Montag, 26. August 2024

Bewusstsein ist nicht wirklich ein Begriff.

                                                                    zu Philosophierungen

"Bewusstsein" ist nicht wirklich ein Begriff. Es ist ein Wort, das in vielen Situatio-nen und Sinnzusammenhängen eine bestimmte Bedeutung haben kann: doch nie dieselbe. Wird es außerhalb dieses bestimmten Fachgebiets verwendet, verschwimmt es im Ungefähr. Einen gewissen Grad von Ungefähr braucht unsere Umgangsspra-che, weil sie unsern Umgang miteinander vermitteln soll und nicht unsere Besonde-rungen schärfen. 

Allerdings bleibt seine umgangssprachliche Allgegenwart nicht ohne Wirkung auf unser Denk- und Vorstellungsweise, und mischt sich unbemerkt immer wieder auch in die feinsten Distinktionen der Wissenschaft ein - wo es nicht hingehört.
 
Das Ich wurde von Descartes in die Philosophie eingeführt als das denkende Ego. Beim Denken fängt Descartes seine Überlegungen an, da ist das umgangssprachli-che Bewusstsein schon selbstverständlich drin enthalten. Von Reflexion redet Des-cartes nicht ausdrücklich.

Dass Philosophie wesentlich reflektiert, war eine Entdeckung Kants. Transzenden-talphilosophie ist toto coelo Reflexion des Denkens auf sich selbst, und wenn sie konsequent ist, stößt sie irgendwann auf - na ja, auf Bewusstsein als dessen Bedin-gung. So bei Kants Fortsetzer Fichte. Seine Wissenschaftslehre  eruiert nicht nur die Herkunft der Erfahrungsbegriffe, sondern auch, Kant radikalisierend, den Ursprung des Apriori, das nach Kant Erfahrung erst möglich macht. Sie geht daher hinter die Begriffe zurück und findet auch das Apriori in der vorstellenden Tätigkeit des Sub-jekts selbst gegründet. Es gilt daher, den Ursprung des Vorstellens freizulegen - Be-griffe, Denken und Bewusstsein werden sich aus ihm schrittweise ergeben.

Ich kürze ab: Am Grunde des Vorstellens findet die transzendentale Reduktion das sich selbst setzende Ich vor. Das 'Setzen seiner selbst' ist seine ursprüngliche Tat. 'Es selbst' ist zunächst ganz unbestimmt. 'Es' bestimmen kann nur 'es selber' - denn vor ihm war in der Vorstellung nichts. 'Seine' Vorstellung von 'sich-selbst' Fortbe-stimmen ist eo ipso Selbstbewusstsein. Alles weitere - Denken (Reflektieren), Be-griffe, 'Bewusstein'- folgt daraus.

Das ist, was die Philosophie über Bewusstsein sagen kann. "Bloße Logik", hat Kant es genannt, Reflexionsphilosophie hat Hegel gespottet. Der eine hatte die Transzen-dentalphilosophie nicht zuende geführt, der andere hatte sie nie verstanden: Kritik der Vernunft, so radikal sie sei, hat ihm nicht genügt, er wollte darüber hinaus gehen und hat sie folgerichtig links liegen lassen.
Kommentar zu Kann ein Fisch sich selbst erkennen?  JE, 14. 6. 20

 

Nota Das obige Bild gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und ihre Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Ihre Nachricht auf diesem Blog. JE

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