Schwach im Abschluss: Warum Jungen in der Bildung hinter Mädchen zurückfallen
Stephan Sievert
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung
Bildungserfolg ist in Deutschland überwiegend Frauensache. Dieses Ungleichgewicht hat Folgen für die persönlichen Karrieremöglichkeiten und führt zu volkswirtschaftlichen Einbußen. Wer etwas dagegen unternehmen will, sollte auf den Unterricht schauen.
In den 1960er Jahren galt die katholische Arbeitertochter vom Land als Inbegriff für im Bildungssystem benachteiligte Personen. Heute trifft dies eher auf den Sohn dieser Familie zu. Denn mehr als die Hälfte der Mädchen jedes Geburtsjahrgangs erreichen inzwischen die Hochschulreife – aber nur etwa 41 Prozent der Jungen. Am anderen Ende der Leistungsskala verlassen 21 Prozent der Jungen die Schule mit höchstens dem Hauptschulabschluss, aber nur 14 Prozent der Mädchen. Mädchen sind jedoch nicht in allem besser als Jungen. So haben 15-jährige Mädchen im Lesen einen Leistungsvorsprung von mehr als einem Schuljahr, während die Mathematik eine Jungendomäne bleibt.
Nicht alle dieser Unterschiede sind neu. Schon vor mehreren Jahrzehnten erhielten Mädchen im Schnitt bessere Noten. Lange konnten sie diese allerdings nicht in entsprechende Abschlüsse umsetzen. Erst Anfang der 1990er Jahre überholten Mädchen die Jungen auch bei den Zertifikaten – obwohl auch die Jungen heute bessere Abschlüsse erreichen als früher. „Trotzdem sind die Geschlechterunterschiede relevant,“ erklärt Reiner Klingholz, Direktor des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung. „Denn sie führen zu ungleichen Lebenschancen – etwa weil Jungen seltener studieren können und Mädchen weniger häufig lukrative Karrieren im Mint-Bereich einschlagen.“
- Für Jungens ist die Schule ungeeignet.
- Die Schule war schon immer eine Emaskulieranstalt.
- Tobende Jungs sind eine Ressource und nicht krank.
Die gute Nachricht ist, dass ungleiche Bildungserfolge von Jungen und Mädchen nicht zwangsläufig auftreten müssen. Denn es gibt zwar biologische Unterschiede zwischen den Geschlechtern, die Auswirkungen auf den Schulerfolg haben. Diese können aber vom sozialen Umfeld ausgeglichen werden. Hauptgrund für das Gefälle sind ohnehin weniger Intelligenz-Unterschiede als unterschiedliche Verhaltensweisen von Jungen und Mädchen in und außerhalb der Schule: Mädchen stören seltener den Unterricht, machen mehr Hausaufgaben und lesen mehr in ihrer Freizeit.
Bei der Frage, wie den Geschlechterunterschieden beizukommen wäre, ist die öffentliche Diskussion häufig von Missverständnissen geprägt. „Erstaunlicherweise hört man immer wieder, dass Jungen mehr männliche Lehrer benötigen und von nach Geschlechtern getrenntem Unterricht profitieren würden“, stellt Stephan Sievert, Autor der Studie, fest. „Dabei zeigen alle verfügbaren Studien, dass gerade diese beiden Maßnahmen kaum praktische Verbesserungen nach sich ziehen“.
Viel wichtiger ist es, das tatsächliche Unterrichtsgeschehen ins Augenmerk zu nehmen. Steffen Kröhnert, Mitautor der Studie, verweist darauf, dass „die Lehrer und ihr Unterricht der wichtigste Grund von Leistungsunterschieden unter Kindern sind“. In Zukunft sollte daher verstärkt darauf geachtet werden, den Unterricht so zu gestalten, dass sowohl Jungen als auch Mädchen motiviert sind, erfolgreich zu lernen. Gerade für Jungen scheint es besonders wichtig, engagierte Lehrer zu finden, die im Unterricht klare Ziele formulieren und deren Erreichen einfordern. Darüber hinaus sollte noch mehr Gewicht auf Leseförderung und das Hinterfragen von Geschlechterstereotypen gelegt werden. Letzteres könnte auch Mädchen in Mint-Fächern helfen, in denen sie auch deswegen weniger erfolgreich sind, weil ihnen das Selbstvertrauen fehlt. „Ein praktischer Ansatzpunkt wäre, mehr weibliche Physik- oder Mathelehrkräfte einzustellen“, schlägt Stephan Sievert vor.
