Freitag, 7. Juni 2024

Empirische Befunde und transzendentales Modell.

                   zu Jochen Ebmeiers Realien, zu Philosophierungen

...  Das Modell der Wissenschaftler schlägt eine zweistufige Informationsverarbei-tung vor, wobei zuerst die unbewusste Stufe kommt: Das Gehirn verarbeitet be-stimmte Merkmale von Gegenständen, etwa Farbe oder Form, und analysiert diese quasi kontinuierlich und unbewusst mit einer sehr hohen Zeitauflösung. Ein Ten-nisspieler könnte beispielsweise bereits beginnen, auf einen kommenden Ball zu re-agieren, bevor er ihn überhaupt «bemerkt». Gemäss Modell gibt es während dieser unbewussten Verarbeitung keine echte zeitliche Wahrnehmung. Stattdessen unter-scheidet das Gehirn zwischen Merkmalen wie Dauer oder Farbveränderung, indem es ihnen «zeitliche» Markierungen zuordnet. Nachdem die unbewusste Verarbeitung abgeschlossen ist, verwandelt das Gehirn gleichzeitig alle Merkmale für einzelne Zeitpunkte in bewusste Wahrnehmung um. So wird das «finale» Bild erzeugt, wel-ches das Gehirn unserem Bewusstsein präsentiert.

Nur die klarsten Informationen werden repräsentiert 

Der gesamte Prozess, vom Reiz bis zur bewussten Wahrnehmung, kann bis zu 400 Millisekunden dau-ern, was aus physiologischer Sicht eine beträchtliche Verzöge-rung bedeutet. «Das Gehirn möchte uns die akkuratesten Informationen geben, was Zeit in Anspruch nimmt», erklärt Neurowissenschaftler Frank Scharnowski. Es würde uns bloss verwirren, die unbewusste bzw. ungenaue Verarbeitung bewusst zu machen, so Frank Scharnowski. «Im Gegensatz zur langjährigen Debatte über den kontinuierlichen beziehungsweise unterbrochenen Bewusstsseinsstrom zeigt unser zweistufiges Modell umfassend, wie das Gehirn das Bewusstsein erzeugt. Ausser-dem erklärt es, wie das Gehirn Zeit verarbeitet, und diese auf unsere Wahrnehmung der Welt abstimmt», so Frank Scharnowski.

Das neue Modell konzentriert sich auf die visuelle Wahrnehmung. Laut den Studi-enautoren könnte sich die Zeitverzögerung bei anderen Sinnesinformationen, etwa akustischen oder olfaktorischen, unterscheiden.

Nota. - Empirische Befunde, egal in welchem Fach, können die Schemata der Trans-zendentalphilosophie nicht beweisen - weil die keine Tatsachenbehauptungen sind, sondern Sinnbestimmungen. Könnten sie aber die sinnhaften Modelle der Trans-zendentalphilosophie widerlegen? Auch das nicht unmittelbar. Aber in Verlegenheit käme die Transzendentalphilosophie schon, wenn ihren Sinnbehauptungen der Augenchein direkt widerspräche. Da müsste sie allerhand Dialektik aufbieten, um den schlechten Eindruck wieder zu zerstreuen.
Weshalb sage ich das an dieser Stelle? Weil aus der Sicht des Transzendentalphiloso-phen das bewusst-Sein kein Zustand ist, sondern ein Akt, durch den sich das Ich bewusst macht. Würde nun der Hirnforscher eine Stelle im Gehirn finden, wo das Bewusstsein "sitzt" und womöglich selbst im Schlaf noch blinzelt, oder eine Ver-schaltung mehrerer Zentren, die eine dauerhafte 'höhere Ebene' bildete - dann wür-de das noch nichts beweisen und die Befunden wären immer noch erst sinnhaft zu interpretieren; aber man müsste sich schon einiges einfallen lassen, um glaubhaft zu machen, dass 'der Augenschein trügt'.  
PS. Und dies noch zum Libet-Experiment: Nach Libet beträgt der Intervall zwi-schen Eintreten der Handlungsbereitschaft und der Möglichkeit, ja oder nein dazu zu sagen, 0,2 Sekunden. Nach dem vorliegenden Test beträgt die Gesamtzeit der 'bewussten' Verarbeitung der vorangegangenen unbewussten Vorgänge 0,4 Sekun-den: doppelt so lang. Man könnte folgern, dass nach den ersten 0,2 Sekunden die Alternativen so klar und deutlich sind, dass sie 'repräsentiert' und mit Ja oder Nein beantwortet werden können; danach blieben 0,2 Sekunden fürs Überlegen.
Kommentar zu Bewusst und unbewusst: keine Stufen, sondern Intervalle. JE, 24. 4. 16
 
 

Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE

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