Dienstag, 5. Dezember 2023

Anregende Langeweile, verblödende Zerstreuung..

 
aus welt.de, 4. 12. 2023            Bei Langeweile sind Hirnareale aktiv, die mit Bewertungsprozessen zusammenhängen.            zu Levana

Langeweile – das unterschätzte Gefühl
Ob Kinder oder Erwachsene: Langeweile mag niemand und bereitet Stress und schlechte Laune. Dabei kann das Gefühl zu Kreativität führen. Was Forscher über das Phänomen wissen – und wozu die Empfindung gut sein kann.

Ein grauer Wintertag und niemand hat Zeit für Unternehmungen. Das lange Warten auf den verspäteten Bus. Eine zähe Schulstunde. Manchmal kann das alles furchtbar langweilig, ermüdend und schier unerträglich sein. Fest steht, Langeweile hat niemand gern.

Was ist Langeweile?

„Langeweile ist die Abwesenheit aller motivierenden Anreize. Da ist nichts, was mich drängen oder ziehen würde“, sagt der Psychologie-Professor Oliver Schultheiss von der Universität in Erlangen. „Im Verständnis der Wissenschaft ist Langeweile ein Signal“, sagt der Psychologe Maik Bieleke von der Universität Konstanz. „Es weist uns darauf hin, dass wir möglicherweise gerade unsere Zeit verschwenden und animiert uns dazu, etwas anderes zu tun.“ 

 

 

Die Langeweile-Forschung stecke aber noch in den Kinderschuhen. „Die Forschung, die es gibt, zeigt, dass dabei Hirnareale aktiv sind, die mit Bewertungsprozessen zusammenhän-gen“, so Bieleke.

Ist Langeweile eine Altersfrage?

„Kinder langweilen sich öfter und stärker“, sagt Bieleke. Das liege daran, dass sie weniger Möglichkeiten haben, ihre Umwelt zu gestalten. „Ihre Terminkalender sind noch nicht so voll“, ergänzt Schultheiss. Außerdem erlebten Kinder vieles zum ersten Mal und hätten dadurch überhaupt keine Erfahrung, wie lange etwa die Autofahrt in den Urlaub dauern könne.

„Langeweile verändert sich im Lebensverlauf“, meint auch die Soziologin Silke Ohlmeier, die im Frühjahr ein Buch über die Langeweile veröffentlicht hat. „Den Peak hat diese im Teenageralter. Ab den Zwanzigern nimmt Langeweile kontinuierlich ab, im Alter dann wieder zu.“

Langweilen sich manche Menschen mehr als andere?

Jeder empfindet Langeweile – doch nicht jedem ist es immer bewusst. „Dadurch, dass es ein grundsätzliches Signal ist, wirkt sich Langeweile oft auf unser Verhalten aus, ohne dass wir es merken“, sagt Bieleke. Das liege einerseits daran, dass es heute so viele Möglichkeiten gebe, sich abzulenken oder zu beschäftigten. „Es ist attraktiv geworden, beim kleinsten Anflug von Langeweile zum Smartphone zu greifen.“

Andererseits gebe es aber auch Menschen, denen es leichter falle, Ideen für eine Beschäfti-gung zu finden. Diese sagten dann von sich selbst, dass sie sich nie oder nur selten lang-weilen.
 
 
Nota. - 'Erwachsenwerden' bedeutet: diejenigen Fähigkeiten entwickeln, die dich zum voll-wertigen Glied der bürgerlichen Gesellschaft machen - zum Berufsmenschen. Die Voraus-setzung von allen: die Aneignung von Raum und Zeit. Ein hochwirksamer Stachel: die Langeweile! Wer Kindern die Last der leeren Zeit regelmäßig erspart, leistet ihrer Infanti-lisierung Vorschub. Die übelste Infantilisierungsmaschine ist daher die Ganztagsschule mit ihrer Beschäftigung rund um die Uhr. Es gibt in der Gesellschaft allerdings Interessenten, die das mit Wohlwollen sehen.
JE

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