Die Studie erhalten Sie als PDF kostenlos unter:
http://www.berlin-institut.org/publikationen/studien/schwach-im-abschluss.html
Bei Rückfragen helfen wir Ihnen gerne weiter:
Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung
Schillerstr. 59
10627 Berlin
Ansprechpartner: Stephan Sievert (sievert@berlin-institut.org, Tel.: 030 – 31 10 26 98)
Nota. - Jungen sind für die Schule nicht geeignet - das ist so, das war so, und das wird immer so bleiben. Sie sind zu unruhig, zu laut, zu ungebärdig, zu unternehmungslustig; sie können nicht stillsitzen, nicht tun, was ihnen gesagt wird, und können den Mund nicht halten (schwatzen tun die Mädels auch, aber sie geben keine frechen Antworten.)
Zu hoher Leistung auflaufen könnten sie, wenn man sie aus sich herausgehen ließe, und dann würden sie womöglich auch denen auf die Beine helfen, die jetzt im untersten Viertel vor sich hin dämmern. Aber das kann die Schule nicht: sie aus sich herausgehen lassen; nicht, weil sie ist, wie sie ist, sondern weil sie ist, was sie ist: Schule.
Schule is nix für Jungen, und da spielt es keine Rolle, ob die Lehrer Männer sind oder Frauen. Wenn sie sich für die Schule entschieden haben, sind auch sie nix für Jungen.
JE
7. 9. 2015
Mehr männliche Lehrer helfen Jungen nicht
Das Geschlecht der Lehrkraft hat keinen Einfluss auf den Bildungserfolg von Schülern
Jungen schneiden schlechter in der Schule ab als Mädchen. Schuld daran ist aber nicht der hohe Anteil weiblicher Lehrkräfte, wie oft vermutet wird. Bildungsforscher Marcel Helbig vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) zeigt in einer Überblicksstudie, dass das Geschlecht der Lehrkraft keinen nachweisbaren Einfluss auf den Bildungserfolg von Schülern hat. Der WZB-Forscher wertete 42 Studien mit Daten zu 2,4 Millionen Schülerinnen und Schülern aus 41 Ländern aus.
Die Studien zeigen, dass Lehrkräfte des jeweils gleichen Geschlechts die schulischen Leistungen von Jungen und Mädchen nicht verbessern. Mädchen profitieren nicht von Lehrerinnen, Jungen nicht von Lehrern: Sie erwerben durch sie weder höhere Kompetenzen, noch erhalten sie bessere Noten.* Sie werden von ihnen auch nicht öfter für eine höhere Schulform empfohlen. „Damit fehlt die empirische Basis für politische Programme, die durch mehr männliche Lehrer die Bildungskrise der Jungen lösen wollen“, sagt WZB-Bildungsforscher Helbig.
Er fand in der Forschungsliteratur auch keinen Beleg dafür, dass sich die Schulleistungen der Jungen in den letzten Jahrzehnten verschlechtert hätten. „Mädchen bekamen schon immer bessere Schulnoten als Jungen“, schreibt Helbig, der in diesem Zusammenhang auf eine weitere Analyse von 369 Studien verweist. Sie zeige, dass es zwischen 1914 und 2011 keine Veränderung der Notenunterschiede zwischen Mädchen und Jungen gegeben hat. Dieser Befund stützt die Annahme, dass sich Mädchen seit jeher besser in der Schule zurechtgefunden haben.
Dass Jungen schlechter in der Schule abschneiden, führt der WZB-Forscher auf Unterschiede in der Leistungsbereitschaft zurück. Mädchen seien oft disziplinierter und fleißiger, was sich in besseren Noten niederschlage. Das Problem: Fleißig zu sein, gilt unter Jungs als uncool. „Sich für gute schulische Leistungen anzustrengen und sich selbst zu disziplinieren, passt nicht in das geschlechtstypische Konzept von Männlichkeit“, erklärt Helbig. Ob und wie Schule an diesem Rollenverhalten etwas ändern kann, ist für den Forscher eine offene Frage.
Marcel Helbig: Brauchen Mädchen und Jungen gleichgeschlechtliche Lehrkräfte? Eine Überblicksstudie zum Zusammenhang des Lehrergeschlechts mit dem Bildungserfolg von Jungen und Mädchen. Erschienen in: Enzyklopädie Erziehungswissenschaft Online, Beltz Juventa 2015.
*) für dieselben Leistungen, Herr Helbig! JE
Nota. - In diesem unsern Land in dieser unsern Zeit folgt darauf mit mathematischer Sicherheit: Wenn sich Jungens in der Schule nicht anstrengen wollen, dann muss man sie ändern. Ich dagegen finde: Schule is nix und war noch nie was für Jungen. Diese und nicht die Jungen muss man ändern - oder womöglich abschaffen. Denn dass Jungen sind wie sie sind und Männer sind wie sie sind, ist in Ordnung und nicht beanstan-denswert.
