Mittwoch, 8. November 2023

Strategisches Denken und Sprache als Hauptziel der natürlichen Selektion.


aus Die Presse, Wien, 3. 9. 2022                                                                                      aus Jochen Ebmeiers Realien

Wie die Evolution das menschliche Gehirn formte.
Das menschliche Gehirn und seine Fähigkeiten sind einzigartig. Bei unseren Vettern, den Affen, findet die Art und Weise, wie wir sprechen, denken oder Informationen über Generationen hinweg austauschen, keine Entsprechung. Unsere nächsten, aber ausgestorbenen Verwandten, die Neandertaler und die Denisovaner, hatten jedoch möglicherweise ganz ähnliche Fähigkeiten


Warum aber ist der moderne Mensch als Gewinner aus der Evolutionslotterie hervorge-gangen? Wie kam es dazu und was unterscheidet ihn von anderen Spezies? Ein Forschungs-team um den Hirnforscher und Zellbiologen Wulf Haubensak von der Med-Uni Wien hat die evolutionäre Geschichte der menschlichen Gehirnfunktionen rekonstruiert. Dabei kom-binierte es historische Genome und moderne Bildgebungsdaten des Gehirns, um die Aus-wirkungen der natürlichen Selektion auf den Verstand über Millionen von Jahren aufzu-zeigen.

Forscher erstellten Gehirnkarten

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fanden heraus, dass vor allem fortgeschritte-ne Sprachkenntnisse und strategisches Denken in der Evolution zwischen dem modernen Menschen und archaischen Homininae wie den Neandertalern eine große Rolle gespielt haben müssen. Diese kognitiven Eigenschaften waren demnach das Hauptziel der natürli-chen Selektion beim modernen Menschen, was zu unseren außergewöhnlichen Fähigkeiten führte. „Die Erforschung heutiger und historischer Genome und die Übertragung dieser Daten auf unser modernes menschliches Gehirn ermöglicht uns ganz neue Einblicke in unsere Geschichte“, sagt Haubensak. Die Studie dazu, bei der auch Forschende des For-schungsinstituts für Molekulare Pathologie IMP, des Zentrums für Virtual Reality und Visualisierung VRVis sowie der Max-Perutz-Labs mitgearbeitet haben, ist diese Woche im Fachjournal Cell Reports erschienen.

Mithilfe eines von Florian Ganglberger und Katja Bühler vom VRVis entwickelten compu-tergestützten neuroanatomischen Ansatzes (multidimensionales Hochleistungs-Clustering) wurden 9000 Gene analysiert, um funktionelle Gehirnkarten zu erstellen. Diese gaben Auf-schluss über die Entwicklung evolutionär relevanter Merkmale. Demnach erfuhren etwa Gene, die an der Sprache beteiligt sind, vor 7,4 bis 1,7 Mio. Jahren bei unseren frühen homininen Vorfahren zahlreiche Veränderungen. (cog)


Nota. - 'Stragetisches Denken' ist das Erdenken von Zwecken und das Erkunden ihrer Möglichkeit. Da die Menschen in Gemeinschaft leben, müssen Zwecke mitgeteilt und in Gemeinschaft realisiert werden. Das setzt Sprache voraus. Und zugleich kann Sprache nur aus der Mitteilung von Zwecken und der Absprache über ihre Verwirklichung entstehen. Ei und Henne? Das Problem löst sich so pragmatisch wie es sich stellt: als ein systemischer Prozess.
JE, 3. 9. 22


 
Nota. Das obige Bild gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE

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