istock/rafinade aus Philosophierungen
Ich habe hier erkläret, in was für einem Verstande ich das Wort Verknüpffung, nexum rerum, nehme, damit daraus keine Irrung entstehen soll. Ich sage nemlich, die Dinge in der Welt wären mit einander verknüpfft, wenn eines in sich eine Raison enthält, weshalb das andere neben ihm zugleich ist, oder auf dasselbe folget. … Ich habe auch erkläret, in was für einem Verstande ich das Wort Grund oder Raison nehme. Ich sage nemlich, es sey dasjenige, woraus ich verstehen kann, warum das andere ist. …/… Der ganze Verstand von der Verknüp-ffung der Dinge mit einander ist demnach dieser, daß alles in der Welt mit Raison neben einander geordnet sey, und mit Raison eine Veränderung auf die andere erfolge, das ist, es sey allezeit etwas zu finden, daraus sich verstehen lässet, warum eines neben dem anderen zugleich ist, und wie die Veränderung einer Sache erfolget, oder sie aus einem Zustande in den anderen kommet. Wenn wir es nicht finden können, so lieget bloß die Schuld an uns, nicht an der Sache. Wer sich ein wenig in der Physick umgesehen, wo man sonach die Ursachen von den Würckungen, als die Absichten der natürlichen Dinge, anzeiget, der wird finden, daß durch diese Verknüpffung in der Welt nichts anderes gesucht wird, als wie die darinnen befindlichen Dinge und ihre Veränderungen von den Causis finalibus & efficientes, oder den göttlichen Absichten und denen von GOtt verordneten natürlich Ursachen, dependieren. Man könnte sogar die Erklärung oder Definitionem machen, qod nexus rerum materalium sit dependentia a causis finalibus & efficientes. Es kann daher einem nicht einmal träumen, daß durch diese Verknüpffung der Dinge eine unvermeidliche Nothwendigkeit und Fatalität in die Welt kommen solle. Vielmehr bringet die Dependentia a causis finalibus, oder die Verknüpffung der Dinge, in so weit sie von den göttlich Absichten herrühret, göttlich Weißheit in die Welt.
Wo er sich ganz
besonders unmissverständlich ausdrücken will, greift er zu lateini-schen
Ausdrücken. Bloß am springenden Punkt ist er mit seinem Latein am Ende:
die Raison muss er sich von den Franzosen borgen; aber das ist auch schon der ganze Trick, Sie sehen's ja selbst!
Bei der
Gelegenheit musste er freilich über seinen Schatten springen. Besteht
sein ganzes Werk eigentlich nur in einer Aneinanderreihung mehr oder
minder spitzfin-diger Nominaldefinitionen, wendet er sich hier an das
erkennende Vermögen des Subjekt: 'dasjenige, woraus ich verstehen kann,
warum...'. Wenn's sein muss, kann der Dogmatiker auch pragmatisch
denken; von der Raison bleibt dann allerdings nur eine Black box übrig.
12. 7. 16
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