JE
Das Geschlecht der Lehrkraft hat keinen Einfluss auf den Bildungserfolg von Schülern
Jungen schneiden schlechter in der Schule ab als Mädchen. Schuld daran ist aber nicht der hohe Anteil weiblicher Lehrkräfte, wie oft vermutet wird. Bildungsforscher Marcel Helbig vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) zeigt in einer Überblicksstudie, dass das Geschlecht der Lehrkraft keinen nachweisbaren Einfluss auf den Bildungserfolg von Schülern hat. Der WZB-Forscher wertete 42 Studien mit Daten zu 2,4 Millionen Schülerinnen und Schülern aus 41 Ländern aus.
Die Studien zeigen, dass Lehrkräfte des jeweils gleichen Geschlechts die schulischen Leistungen von Jungen und Mädchen nicht verbessern. Mädchen profitieren nicht von Lehrerinnen, Jungen nicht von Lehrern: Sie erwerben durch sie weder höhere Kompetenzen, noch erhalten sie bessere Noten.* Sie werden von ihnen auch nicht öfter für eine höhere Schulform empfohlen. „Damit fehlt die empirische Basis für politische Programme, die durch mehr männliche Lehrer die Bildungskrise der Jungen lösen wollen“, sagt WZB-Bildungsforscher Helbig.
Er fand in der Forschungsliteratur auch keinen Beleg dafür, dass sich die Schulleistungen der Jungen in den letzten Jahrzehnten verschlechtert hätten. „Mädchen bekamen schon immer bessere Schulnoten als Jungen“, schreibt Helbig, der in diesem Zusammenhang auf eine weitere Analyse von 369 Studien verweist. Sie zeige, dass es zwischen 1914 und 2011 keine Veränderung der Notenunterschiede zwischen Mädchen und Jungen gegeben hat. Dieser Befund stützt die Annahme, dass sich Mädchen seit jeher besser in der Schule zurechtgefunden haben.
Dass Jungen schlechter in der Schule abschneiden, führt der WZB-Forscher auf Unterschiede in der Leistungsbereitschaft zurück. Mädchen seien oft disziplinierter und fleißiger, was sich in besseren Noten niederschlage. Das Problem: Fleißig zu sein, gilt unter Jungs als uncool. „Sich für gute schulische Leistungen anzustrengen und sich selbst zu disziplinieren, passt nicht in das geschlechtstypische Konzept von Männlichkeit“, erklärt Helbig. Ob und wie Schule an diesem Rollenverhalten etwas ändern kann, ist für den Forscher eine offene Frage.
Marcel Helbig: Brauchen Mädchen und Jungen gleichgeschlechtliche Lehrkräfte? Eine Überblicksstudie zum Zusammenhang des Lehrergeschlechts mit dem Bildungserfolg von Jungen und Mädchen. Erschienen in: Enzyklopädie Erziehungswissenschaft Online, Beltz Juventa 2015.
*) für dieselben Leistungen, Herr Helbig! JE
Nota. - In diesem unsern Land in dieser unsern Zeit folgt darauf mit mathematischer Sicherheit: Wenn sich Jungens in der Schule nicht anstrengen wollen, dann muss man sie ändern. Ich dagegen finde: Schule is nix und war noch nie was für Jungen. Diese und nicht die Jungen muss man ändern - oder womöglich abschaffen. Denn dass Jungen sind wie sie sind und Männer sind wie sie sind, ist in Ordnung und nicht beanstan-denswert.
JE
Mittwoch, 11. November 2015
„Unsere Schule schadet den Jungs.“
In der FAZ vom 9. 11. interviewt Lydia Rosenfelder die Lehrerin Birgit Geier Steiner zu ihrem Buch Artgerechte Haltung. Es ist Zeit für eine jungengerechte Erziehung.*
Unsere Schule schadet den Jungs, findet Birgit Gegier Steiner. Still sitzen ist nix für richtige Kerle, es muss im Unterricht mehr getobt werden. Eine junge Kollegin habe sie seinerzeit darauf gebracht.
