Es handelt sich ja wohl um eine Variante des Figur-Grund-Prinzips: Dieses ist das Andere des Andern.
Beim
Hören analoger Vinylplatten bemerkt man oft erst in den Pausen das
Rau-schen, das hinter der Musik gar nicht zu hören war. Gehört hat man
tatsächlich die ganze Gestalt. Auf digitalen CD-Aufnahmen im
Studio gibt es kein Rauschen mehr, es wurde hinweggesäubert. Zuerst
waren wir alle hingerissen von der plötzlichen Durchhörbarkeit der Musik
(Ich bin Brahms-Schwärmer), aber
inzwischen kommt Vinyl wieder zu Ehren, weil es einem vorkommt, dass
digital 'was fehlt'. Das wird wenigstens zum Teil das Hintergrundrauschen sein, aus dem die Musik hervor tritt.
Denn in der Wirklichkeit kommt es nie vor, dass irgendwas ohne
Hintergrund hör-bar ist; auch nicht - oder schon gar nicht - im
Konzertsaal.
Genausowenig, wie irgend eine Figur ohne ihren Grund sichtbar
ist; und das lässt sich auch digital nicht erkünsteln, denn wenn schon
keine Farbe, so hat jede Fläche doch wenigstens diesen oder jenen
Helligkeitswert.
So kann nur wahrgenommen werden, was sich aus einer Fülle von gleich-Gültigem als dessen Störung erhebt; was in einem Meer von Selbstverständlichkeit einer Er-klärung bedarf, weil es zwischen all dem andern fragwürdig ist.
Kommentar zu Töne hören und Töne unterscheiden, JE, 13. 11. 19
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