Für Begriffe gibt es
Definitionen: eine Kombination von andern Begriffen, die je-nen
eingrenzen. Diese Begriffe beruhen ihrerseits auf vorangegangenen
Definiti-onen wie als auf ihren Voraussetzungen. Es ließe sich also ein
Register erstellen, das alle Begriffe samt ihren Definitionen
verzeichnet, sodass man zu einem jeden die Voraussetzungen nur noch
aus-zuzählen braucht - und aus allen Definitionen wie-derum alle Begriffe unfehlbar
rekonstru-ieren kann. (So etwa hat sich die Wolff-Baumgarten-Schule die Philosophie vorgestellt; und stellt sie sich anscheinend die zeitgenössische 'analytische' Richtung vor.)
Für Vorstellungen gibt es dagegen keine Definitionen, sie werden nicht
durch ihre vorausgesetzten Nachbarn eingegrenzt, sondern wollen als Bilder jedesmal aufs Neue hervor
gebracht sein; und gibt es schon gar nicht ein Register, in dem man
nachschauen kann. Nun beruhen aber auch sie auf Voraussetzungen, nämlich
Bil-dern, die in ihnen versteckt sind und die man in sie hinein schauen muss, um sie heraus zu finden. Man muss sie in jedem einzelnen Fall wieder neu vorstellen, sonst gibt es gar nichts zu erkennen.
Die Radikalform der Transzendentalphilosophie, Fichtes Wissenschaftslehre,
knüpft nicht einen Begriff an den anderen, sondern entwickelt aus einer
Vorstellung die darauf folgende, statt Definitionen gibt sie
Anweisungen, wie man verfahren müsse, um die je gemeinte Vorstellung in
sich selbst zustande zu bringen. Das wäre selbst dann mühsam, wenn es
weniger ungewohnt wäre. Denn es erfordert nicht bloß Einbildung, sondern
Einbildungskraft.
30. 8. 16
Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog.
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