Volker Schuetz, Maschinelle Kunst zu Geschmackssachen
Mein Gewährsmann sagt, Geist ist Einbildungskraft. Einbilden muss ich nicht nur können, sondern wollen; wenn sie kräftig sein soll zumal: Sonst könnte ich nämlich nichts davon behalten.
Dem theoretischen Philosophen geht es nicht um das Hervorbringen überhaupt, sondern um das Hervorbringen von Vernunft. Das betrifft die Qualität der Zwecke. Gewählt werden sie aus Freiheit. Wenn ich sie im sinnlichen Reich, in Raum und Zeit realisieren will, müssen sie so sein, dass sie von andern, in deren Weg sie liegen, ihrerseits gewollt werden können; da eröffnet sich eine Welt.
Davon ist hier nicht die Rede. Kunst verwirklicht ihre Zwecke im höchsten Fall als Bilder, die liegen niemandem im Weg. Es muss sie keiner wollen und wählen. Wenn sie gefallen, ist es gut, und wenn nicht, ist es auch gut. Mit andern Worten, es geht um Qualitäten, die nicht um eines andern, sondern um ihrer selber willen wählbar sind.
Eine
Maschine könnte per Zufallsgenerator auch solche Qualitäten... na ja,
nicht einbilden, aber wohl ausdrucken. Doch wählen, welche sie davon
behalten will, kann sie schon nicht mehr. Genauer gesagt, ein
ästhetischer Produzent braucht ein ästhetisches Publikum, sonst
produziert er in den Wind. Wo es ein Publikum aus Maschinen gibt, die
per Zufall wählen, nein: herauspicken, was sie behalten wollen, könnte es maschinelle Kunst geben. Wer sollte aber ein solches Publikum schaffen? Maschinen nicht; sie könnten es nicht wollen.
Kommentar zu Kunst von Maschinen - für Maschinen? JE, 23. 3. 21
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