aus spektrum.de, 12. 9. 2024 zu Jochen Ebmeiers Realien
Je anstrengender eine geistige Arbeit ist, desto unangenehmer fühlt sie sich an. Wer dennoch gerne intensiv nachdenkt, zieht daraus andere Vorteile.
Das Team um Louise David wertete Daten von 4670 Versuchspersonen aus 29 Ländern aus, darunter vor allem Studierende, aber auch Büroangestellte und Beschäftigte aus Gesundheitsberufen sowie dem Militär. Sie wurden vor insgesamt 358 unterschiedliche Aufgaben gestellt, wie in einem Fahrsimulator zu fahren oder aus einem virtuellen Gefängnis auszubrechen, aber auch vor reale berufliche Aufgaben, wie als angehender Arzt einen Patienten zu operieren. Mit einem Schieberegler konnten sie angeben, wie sehr sie sich geistig angestrengt hatten und wie gestresst sie dabei waren.
Je härter die
Denkarbeit, desto negativer die emotionale Reaktion: Auf einer Skala von
0 bis 100 bedeutete jeder Punkt Anstrengung mehr im Mittel auch
0,85 Punkte mehr Frust. Dass änderte sich nicht grundlegend, als ein
gutes Dutzend weitere Faktoren in die Analyse einbezogen wurde, etwa wie
abwechslungsreich oder sinnvoll die Versuchspersonen ihre Aufgabe
fanden und wie gut sie zu ihren Fähigkeiten passte. Auch das Alter,
Geschlecht und der Bildungsgrad spielte keine große Rolle. Nur eines
hatte einen messbaren Einfluss auf das Belastungsempfinden: der Ort der
Studie. In Asien wurde geistige Anstrengung im Mittel als weniger
unangenehm empfunden als in den USA; Deutschland und Europa lagen
dazwischen. Die Forschenden machen unterschiedliche Lernerfahrungen
dafür verantwortlich: In Asien sei man geistige Anstrengung schlicht
gewohnt.
Doch
das zentrale Ergebnis war ungeachtet kultureller Unterschiede weltweit
das gleiche, wie die Gruppe festhält: »Wenn man sich freiwillig
anstrengt, bedeutet das nicht, dass man die Anstrengung genießt. Man tut
es trotzdem, nicht deswegen.« Ein Belohnungsgefühl stelle sich nur
deshalb ein, weil man mit der Anstrengung bestimmte andere Ziele
verfolge, wie Lob und Anerkennung. Das gelte auch für Menschen, die ein
starkes Bedürfnis nach geistigen Aktivitäten haben, in der Fachsprache
»need for cognition«: Die mit geistiger Anstrengung verbundenen Vorteile
hätten für sie lediglich einen besonders hohen Belohnungswert.
Dass Denkarbeit per se unangenehm ist, stimmt mit Befunden überein, die bei geistigen Anstrengungen biologische »Energiekosten«
beobachteten. Und doch ist etwas Vorsicht geboten: Das Design der
aktuellen Metastudie lässt eigentlich keinen Rückschluss auf Ursache und
Wirkung zu: Womöglich führt nicht die Anstrengung zu Frust, sondern bei
schlechter Stimmung scheinen uns kognitive Aufgaben schlicht
anstrengender? Und auch der Versuch der Forschenden, ihre Ergebnisse auf
geistig anspruchsvolle Freizeitaktivitäten wie Schach zu übertragen,
ist mit Vorsicht zu genießen. Das emotionale Erleben während eines
selbst gewählten und geliebten Hobbys könnte anderen Gesetzen folgen.
Nota. - Ich denke ja selber gelegentlich nach, und meist gefiel es mir. War ich im Flow? Natürlich wäre der mir angenehm gewesen, aber ich könnte mich nicht an ihn erinnern - und das kann ich wirklich nicht. Wenn ich jedoch zu Ergebnissen gekommen bin, kann ich mich sehr wohl erinnern, es gefällt mir und ich kann nachts gut schlafen.
JE
Nota. Das
obige Bild gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie
der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht
wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog JE
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