Sie machte im Unterricht ein Wörterwettspiel zwischen Jungen und Mädchen. Die Mädchen blieben auf ihren Stühlen sitzen, tauschten sich aus und reichten die Information an ihre Vertreterin weiter. Aber die Jungs hielt es nicht auf den Stühlen. Einer kletterte auf den Tisch und engagierte sich lautstark, einer lag bäuchlings auf dem Tisch und streckte den Arm wie einen Pfeil nach vorne. Die Mädchen suchten den kommunikativen Austausch, um ans Ziel zu kommen. Die Jungen wollten schneller und besser sein, wollten den Wettbewerb. Im Moment ist aber das personifizierte, individuelle Lernen in Mode. Die Schüler sitzen fast nur über ihren Arbeitsblättern. Sie sollen über sich selbst reflektieren und herausfinden: Wie werde ich besser? Aber Jungs wollen durch Berühren lernen, durch Technik und Handeln. Sie erkunden ihre Umwelt mit allen Sinnen. Das unterbinden wir in der Schule. Unsere Bildungspläne sind sehr schreib- und sprachlastig geworden, alles läuft über Literatur und Textverständnis. Die Auseinandersetzung mit Naturwissenschaften, das Experimentieren und Ausprobieren kommen zu kurz. Das ist zum Schaden der Jungs.
Sie meinen, dass wir seit 1968 vor allem die Mädchen fördern. War die konservative Erziehung davor denn mehr im Sinne der Jungen?
Ja. Es herrschte ein anderer Charakter von Disziplin. Ich selbst saß noch in einem Klassenzimmer mit vierzig Kindern. Da war Ruhe. Die Inhalte waren in Grundschulbereich kaum anders als heute. Aber es gab klare Strukturen, Regeln wurden stringenter durchgehalten. Und die Männer als Lehrer waren präsenter.
Ist es entscheidend, ob die Lehrer männlich oder weiblich sind?
Wenn wir Frauen uns in einen Jungen hineinversetzen, ihn so akzeptieren, wie er ist, dann können wir ihn genauso gut unterstützen wie ein Mann.
Ich höre an Ihrer Antwort heraus, dass Sie meinen, dass viele Frauen Jungs nicht akzeptieren.
Ich beobachte an anderen Frauen und auch an mir selbst eine Tendenz, das Gegenüber verändern zu wollen. Eigene Werte und Einstellungen auf den anderen überzustülpen. Auch bei ganz banalen Dingen im Haushalt ertappe ich mich selber dabei. Ich versuche, meinem Mann vorzuschreiben, wie er den Keller einzuräumen hat oder wo die Schuhe hinzustellen sind. Umgekehrt habe ich noch nie den Versuch gespürt, dass ein Mann mich verändern will. Man hat mich so akzeptiert.
Wie erklären Sie sich das?
Wir Frauen waren biologisch schon immer dafür da, die erste Erziehungsarbeit zu übernehmen. Das weibliche Wesen hat den Nesthocker noch bei sich und muss ihn auf die Welt vorbereiten. Das ist so in uns drin, dass wir es auf andere Menschen übertragen wollen.
Eine Kollegin von Ihnen stellt sich einen Wecker, der alle fünfzehn Minuten klingelt. Dann schickt sie ihren ADHS-Schüler los und lässt ihn zweimal um das Schulgebäude rennen. Danach setzt er sich wieder hin und arbeitet weiter. Das finde ich toll.
Und es ist so einfach. Wenn Jungen ihren Bewegungsdrang ausleben dürften, hätten wir weniger ADHS-Diagnosen. Und physische Aktivität ist eng mit dem Lernerfolg verknüpft.
Sie berufen sich auf Untersuchungen, dass Jungen auf dem Pausenhof einen viel größeren Erkundungsradius haben. Mädchen erlauben sich seltener Ausbrüche. Woran liegt das?
Wieder an der Biologie. Das Testosteron hat einen starken Einfluss auf Aktivität und Verhalten, auf Wettstreitlust und Risikobereitschaft. Es ist ein Aktivator, der die Jungs vorantreibt. Auf den Pausenhöfen haben sie ihren Freiraum, wo sie Gas geben können. Und dann tun sie es auch. Sie laufen um die Wette, sie machen Fangspiele.
Sie sagen, Jungen brauchen einerseits mehr Freiraum und andererseits starke Führung. Ist das nicht ein Widerspruch?
Es wäre gefährlich für einen Jungen, wenn er grundsätzlich Grenzen überschreiten und jedes Risiko eingehen darf. Also verlangt er intuitiv danach, dass es jemanden gibt, der ihm Grenzen setzt. Wenn jemand sagt, stopp, dann stoppt der Knabe auch.
Sie plädieren für einen fußballdidaktischen Ansatz. Was ist das?
