Freitag, 21. Juni 2024

Macht Not geselliger?

Makaken, die sich im Schatten eines toten Baumes aufreihen. aus spektrum.de, 20.06.2024     Makaken, die sich im Schatten eines toten Baumes aufreihen  . zu öffentliche Angelegenheiten
 
Makaken:
Hurrikan lässt Affen friedlicher werden
Rhesusaffen gehören zu den streitlustigsten Primaten überhaupt. Das war auf Cayo Santiago nicht anders – bis ein Hurrikan über die karibische Insel zog. Inzwischen leben wesentlich tolerantere Äffchen dort. Wie kam es dazu?

Cayo Santiago ist auch als Monkey Island (Affeninsel) bekannt. Die unbewohnte kleine Insel im Karibischen Meer gehört zu Puerto Rico, die Temperaturen über-steigen dort regelmäßig 40 Grad. Der Hurrikan »Maria« hatte 2017 mehr als die Hälfte der Vegetation dort zerstört, darunter viele der schattenspendenden Bäume. Noch immer ist der Baumbestand weitaus geringer als vor dem Wirbelsturm. Und genau dieser Umstand hatte wohl einen grundlegenden Einfluss auf die Evolution der dort lebenden Rhesusaffen (Macaca mulatta), wie ein Team um Camille Testard von der University of Pennsylvania in »Science« berichtet.

In der Hitze ist der Schatten von Baumkronen eine lebensrettende Ressource. Und genau hier kam die Evolution ins Spiel, wie die Forschenden erläutern: War es zu-vor kein Problem, wenn die Affen aggressiv auf ihren Schattenplätzen beharrten, haben seit »Maria« tolerantere, sich schattige Stellen teilende Rhesusaffen einen Überlebensvorteil – und die Zahl garstigerer Artgenossen nahm ab. 

Gruppe von Rhesusaffen
Rhesusaffen auf der unbewohnten Karibikinsel Cayo Santiago

Das Team untersuchte insgesamt Daten aus zehn Jahren zum Sozialverhalten der Affen. »Vor dem Wirbelsturm hatte das Tolerieren anderer keinen Einfluss auf das Sterberisiko«, erklärte Testard. »Nach dem Wirbelsturm hatten Makaken, die eine überdurchschnittliche soziale Toleranz zeigten – und daher besser in der Lage waren, den Schatten zu teilen – ein um 42 Prozent geringeres Sterberisiko als die-jenigen, die weniger tolerant waren.«

Rhesusaffen zählen zu den Makaken und leben eigentlich in Asien, verwilderte Gruppen zudem in Florida und Puerto Rico. Ihren Status sichern sich vor allem die Männchen durch Schläge, Bisse und Reißen an Fell und Schwanz. »Sie sind bekannt dafür, in einer aggressiven, stark konkurrenzbetonten Gesellschaft zu leben«, sagt Mitautorin Lauren Brent von der britischen University of Exeter. Deshalb seien sie eigentlich nicht besonders gut darin, Ressourcen zu teilen, sei es Nahrung oder Schatten. »Aber in der durch die ökologischen Veränderungen verursachten Hitze, die oft um die 40 Grad beträgt, mussten die Makaken den Raum teilen oder ster-ben.«

Die hinzugewonnene Toleranz betrifft den Fachleuten zufolge auch andere Le-bensbereiche. Die Äffchen, die sich bereitwillig Schattenplätze teilten, verbrächten auch morgens, also vor der Hitze des Tages, Zeit miteinander. »Der Wirbelsturm hat die Spielregeln in der Gesellschaft der Affen verändert«, erklärt Testard.

Die Population von Cayo Santiago müsse aber nicht zwingend so friedfertig blei-ben, wenn die Bedeckung mit Baumkronen wieder den ursprünglichen Zustand erreiche, heißt es in der Studie. Andere Faktoren wie mehr Krankheitsübertragun-gen zwischen den geselligeren Artgenossen der Gruppe könnten die Evolution dann auch wieder in die andere Richtung, also hin zu wenig sozialer Toleranz len-ken. Da sich viele Ökosysteme aufgrund menschlicher Aktivitäten rasch verändern, ist diese Studie auch ein Beispiel dafür, wie eine Art ihre soziale Strategie anpasst, um zu überleben. (dpa/AnL)

 

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