Kunst entzweit den Menschen.
Schiller
Kitsch lässt ihn ganz bei sich sein – und sich darin gefallen.
Vor dem Beginn der Moderne in
der Romantik gab es keinen Unterschied von Kunst und Kitsch. Es gab
lediglich gelungene und weniger gelungene Werke; ge-lungen nach der
aufgewandten Kunstfertigkeit und gelungen nach dem darin wal-tenden
Geschmack. Der Geschmack mochte mehr oder weniger gebildet sein – doch allein danach ließ sich ein guter von einem schlechten Geschmack unter-scheiden.
Erst als die Menschen, nämlich die modernen Menschen ihre Entzweiung mit sich als ihre aufgegebene Bestimmung zu erachten begannen, konnten die Werke nach aufreizenden und nach versöhnenden unterschieden werden.
Der mit sich entzweite Mensch ist der reflektierende Mensch
– das mit freiem Willen begabte souveräne bürgerliche Subjekt, das sich
einer ganzen Welt gegen-über gestellt sieht; ohne zu wissen, was es dort
verloren hat.
Wer immer von den Zumutungen einer entzweiten Existenz Entspannung
sucht, wird zu den versöh-nenden Werken der Künstler greifen. Wann immer
einer daraus einen Habitus werden lässt, kommt ein Kitschmensch zur Welt.
Nicht
zuviel Schönheit macht den Unterschied. Sondern es gibt eine Schönheit,
bei der einem nur wohl ist; und eine Schönheit, die einen außer sich
bringt, und das kann auch eine Dvorak-Symphonie und auch ein
Sonnenuntergang.
Wo das Selbst sich gefällt, ist Kitsch, und wo das Andre überwältigt, ist Kunst.
PS. Schillers Unterscheidung zwischen anspannender und schmelzender Schönheit bedeutet etwas anderes; aber vielleicht nicht etwas ganz anderes?
September 26, 2010
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