Dienstag, 23. Juli 2024

Richtiges Leben im falschen.

Bosch                                                           zu  Levana, oder Erziehlehre   

Die Schule ist nicht der Zweck des Heranwachsens, sondern seine restriktive Rah-menbedingung. Sie ist eine zweckmäßige Einrichtung der bürgerlichen Gesellschafts-ordnung. Die war selber Bedingung gesellschaftlicher Entwicklung; und wie jede Ordnung ist sie in mancherlei Hinsicht restriktiv.

Sie ist restriktiv namentlich in Hinblick auf die laufende digitale Revolution. Das Wertgesetz wird von der Ersetzung menschlicher Leitungen durch maschinelle In-telligenzen unterlaufen. Das ist ein reeller Widerspruch, der sich nur tastend und konvulsivisch wird auflösen lassen. Die Schule ist aber darauf aus- und dazu einge-richtet, die menschlichen Intelligenzen für das Wertgesetz zu konditionieren.

Sie fraktioniert das Wissen zu Fächern und vereinseitigt das Denken auf lineare Kausalität und logischen Atomismus. Das war  für die industrielle Zivilisation eine notwendige und richtige Restriktion. Aber sie hat dabei die Grundlagen der digita-len Revolution gelegt. Für deren Entwicklung ist sie nunmehr keine Bedingung, sondern nur noch Restriktion.


Tastend und konvulsivisch: Das ist natürlich eine Versuchung für alle Ideologen. Doch bis die zu einem Ratschluss gelangt sind, kann die Wirklichkeit nicht warten. Sie muss konvulsieren, was bleibt ihr übrig?

Das eigentliche Problem der Schule ist, durch diese allgegenwärtigen Turbulenzen zu navigieren. Dafür gibt es keine optimalen Strukturen und adäquaten Methoden. Indem sie all ihre Aufmerksamkeit aber gerade auf sie verschleißt, überlässt sie das alltägliche Austragen der Widersprüche den Lehrern. Ein Lehrer, der nicht der In-stitution dient, sondern der Bildung seiner Schüler, überlebt nur als Künstler; als einer, der jeden Tag neu versucht, ein richtiges Leben im falschen zu führen.
15. 11. 19


Nachwort.
Ein gutes Wort für Lehrer - das hätten Sie nicht erwartet auf meinem Blog, stimmt's? Ich rede hier ja nicht von allen, sondern von denen, die nicht einer Institution dienen, sondern der Bildung ihrer Schüler - und täglich ein richtiges Leben im falschen versuchen. Es gibt sie ja noch.
 
Hand aufs Herz: Wie viele davon kennen Sie?
 
 
 

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