Dienstag, 4. Juni 2024

Der deutsche Sonderweg.

Krone des heiligen Römischen Reichs          zu öffentliche Angelegenheiten 

Der deutsche Sonderweg begann im neunten Jahrhundert, als die Kaiserkrone des Heiligen Römischen Reichs an den deutschen König fiel, weil sein französischer Kollege nur noch über einen Schrebergarten rund um Paris herrschte.

Machen wirs kurz: Der Papst in Rom (und dann erst in Avignon!) hatte den deut-schen König zum Gegner, nicht die andern europäischen Fürsten, ihn verwickelte er in Norditalien in endlose Scherereien, ihn hinderte er am Aufbau eines national-en Staats.

 

 

Mit der Reformation wurde dann der deutsche König - inzwischen ein Habsburger Dynast - zum ultramontanen Stipendiaten, während die deutschnationale Karte in die Hände der protestantischen Reichsfürsten fiel. Und mit dem Dreißigjährigen Krieg war mit einem deutschen Staat Schluss.

Ohne Rivalität mit der (noch) einig einzigen Kirche, ohne
römische Kaiserkrone konnte in Mitteleuropa ein Nationalstaat entstehen, der sich gegen Richelieu und gegen den Sonnenkönig hätte aufrichten können, hätte Eng-land keine Gelegenheit gefunden, zum Schiedsrichter und Garanten des "europäi-schen Gleichgewichts" aufzusteigen, und wäre Großbritannien womöglich nie zum Herrn der Meere und der Welt geworden.

Oder das alles doch, aber unter ganz anderen Umständen und zu ganz anderer Zeit...

Ganz unwahrscheinlich ist aber, dass unter diesen anderen Umständen ein deut-scher Nationalstaat am Anfang des zwanzigsten Jahrhundert sich in der Lage eines Zuspätgekommenen befunden hätte, der um seinen Platz an der Sonne gegen alle andern Krieg führen musste.

Der erste Weltkrieg ist an der Erschöpfung aller beteiligten Parteien zu Ende ge-gangen. Nein, zu Ende eben nicht, nach einer Verschnaufpause musste Deutsch-land einen zweiten Anlauf nehmen, wenn ihm die Weltrevolution nicht zuvor kam. Sie kam es nicht, und beim zweiten Mal war Deutschland wirklich am Ende. Am Ende? Mitnichten. Die Westmächte brauchten es dringend, um ihren Bestand gegen Stalins Russland zu wahren, und so stieg Deutschland auf wie Phönix aus der Asche. Das Deutsche Jahrhundert ist so zu seinem Abschluss gekommen.

Wenn es nicht pompös klänge, möchte man sagen, ein tausendjähriger Zyklus sei abgeschlossen, und Deutschland steht in seiner teuer erkauften Bescheidenheit größer da, als es sich in seinen wahnsinnigsten Momenten hat träumen lassen. 

Wenn das mal gutgeht! Wenn wir jemand anders als Mutti Merkel an der Spitze hätten, müsste uns mulmig werden.
10. 1. 15

Nachtrag. Doch allzu bescheiden ist, wie wir dieser Tage sehen, fast genauso schlecht - weil es Europa schwächt.
JE 



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