Man muss respektieren, dass Jungs einen hohen Bewegungsdrang haben, aber klare Strukturen brauchen. Und dass die meisten Jungs Teamplayer sind. Jeder hat seine Stellung. Mein fußballdidaktischer Ansatz bedeutet, dass jeder seine Individualität ausleben darf und wachsen kann, aber trotzdem eine Zugehörigkeit verspürt. Das sind die Werte aus dem Fußball: körperliche Anstrengung und Freiheit einerseits, Regeln und Rituale, die Stabilität geben andererseits. Schiedsrichter und Trainer, die Führung personifizieren. Respekt voreinander und vor dem Gegner. Und hinterher erntet man Anerkennung.
Wie passt das mit in unserer postautoritären Gesellschaft zusammen?
Es passt nicht mehr zusammen. Seit dem Ende der Sechziger hat sich ein starker Liberalismus entwickelt, in allen Bereichen, auch in der Politik. Was ja auch gut ist. Ich bin für einen liberalen Staat. Aber diese Dinge spiegeln sich auch in der Erziehung wider. Eltern neigen dazu, Kinder auf dieselbe Stufe zu stellen wie sich. Als Partner auf Augenhöhe. Und Dinge mit ihnen auszudiskutieren, so wie das unter Erwachsenen funktioniert. Dass sie ihre Kinder dabei psychisch komplett überfordern, wissen sie meist nicht.
*
Es
ist ja schonmal löblich, wenn eine Pädagogin sagt, Jungens sind numal
so, und dann muss man sie lassen; "annehmen, wie sie sind". Aber es ist
noch nichtmal die Hälfte, sondern erst der Anfang des Gebo-tenen. Denn es ist nicht nur so, wie es ist, sondern das ist auch gut so. Es ist nämlich der spezifische Beitrag des Männlichen zur Gattungsgeschichte der Spezies Mensch. Er war es nicht nur, er ist es immer noch und soll es bleiben.
Und wenn die Lila Pudel unter den ErzieheRN sich soweit dem biologisch Weiblichen angeähnelt haben, dass nun auch sie den Andern ändern wollen, dann sind sie falsch an ihrem Platz. Denn eins hat Frau Steiner in ihrer biologischen Sichtweise missverstanden. Es reicht nicht aus, die Jungens sein zu lassen, wie sie sind, sondern man muss sie ermutigen, ermuntern, verlocken, so zu werden, wie sie sein wollen. Denn anfangs sind sie noch klein, und viele trauen sich nicht richtig; und wenn sie sich dann schließlich doch ermannen, schießen sie gelegentlich auch übers Ziel hinaus. Wenn sie dann nur auf die Nase fallen, ist das nicht schlimm. Aber von dem, der ihren Wagemut angestachelt hat, dürfen sie erwarten, dass er eine schützende Hand über sie hält und im Ernstfall für sie gradesteht.
Damit hat sich auch das Geraune über die Vorzüge des autoritären Stils erledigt. Denn die Autorität, von der hier die Rede ist, hat, bevor sie Stopp! gerufen hat, das Feuer selber angeblasen. Anders bliebe sie nicht lange Autorität, sondern würde höchstens autoritär, und das ist nur was für angehende lila Pudel. Merke: Männer sind dann präsenter, wenn sie als Männer präsenter sind.
Und wenn die Lila Pudel unter den ErzieheRN sich soweit dem biologisch Weiblichen angeähnelt haben, dass nun auch sie den Andern ändern wollen, dann sind sie falsch an ihrem Platz. Denn eins hat Frau Steiner in ihrer biologischen Sichtweise missverstanden. Es reicht nicht aus, die Jungens sein zu lassen, wie sie sind, sondern man muss sie ermutigen, ermuntern, verlocken, so zu werden, wie sie sein wollen. Denn anfangs sind sie noch klein, und viele trauen sich nicht richtig; und wenn sie sich dann schließlich doch ermannen, schießen sie gelegentlich auch übers Ziel hinaus. Wenn sie dann nur auf die Nase fallen, ist das nicht schlimm. Aber von dem, der ihren Wagemut angestachelt hat, dürfen sie erwarten, dass er eine schützende Hand über sie hält und im Ernstfall für sie gradesteht.
Damit hat sich auch das Geraune über die Vorzüge des autoritären Stils erledigt. Denn die Autorität, von der hier die Rede ist, hat, bevor sie Stopp! gerufen hat, das Feuer selber angeblasen. Anders bliebe sie nicht lange Autorität, sondern würde höchstens autoritär, und das ist nur was für angehende lila Pudel. Merke: Männer sind dann präsenter, wenn sie als Männer präsenter sind.
*) Birgit
Gegier Steiners Buch „Artgerechte Haltung. Es ist Zeit für eine
jungengerechte Erziehung“ ist im Gütersloher Verlagshaus erschienen.
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