In der Zeit lebt der Mensch, weil er Geschichte hat.
Ist es nicht eher umgekehrt? Hat er nicht eine Geschichte, weil er in der Zeit lebt?
Die Menschen haben eine
Geschichte als Gattung, und wenn nicht 'für sich', so doch für einen
äußeren Betrachter. Die Menschen haben als Individuen aber erst recht
eine Ge-schichte, und immer 'für sich'; denn es ist der Grund, warum sie
Ich sagen können.
Ein Vorher und Nachher hat doch auch das Tier, vielleicht weiß es davon?
Was immer es - in
verschiedenen Graden der Gewärtigkeit - 'erlebt', ist ihm doch immer nur
von außen 'zugekommen'. Und es hat darauf so reagiert, wie es seinem
Verhaltensrepertoire genetisch vorgeschrieben war. Insofern ist ihm
alle Bedeutung nur ad hoc und es kann sich nicht daran 'erinnern'.
Die Menschen haben eine
persönliche Geschichte, weil sie schlechterdings Handelnde sind. Was
immer ihnen 'zukommt', sie müssen sich - wie das Tier - 'verhalten',
aber das Tier weiß nichts davon, weil es keine Wahl hat: Die Gene haben
alles vorentschieden. Ein Mensch kann sich aber so oder so verhalten;
und wie er gewählt hat, schlägt sich in der Regel im Er-gebnis nieder.
Wenn das Ergebnis seiner Wahl bleibt, nämlich als sachliche
Voraussetzung aller künftigen Wahlen, dann bleibt auch die Wahl - und
ihr Warum, nämlich die Bedeutung, die so erst für ihn bedeutend wird.
Das Leben wird zu einer Abfolge von ('bedeutenden') Akten, die dauern
und das Leben in Vorher und Nachher sequenzieren. Weil der einzelne
Mensch also seine Geschichte hat, erlebt er eine Zeit.
PS. Auch das Tier altert. Aber das weiß es nicht, es fühlt nur die
zunehmende Schwächung. Vielleicht erinnert es sich daran, dass es
einmal stärker und schneller war. Aber daraus wird keine Anschauung der
Zeit, sondern höchstens ein Gefühl von nicht mehr.
14. 10. 13
Da war ich wohl mit dem Spekulieren ein bisschen voreilig. Heute kommt folgende Nach-richt:
Dass das alles auf den Kopf stellt, glaube ich aber nicht. Sie erinnern sich daran, 'was wo war'. Aber wann
das war? Vielleicht doch nicht. - Um sich an eine verlaufene Zeit
erinnern zu können, muss man sich vorstellen können, 'was inzwischen
geschehen ist'. Dazu wird ein fortdauerndes X als Maß wohl erforderlich
sein...
24. 10. 13
Der Schlaumeier entgegnet: Das Langzeitgedächtnis ist eben jenes ominöse "X"! Mehr ist da nicht dran...
Allerdings wird es nicht ausreichen, dass der Schimpanse sich erinnert, was geschehen
ist. Da wäre die Reihenfolge nämlich gleichgültig. Nicht gleichgültig
ist "zuerst... danach... schließlich" in der Abfolge, was ich getan habe. Da reicht nämlich nicht das episodische analoge Gedächtnis, sondern wird ein semantisches digitales Gedächtnis notwendig. Nicht, was vorgekommen ist, wird in Folgerichtigkeit gespeichert, sondern was ich dabei beabsich-tigt habe: die Bedeutungen, denn die stehen zu einander in einem hierarchischen Bedin-gungs verhältnis.
Nota. - Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE
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