Freitag, 20. September 2024

Systemische Umbestimmung.

Ein Schulkind schaut nachdenklich nach oben
aus spektrum.de, 19.09.2024                  Warum schauen wir beim Nachdenken oft nach oben? Vielleicht, weil eine für die Blicksteuerung wichtige Hirnregion auch bei Entscheidungsprozessen mitmischt.                            zu Jochen Ebmeiers Realien
 
Kognitionsforschung
Wenn das Stammhirn die Lösung erblickt
Evolutionär alte Hirnstrukturen steuern bei allen Wirbeltieren die Kopf- und Augenbewe-gungen. Überraschenderweise wirken sie auch an »höheren« Denkvorgängen mi
t.

In der monatelangen Trainingsphase hatte das Team um Freedman die Affen immer wieder mit Fruchtsaft belohnt, sobald sie ein Muster per Tastendruck der richtigen Bewegungskategorie zuordneten. Den Kopf zu wenden, war den Tieren während der Messungen nicht möglich, und die Reize wurden so präsentiert, dass die Äffchen sie starr fixieren mussten. Kleinste Augenbewegungen standen laut dem Autorenteam nicht mit der kognitiven Aufgabenlösung im Zusammenhang. Auf Grund ihres Versuchsdesigns konnten die Forscher vielmehr jene Aktivität in den Colliculi superiores herausfiltern, die offenbar allein mit dem Kategorisieren zusammenhing. Als die Versuchsleiter die Hirnregion chemisch lahmlegten, ließ auch das Vermögen der Makaken, die Bilder richtig einzuordnen, dramatisch nach und erholte sich erst wieder, als die betäubende Wirkung nachließ. »Selbst bei Auf-gaben, bei denen die Tiere ihre Augen nicht bewegen und ihre Aufmerksamkeit nicht auf verschiedene Orte richten müssen, ist der Colliculus superior an diesen komplexeren kognitiven Verhaltensweisen beteiligt«, sagt Freedman.

Vielleicht verleihe die Aktivierung der motorisch wichtigen Hirnreale uns beim Problemlösen erst richtig »Schwung«, so die Spekulation. Tatsächlich fällt auf, dass Menschen oft unwillkürlich Augenbewegungen und Handgesten nutzen, wenn sie versuchen, sich an etwas zu erinnern oder wenn sie sich zwischen Alternativen entscheiden wollen. Wird man etwa gefragt, was es gestern zum Abendessen gab, schweift der Blick oft unwillkürlich nach oben, als ob die Antwort an der Decke stehen würde. Das könnte daran liegen, dass beim Überlegen die Colliculi superi-ores rekrutiert werden, vermutet auch die Erstautorin Barbara Peysakhovich, ehemals Doktorandin in Freedmans Labor, jetzt Postdoc in Harvard.

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