Schönheit wäre, nach Plotin-Platon, die Teilhabe der Dinge am All-Einen, méthexis; Grade der Schönheit = Grade der Teilhabe. Renaissance (Marsilio Ficino; Leone Eb-reo); Klassik!
Ein Ding
ästhetisch betrachten: es so betrachten, daß hinter seiner
so-und-so-Be-stimmtheit sein 'Anteil' an der
unendlich-zu-bestimmenden-Unbestimmtheit er-sichtlich wird; immerhin für
die, die sehen können. Daher der Appell-Charakter des Schönen (vgl.
Ficino: kálos von káleo, ich rufe an): es fordert zu (weiterem, aber endlosen) Bestimmen heraus. - Und das nennt man poetisch.
Moderne,
Romantik: Eine Zeit, die sich das All-Eine nicht länger als heil
(=harmo-nisch) vorstellen kann, sondern nur noch zerrissen, als
sinnloses, disparates Chaos, wird die 'Teilhabe' der Dinge daran
nicht länger schön nennen wollen! Und eben diese Sicht der Dinge und der
Welt wird von nun an „die ästhetische“ (die poeti-sche) sein.
Nota. - Für Odo Marquard stellt - im Gefolge von Joachim Ritter - das machtvolle Aufkommen des Ästhetischen in der Neuzeit eine Kompensation dar für die verlo-rene Teilhabe am Ganzen,
den die Säkularisierung mit sich gebracht habe. Das hätte Sinn, wenn
das Ästhetische positiv als eine Füllung und Erfüllung aufgefasst wer-den
könnte: Teilhabe am kosmischen Einklang. Das Schöne trägt aber seit
seinem Neuauftritt in der Renaissance zunehmend das Signet des ewig
Unerfüllten, des Mangels an sich: Eros strebt nach dem Schönen,
weil er es nicht hat. Teilhabe an universeller Disharmonie: Es wird
immer mehr zu einem Lösungsmittel, das den Verlust des Ganzen reizvoll
scheinen lässt. - Kunst entzweit den Menschen, sagt Schiller.
25. 2. 15
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