Bosch zu Levana, oder Erziehlehre
Die
Schule ist nicht der Zweck des Heranwachsens, sondern seine restriktive
Rah-menbedingung. Sie ist eine zweckmäßige Einrichtung der bürgerlichen
Gesellschafts-ordnung. Die war selber Bedingung gesellschaftlicher
Entwicklung; und wie jede Ordnung ist sie in mancherlei Hinsicht
restriktiv.
Sie ist restriktiv namentlich in Hinblick auf die laufende digitale Revolution. Das Wertgesetz wird
von der Ersetzung menschlicher Leitungen durch maschinelle
In-telligenzen unterlaufen. Das ist ein reeller Widerspruch, der sich nur
tastend und konvulsivisch wird auflösen lassen. Die Schule ist aber
darauf aus- und dazu einge-richtet, die menschlichen Intelligenzen für
das Wertgesetz zu konditionieren.
Sie fraktioniert das Wissen zu Fächern und vereinseitigt das Denken auf lineare Kausalität und logischen Atomismus. Das war für die industrielle Zivilisation eine notwendige und richtige Restriktion. Aber
sie hat dabei die Grundlagen der digita-len Revolution gelegt. Für deren
Entwicklung ist sie nunmehr keine Bedingung, sondern nur noch
Restriktion.
Tastend und konvulsivisch: Das ist
natürlich eine Versuchung für alle Ideologen. Doch bis die zu einem Ratschluss gelangt sind, kann die Wirklichkeit nicht warten. Sie muss
konvulsieren, was bleibt ihr übrig?
Das
eigentliche Problem der Schule ist, durch diese allgegenwärtigen
Turbulenzen zu navigieren. Dafür gibt es keine optimalen Strukturen und
adäquaten Methoden. Indem sie all ihre Aufmerksamkeit aber gerade auf
sie verschleißt, überlässt sie das alltägliche Austragen der
Widersprüche den Lehrern. Ein Lehrer, der nicht der In-stitution dient, sondern der Bildung seiner Schüler, überlebt nur als Künstler; als einer, der jeden Tag neu versucht, ein richtiges Leben im falschen zu führen.
15. 11. 19
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