... Das Modell der Wissenschaftler schlägt eine
zweistufige Informationsverarbei-tung vor, wobei zuerst die unbewusste
Stufe kommt: Das Gehirn verarbeitet be-stimmte Merkmale von Gegenständen,
etwa Farbe oder Form, und analysiert diese quasi kontinuierlich und
unbewusst mit einer sehr hohen Zeitauflösung. Ein Ten-nisspieler könnte
beispielsweise bereits beginnen, auf einen kommenden Ball zu re-agieren,
bevor er ihn überhaupt «bemerkt». Gemäss Modell gibt es während dieser
unbewussten Verarbeitung keine echte zeitliche Wahrnehmung. Stattdessen
unter-scheidet das Gehirn zwischen Merkmalen wie Dauer oder
Farbveränderung, indem es ihnen «zeitliche» Markierungen zuordnet.
Nachdem die unbewusste Verarbeitung abgeschlossen ist, verwandelt das
Gehirn gleichzeitig alle Merkmale für einzelne Zeitpunkte in bewusste
Wahrnehmung um. So wird das «finale» Bild erzeugt, wel-ches das Gehirn
unserem Bewusstsein präsentiert.
Nur die klarsten Informationen werden repräsentiert
Der gesamte Prozess, vom Reiz bis zur bewussten Wahrnehmung, kann bis zu
400 Millisekunden dau-ern, was aus physiologischer Sicht eine
beträchtliche Verzöge-rung bedeutet. «Das Gehirn möchte uns die
akkuratesten Informationen geben, was Zeit in Anspruch nimmt», erklärt
Neurowissenschaftler Frank Scharnowski. Es würde uns bloss verwirren,
die unbewusste bzw. ungenaue Verarbeitung bewusst zu machen, so Frank
Scharnowski. «Im Gegensatz zur langjährigen Debatte über den
kontinuierlichen beziehungsweise unterbrochenen Bewusstsseinsstrom zeigt
unser zweistufiges Modell umfassend, wie das Gehirn das Bewusstsein
erzeugt. Ausser-dem erklärt es, wie das Gehirn Zeit verarbeitet, und
diese auf unsere Wahrnehmung der Welt abstimmt», so Frank Scharnowski.
Das neue Modell konzentriert sich auf die visuelle Wahrnehmung. Laut den
Studi-enautoren könnte sich die Zeitverzögerung bei anderen
Sinnesinformationen, etwa akustischen oder olfaktorischen,
unterscheiden.
Nota. - Empirische Befunde, egal in welchem Fach, können die Schemata der Trans-zendentalphilosophie nicht beweisen - weil die keine Tatsachenbehauptungen sind, sondern Sinnbestimmungen. Könnten sie aber die sinnhaften Modelle der Trans-zendentalphilosophie widerlegen? Auch das nicht unmittelbar. Aber in Verlegenheit käme die Transzendentalphilosophie schon, wenn ihren Sinnbehauptungen der Augenchein direkt widerspräche. Da müsste sie allerhand Dialektik aufbieten, um den schlechten Eindruck wieder zu zerstreuen.
Weshalb sage ich das an dieser Stelle? Weil aus der Sicht des Transzendentalphiloso-phen das bewusst-Sein kein Zustand ist, sondern ein Akt, durch den sich das Ich bewusst macht. Würde nun der Hirnforscher eine Stelle im Gehirn finden, wo das Bewusstsein "sitzt" und womöglich selbst im Schlaf noch blinzelt, oder eine Ver-schaltung mehrerer Zentren, die eine dauerhafte 'höhere Ebene' bildete - dann wür-de das noch nichts beweisen und die Befunden wären immer noch erst sinnhaft zu interpretieren; aber man müsste sich schon einiges einfallen lassen, um glaubhaft zu machen, dass 'der Augenschein trügt'.
PS. Und dies noch zum Libet-Experiment:
Nach Libet beträgt der Intervall zwi-schen Eintreten der
Handlungsbereitschaft und der Möglichkeit, ja oder nein dazu zu sagen,
0,2 Sekunden. Nach dem vorliegenden Test beträgt die Gesamtzeit der
'bewussten' Verarbeitung der vorangegangenen unbewussten Vorgänge 0,4
Sekun-den: doppelt so lang. Man könnte folgern, dass nach den ersten 0,2
Sekunden die Alternativen so klar und deutlich sind, dass sie
'repräsentiert' und mit Ja oder Nein beantwortet werden können; danach
blieben 0,2 Sekunden fürs Überlegen.
Kommentar zu Bewusst und unbewusst: keine Stufen, sondern Intervalle. JE, 24. 4. 16
Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE
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