aus scinexx.de, 29. 5. 2024 Der Lehrmeinung nach tragen alle Zellen des Körpers denselben DNA-Code in sich...
zu Jochen Ebmeiers Realien
DNA von Blutstammzellen im Vergleichstest
Doch die Lehrmeinung liegt offenbar falsch, wie nun Karen Grimes vom Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie (EMBL) in Heidelberg und ihre Kollegen herausgefunden haben. Für ihre Studie hatten sie Blutstammzellen aus dem Knochenmark von 19 Menschen unterschiedlichen Geschlechts und Alters – vom Neugeborenen bis zum 92-Jährigen – untersucht. Sie unterzogen dabei jeweils mehrere Zellen jedes Individuums einer Einzelzell-Sequenzierung. Diese sogenannte Strand-Seq-Methode zeigt die Basenabfolge jedes DNA-Strangs in jeder einzelnen Zelle.
Die Analysen enthüllten Überraschendes: Bei den Blutstammzellen von 84 Prozent der Teilnehmenden zeigten sich teils deutliche Abweichungen vom einheitlichen DNA-Code. Dazu gehörten fehlende Stücke von Chromosomen, aber auch zusätzliche Kopien oder Umkehrungen bestimmter DNA-Abschnitte. Anders als Genmutationen, die oft nur einzelne DNA-Basen betreffen, verändern diese Chromosomenmutationen ganze Abschnitte des Erbguts auf einmal.
„In jeweils einer von 43 Zellen eines Individuums haben wir solche neu entstandenen Mosaik-Strukturvarianten entdeckt – unabhängig vom Alter“, berichten die Forschenden.
Das bedeutet: Selbst in jungen Jahren sind unsere einzelnen Zellen offenbar genetisch unterschiedlicher als bisher angenommen. „Es ist schlichtweg verblüffend, wie groß die bislang unentdeckte Heterogenität in unseren Genomen ist“, sagt Koautorin Ashley Sanders vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin. „Wir begreifen hier gerade, dass nicht jede Zelle in unserem Körper die exakt gleiche DNA hat – im Gegensatz zu dem, was in den Lehrbüchern steht,“
Diese Veränderungen der DNA finden sich zudem nicht etwa in Krebstumoren oder anderen krankhaft veränderten Zellen, sondern bei völlig gesunden Menschen. „Die Studie unterstreicht, dass wir alle Mosaike sind“, sagt Seniorautor Jan Korbel vom EMBL. „Selbst vermeintlich normale Zellen tragen alle möglichen Genmutationen in sich. Letztlich bedeutet das, dass es mehr genetische Unterschiede zwischen einzelnen Zellen in unserem Körper gibt als zwischen uns Menschen.“
Mit dem Alter wachsen die Unterschiede
Die Analysen ergaben auch, dass diese genetischen Unterschiede zwischen den Zellen mit dem Alter mehr werden. Im Schnitt wiesen 36 Prozent der Blutstammzellen bei den über 60-Jährigen solche subklonalen Strukturvarianten der Chromosomen auf. „Was dies für die Definition eines ’normalen‘ menschlichen Alterns bedeutet und wie sich dies auf die Arten von Krankheiten auswirken kann, unter denen wir leiden, sind überaus wichtige Fragen für das Forschungsfeld“, sagt Korbel.
Bisher ist allerdings ungeklärt, ob diese Zunahme von Subklonen deswegen auftritt, weil die Kontrollmechanismen im Alter versagen – und daher ein bloßes Symptom des Alterns ist. Oder ob diese Erbgutveränderungen vielleicht sogar eine treibende Kraft vieler Alterserscheinungen sind. „Unsere künftigen Einzelzellstudien sollten uns klarere Erkenntnisse darüber liefern, wie diese Mutationen, die bisher unbemerkt blieben, unsere Gesundheit beeinflussen und möglicherweise dazu beitragen, wie wir altern“, so Korbel. (Nature Genetics, 2024; doi: 10.1038/s41588-024-01754-2)
Quelle: Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft; 29. Mai 2024
- von Nadja Podbregar
Nota. - Sollte es reine Menschenrassen je gegeben haben, dürfte nach ein bis zwei Millionen Jahren davon kaum was überiggeblieben sein. Erstens.
Und zweitens: Männliche Invividuen tragen jeweils nur ein Geschlechtschromosom - x und y - in sich; keins von beiden hat eine Sicherheitskopie wie das xx bei Frauen. Naturgemäß werden Mutationen von ihnen also eher entwickelt als von weiblichen Individuen. Das ist riskant - anfällig gegen Anfeindungen jeder Art voll neuer Mög-lichkeiten.
JE
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