst einmal bewusst wahrgenommen. Jahrelang glaubte die Fachwelt, dass alle Aspekte von Prosodie hauptsächlich im Gyrus temporalis superior verarbeitet werden, einer Hirnregion, die für die Sprachwahrnehmung zuständig ist.

Nun hat sich herausgestellt, dass subtile Veränderungen der Stimmlage bereits in Gyri temporales transversi verarbeitet werden – und zwar nicht nur als Geräusch, sondern als sinnvolle sprachliche Einheiten. Es zeigte sich, dass das Gehirn die jeweilige Tonhöhe getrennt von jenen Lauten verarbeitet, aus denen die Wörter bestehen.

Architektur der Sprachwahrnehmung

"Die Ergebnisse definieren unser Verständnis der Architektur der Sprachwahrnehmung neu", sagt Chandrasekaran. "Wir haben einige Jahrzehnte damit verbracht, die Nuancen zu erforschen, wie Sprache im Gehirn abstrahiert wird, aber dies ist die erste Studie, die untersucht, wie subtile Variationen in der Tonhöhe, die auch Bedeutung vermitteln, im Gehirn verarbeitet werden."

Für die Durchführung der Studie wurde eine besondere Gruppe von Testpersonen herangezogen. Es handelte sich um elf jugendliche Patienten, die wegen schwerer Epilepsie neurochirurgisch behandelt wurden. Ihnen allen wurden Elektroden tief in jenen Bereich des Gehirns implantiert, der für wichtige Sprachfunktionen entscheidend ist.

Normalerweise stütze sich die Sprachforschung auf nicht-invasive Aufzeichnungen von der Hautoberfläche aus, was nicht sehr präzise sei, heißt es vonseiten der Forschenden. Die Zusammenarbeit von Hirnforschern und Neurochirurgen habe nun ermöglicht, die Mechanismen der Hirnverarbeitung auf eine neue Art und Weise zu erforschen.

Verborgene Bedeutungsebene

Dazu lauschten die Testpersonen aktiv einer Hörbuchaufnahme von Alice im Wunderland, während die Forschenden die Aktivität in mehreren Gehirnregionen in Echtzeit verfolgen konnten. Dabei wurde entdeckt, welche Rolle die Heschl'schen Querwindungen bei der Verarbeitung von Unterschieden in der Stimmlage spielten. Damit würden langjährige Annahmen infrage gestellt, wie und wo das Gehirn die natürliche Sprachmelodie aufnimmt – jene subtilen Tonhöhenänderungen, die dazu beitragen, Bedeutung und Absicht zu vermitteln.

"Auch wenn diese Tonhöhenmuster bei jedem Sprechen variieren, schafft unser Gehirn stabile Repräsentationen, um sie zu verstehen", sagt G. Nike Gnanataja, Kommunikationswissenschafterin an der University of Wisconsin-Madison und Mitautorin der Studie. Die Forschung habe auch gezeigt, dass die verborgene Bedeutungsebene, die von prosodischen Konturen getragen wird – das Ansteigen und Abfallen der Sprachmelodie –, viel früher in der auditorischen Verarbeitung kodiert wird als bisher angenommen.

Die Erkenntnisse könnten die Sprachrehabilitation, KI-gestützte Sprachassistenten und unser Verständnis dessen, was die menschliche Kommunikation einzigartig macht, verändern, betonen die Forschenden. Wie ähnliche Studien gezeigt haben, fehlt nicht-menschlichen Primaten die Fähigkeit, Unterschiede in der Tonhöhe als eigene Kategorie zu verarbeiten. Außerdem könnten die Einblicke in die Sprach-verarbeitung bei der Therapie von Sprachstörungen infolge von Autismus oder einem Schlaganfall helfen. 

 

Extended mind oder konzentrierter Leib?

                                                 zu Philosophierungen

Extended mind? Es ist ein entscheidender Schritt, dass unser Gehirn nicht mehr isoliert betrachtet werden soll, sondern als Element eines Ganzen. Dieses Ganze - der Organismus oder der Leib - ist allerdings kein Werkzeug, ist kein Organ des Gehirns, sondern das Gehirn ist Teil von ihm. 'Extended mind' ist daher irrefüh-rend; besser sollte man das Gehirn crystallized body nennen oder so ähnlich; wobei nicht zu vergessen wäre, dass der Leib seinerseits als Schnittstelle zwischen Ich und Welt aufzufassen ist - Interpret der Welt beim Ich ebenso wie Instrument des Ich in der Welt. 

Das lässt sich psychologisch oder philosophisch - "tranzendental" - verstehen. Sind das sachliche Voraussetzungen der Hirnphysiologie oder nur deren Grenzlinien? Diese bereitet das Material auf, das jene bedenkt. Umkehren lässt sich der Satz nicht. Die Psychologie sammelt ihre eignen Fakten, in der Philosophie kommt Em-pirisches nicht vor.

Kommentar zu Setzt Hirnforschung Philosophie und Psychologie voraus? JE,11. 2. 22 

 

 

Sonntag, 2. März 2025

Die Cowboys haben Europa ...

