Der
Zufall wollte, dass diese beiden Bilder bei Sotheby in derselben
Sitzung aufgerufen wurden. Kommentatoren konnten sich nicht verkneifen,
bei obigem späten Werk Rem-brandts (auf 16 x 21 cm)
auf die meisterliche Hell-Dunkel-Kunst hinzuweisen. Dabei wird auf ihm
gerade sichtbar, was Rembrandt zu seinem Nachteil von Caravaggio
unterscheidet. Während bei Caravaggio die Beleuchtung gerade dazu dient,
die Figuren zu plastischem Leben zu erwecken und dem Raum die Tiefe
wiederzugeben, die der Manierismus hinweg-subtilisiert hatte, dient er
bei Rembrandt gerademal zum Bildaufbau, während der Raum plattgedrückt
bleibt, und grad einmal die Mittelgruppe wird durch einen unmotiviert
strah-lenden Engel zu einer Runde gefügt. Da sich aber die vordere
Frauenfigur gegen das helle Zentrum dunkel absetzt, sieht sie so aus,
als säße sie hinter dem Engel, der ihr doch gegen-übersitzt. (Der
Effekt lässt sich nunmal nicht vermeiden - es sei denn, man träte aus
der Fläche heraus und gäbe der Perspektive wieder die Ehre; indem man
nämlich die Frau merklich größer malte als den Engel.)
Der am selben Tag versteigerte Botticelli zeigt dagegen, dass die Hochrenaissance durchaus schon den Schatten bemerkt hatte und zu nutzen wusste, um ihren Figuren Relief zu geben. Noch nicht wollten sie das Chiaroscuro nutzen, um aus dem flachen Tafelbild in die Tiefe des Raums zu dringen; das hatten sie auch gar nicht nötig, weil sie den seinerzeit großen na-turalistischen Durchbruch der Renaissance, nämlich die Perspektive, noch nicht der modi-schen Wichtigtuerei preisgegeben hatten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen