Montag, 23. Dezember 2024

Die Schule war schon immer eine Emaskulieranstalt.

Gemälde von Cl. Meyer;        aus Levana

Jenes Institut, das sich heute unter dem Namen 'die Schule' über die ganze Welt verbreitet hat, ist in seinen Grundzügen in der Klöstern des mittelalterlichen Euro-pa entstanden; als ein Ort, wo die von kriegerischen Rittern beherrschte Feudalges-ellschaft mit der nötigen Dosis buchgelehrter Kleriker versehen wurde, die ein we-nig Frieden bringen konnten - in die Herzen und, so Gott wollte, auch ein wenig in die Städte und Fluren. Sie waren mental gewissermaßen der 'weibliche' Teil in einer von männlichen Tugenden geprägten Adelsgesellschaft. Nicht, was vom heranwach-senden Ritter an männlichen Tugenden zu erwarten war, wurde dort gepflegt, son- dern deren friedfertig ordnungsliebender Widerpart - Fleiß und Ausdauer. Die Mit-tel: stundenlanges Stillsitzen, Mundhalten, Nachsprechen und Repetieren. Während an den erstgeborenen Söhnen der herrschenden Kriegerkaste Kraft, Mut und Aben-teuergeist gefördert wurden, mussten sich ihre nachgeborenen Brüder in Sanftmut, Frömmigkeit und - nun ja, Verschlagenheit üben. Die Schule war nicht - schon da-mals nicht - der Ort, wo Jungen Männer werden durften.

In dem Maße, wie die Gesellschaft bürgerlicher wurden, kamen neben den Jungen-schulen auch Institute für Mäd- chen auf, und als die industrielle Revolution der neunzehnten Jahrhunderts die bäuerliche Bevölkerung zu Industriearbeitern prole-tarisierte, wurde die Elementarschule zur Pflicht und das pfäffische Ideal des arbeit-samen Duckmäusers zur Norm. Für die Mädchen nun auch wie für die Jungen. Und beim Lehrpersonal der Volksschu- len waren die Frauen bald typischer als die Männer.

Natürlich hat sich im zwanzigsten Jahrhundert allerhand getan, der industrielle Ta-gelöhner ist auch schon längst nicht mehr der Standardfall des Arbeitslebens. Der höherqualifizierte Angestellte, dem man auch schonmal eigene Entscheidungen zu-muten konnte - idealiter: der Staatsbeamte - wurde zum Produktionsziel der allge-meinbildenden Schulen, und dazu taugen Mädchen mindestens ebeno wie Jungen; wenn nicht besser!

Fragen Sie sich jetzt immer noch, wie es kam, dass unsere Schulen zur Vorbereitung weiblicher Karrieren in der postindustriellen Berufswelt besser geeignet sind als zur Entwicklung männlicher Talente? Die Schule war noch nie was für Jungen. Sie war immer was gegen Jungen. 

7. 10. 13 

 
 
Nachtrag zu einem früheren Eintrag:
In der Schule lernt mann urteilen, ohne ans Handeln zu denken. Ihr Bildungsstan-dard ist - Sie ahnen es - der Lehrer.
 
 

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