aus spektrum.de, 18.08.2025 Die 2,6 Millionen Jahre alten Steingeräte stammen aus Kenia. zu öffentliche Angelegenheiten
Das ergab der Fund von 2,6 Millionen Jahre alten Steingeräten nebst Knochen geschlachteter Flusspferde aus Nyayanga am Victoriasee in Kenia. Das Steinmaterial, das die Fachleute der frühesten Phase der Oldowan-Kultur zuordnen, stammte aus ungefähr 13 Kilometer entfernten Quellen. Was banal klingt, stellt eine bedeutende Etappe der Menschwerdung dar. Das Verhalten liefert erstmals Hinweise auf planerisches Denken und die Fähigkeit, die umgebende Landschaft als Karte im Kopf (kognitive Karte) abzubilden, schreiben die Forscherinnen und Forscher in »Science Advances«.
Oft gehe es in der Forschung um die Geräteformen selbst, erklärt Richard Potts in einer Pressemitteilung,
»aber die wirkliche Innovation des Oldowan« – das vor 2,6 Millionen
Jahren einsetzte – »dürfte der Transport von Rohstoffen von einem Ort
zum anderen gewesen sein«. Das in Nyayanga freigelegte Werkzeugset
umfasst 401 Artefakte. Wie geochemische Analysen ergaben, stammt das
meiste davon aus einer Region 13 Kilometer östlich von Nyayanga. Auf
natürlichem Weg, etwa als Schwemmmaterial in Flüssen, können die
Steinknollen aufgrund der geologischen Gegebenheiten nicht nach Nyayanga
gelangt sein. Das Gestein in Nyayanga wiederum hat keine guten
Eigenschaften, es ist nicht hart genug, um scharfe Abschläge zu
produzieren, und gibt auch keine robusten Hammersteine her.
Welche
Menschenform die Geräte herstellte und damit Pflanzen, Fleisch oder
Holz bearbeitete, ist nicht sicher. Zum Beginn des Oldowan existierten
bereits die frühesten Vertreter der Gattung Homo, ferner Vormenschen der Gattung Australopithecus und der Gattung Paranthropus, einer Seitenlinie auf dem Weg zu Homo. In Nyayanga selbst kamen fossile Zähne von Paranthropus
zum Vorschein. Sollten tatsächlich sie die Macher der Werkzeuge gewesen
sein, dann wären das Heranbringen von gutem Ausgangsmaterial und die
damit einhergehenden kognitiven Eigenschaften kein alleiniges Merkmal
unserer Gattung Homo. Diese Frage müssen nun weitere Forschungen klären.
Nota. - In den Baumkronen des ostafrikanischen Regenwalds war die Nahrungsbe-schaffung kein Problem, sondern genetisch verbürgte Routine. Gruppenwanderun-gen waren nicht nötig und wegen der Gefahr, Gruppen von Nahrungskonkurrenten zu begegnen, auch nicht ratsam.
Das änderte sich mit dem Aufbruch in die Savanne. Nahrungsbeschaffung wurde zum Problem-schlechthin; nämlich für die ganze Gruppe, die sich um seinetwillen organisieren musste. Das hat sich strenggenommen bis heute nicht geändert. Ge-ändert hat sich, dass sich seither eine lange Reihe von sekundären Luxusproblemen wie Knoten darum geschlungen haben.
Das ist, was seinerzeit als materialistische Geschichtsffassung bekannt wurde. Viele andere historische Fragestellungen knüpfen dort an - aber nur, weil sie einen Stamm haben, an den sie knüpfen können. Wieviele andere Betrachtungsweisen auch mög-lich und aufregend sein mögen - von dieser kann doch keine von ihnen absehen.
JE

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