Liberty Valance                                           zu öffentliche Angelegenheite

... lange genug gedemütigt. Nehmt eure Füße von unsern Tischen!

 

Wissen Sie, warum Europa...

  Tschernobyl                          zu öffentliche Angelegenheiten

...seit einem Jahrhundert nicht so recht zusammenkommt? Weil die Vereinigten Staaten wie ein Bleideckel darauf lasten und alles unter sich auseinanderdrücken; und Russland trägt seins bei.

Vielleicht sollten wir ihnen dankbar sein, ...

bei Sonnenaufgang

... dass sie Europa aus seiner babylonischen Gefangenschaft erlösen.
   Selber hat es sich ja nicht aufgerafft.

 

 

Heut gehts los.


aus welt.de, 2. 3. 2025                                                                                             
zu öffentliche Angelegenheiten

Europa hat seine besten Jahre noch vor sich. Schon heute, beim Gipfeltreffen in London, könnte Good Old Europe mit der Arbeit daran beginnen. 



Das Korn und die Spreu.

Millet, Un vanneu                                                                 aus Philosophierungen

Was er nicht ausspricht, aber durchklingen lässt: Wenn in den Ingenieursdisziplinen zu-sehends an die Stelle des diskursiven, definierte Begriffe durch geprüfte Metho-den regelgerecht verknüpfende Denken die Intuition tritt, gerät die Vernünftigkeit unserer Weltauffassung selbst in Gefahr. Der franzsösische ingénieur stammt vom lateinischen ingenium ab, der eingeborenen Inspiration. Wir würden auf ein neues Geniezeitalter zusteuern, wo begeisterte Führerpersönlichkeiten eine unkontrol-lierte Macht ausüben, die der gesunde Menschenverstand der breiten Massen nur mit offenem Maul anstaunen kann.

Gumbrecht zählt sich sicher selber zu den Inspirierten, da macht ihn die Vorstel-lung eines Großen Comeback der Geisteswissenschaften nicht bange. Aber dass die Intuitionen auch durch eine wetteifernde scientic community schwerer zu kontrol-lieren sind als die rationellen Diskurse, wird er nicht bestreiten. Da kommt mehr Farbe, aber auch mehr Unberechenbarkeit in die Bude: Riskant, wie er richtig sagt.


Es war aber ein Irrtum, die Herrschaft der Vernunft mit Berechenbarkeit gleichzu-setzen. Er hat ein Vierteljahrtausend geherrscht, doch wäre es Zeit, ihn zu korrigie-ren. Die technische Anwendbarkeit ihrer Produkte ist nur die eine Dimension der Vernunft. Sie hat die westlichen Gesellschaften lange genug beherrscht. Sie ist das, was während der langen Geschichte der Arbeitsgesellschaft im allgemeinen und der kapitalistischen Produktionsweise im besondren von der Vernunft im Vordergrund stand; und das vorherrschende Motiv des Denkens war - der Naturwissenschaften wie der Philosophie.


Das konnte kaum anders sein, solange die überwältigende Mehrheit der in der Welt Tätigen mit technischen Anwendungen beschäftigt war, mit der Ausführung vorge-gebener Projekte. Lat. proiectum bedeutet lexikalisch fast dasselbe wie gr. proble-ma, und wenn beide Begriffe sich durch
verschiedene Anwendung auseinander ent-wickelt haben, darf das im Rückblick nicht darüber täuschen, dass das Bild, das ur-sprünglich hinter beiden stand, das ist, was das deutsche Wort Vorstellung bezeich-net. Die Vorstellung ist das Gemeinte, das, worauf abgesehen wird, das, was dem Tätigen seinen Zweck vorgibt.

Der Begriff ist nur dessen marktgängige Verpackung, in der es weitergereicht und vorge-schrieben werden kann - dem, der es ausführen soll. Die Begriffe lassen sich zweckmäßig verknüpfen, sie lassen sich in Formeln tun und gegeneinader verrech-nen. Die Begriffe beherrschen die technische Zivilisation.  

Müssen sie nicht die Hypertechnik der digitalen Welt erst recht beherrschen?

Nein, eben nicht. Je mehr die ausführenden Tätigkeiten von den Maschinen übernommen werden, umso weniger Verpackung wird nötig. Der Algorithmus, dumm und dürftig, tritt an ihre Stelle. Das Vorstellen selbst, das bildhafte Ent-werfen von Absichten, das Einbilden tritt in seine Erstgeburtsrechte zurück.

Die Vernunft ist ursprünglich intuitiv, wörtlich: anschaulich, nämlich solange sie noch probiert. Der Begriff tritt nun in sein Zweitgeburtsrecht zurück: als Prüf-stein. Das Erfinden ist eins, aber ohne Prüfung ist es nicht einmal die Hälfte. Je freier das bildhafte Vorstellen wird, umso nötiger wird die Kritik durch die Begriffe. Je einfallsreicher die ingeniösen Ingenieure werden, umso wichtiger wird die Kritische Philosophie. Sie trennt das Korn von der Spreu.
 
 
 

Was Kunst darstellt, ist Schein.

13. - 14. Jhdt.                                                                                  zu Geschmackssachen Was die Kunst darstel...