aus welt.de, 4. 12. 2023 Bei Langeweile sind Hirnareale aktiv, die mit Bewertungsprozessen zusammenhängen. zu Levana
Ein grauer Wintertag und niemand hat Zeit für Unternehmungen. Das lange Warten auf den verspäteten Bus. Eine zähe Schulstunde. Manchmal kann das alles furchtbar langweilig, ermüdend und schier unerträglich sein. Fest steht, Langeweile hat niemand gern.
Was ist Langeweile?
„Langeweile ist die Abwesenheit aller motivierenden Anreize. Da ist nichts, was mich drängen oder ziehen würde“, sagt der Psychologie-Professor Oliver Schultheiss von der Universität in Erlangen. „Im Verständnis der Wissenschaft ist Langeweile ein Signal“, sagt der Psychologe Maik Bieleke von der Universität Konstanz. „Es weist uns darauf hin, dass wir möglicherweise gerade unsere Zeit verschwenden und animiert uns dazu, etwas anderes zu tun.“
Die Langeweile-Forschung stecke aber noch in den Kinderschuhen. „Die Forschung, die es gibt, zeigt, dass dabei Hirnareale aktiv sind, die mit Bewertungsprozessen zusammenhän-gen“, so Bieleke.
Ist Langeweile eine Altersfrage?
„Kinder langweilen sich öfter und stärker“, sagt Bieleke. Das liege daran, dass sie weniger Möglichkeiten haben, ihre Umwelt zu gestalten. „Ihre Terminkalender sind noch nicht so voll“, ergänzt Schultheiss. Außerdem erlebten Kinder vieles zum ersten Mal und hätten dadurch überhaupt keine Erfahrung, wie lange etwa die Autofahrt in den Urlaub dauern könne.
„Langeweile verändert sich im Lebensverlauf“, meint auch die Soziologin Silke Ohlmeier, die im Frühjahr ein Buch über die Langeweile veröffentlicht hat. „Den Peak hat diese im Teenageralter. Ab den Zwanzigern nimmt Langeweile kontinuierlich ab, im Alter dann wieder zu.“
Langweilen sich manche Menschen mehr als andere?
Jeder empfindet Langeweile – doch nicht jedem ist es immer bewusst. „Dadurch, dass es ein grundsätzliches Signal ist, wirkt sich Langeweile oft auf unser Verhalten aus, ohne dass wir es merken“, sagt Bieleke. Das liege einerseits daran, dass es heute so viele Möglichkeiten gebe, sich abzulenken oder zu beschäftigten. „Es ist attraktiv geworden, beim kleinsten Anflug von Langeweile zum Smartphone zu greifen.“
Andererseits gebe es aber auch Menschen, denen es leichter falle, Ideen für eine Beschäfti-gung zu finden. Diese sagten dann von sich selbst, dass sie sich nie oder nur selten lang-weilen.
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