Montag, 1. Juli 2024

Der einzige Vogel, der auch noch kräht...

  wenn er mit beiden Beinen in der Scheiße steckt, sagt man in Belgien.

Der Absturz von Macrons Liste beweist hinreichend, nämlich nachdem er bald zehn Jahre als Präsident geamtet hat, dass man eine selbstständige und womöglich sieg-reiche Mitte nicht aufbaut, indem man links und rechts die Brosamen zusam-menkratzt, die von den Flügeln abbröckeln. Für einen Charismatiker ist er zu über-heblich, da bliebe ihm nur eine klare programmatische Ausrichtung, zu der alle Üb-rigen Stellung zu nehmen haben - ob sie wollen oder nicht. Jetzt ist seine Boutique zerrieben zwischen zwei Mühlsteinen und kann nicht mal mehr Japp sagen. Innen-politisch war sein Programm immer: Hiervon nicht zuviel und davon nicht zu wenig, und europapolitisch hat seine luftige Rhetorik statt Zuversicht nur ennui verbreitet.

 

Nachtrag. 

Dass Macron sich verzockt hat, ist noch nicht ausgemacht. Was wird er gewollt haben? Er hat wohl mit einem knappen Ergebnis gerechnet, und das könnte er beim zweiten Wahlgang ohne weiteres bekommen. Mme. LePen hat ihr Reservoir wohl schon beim ersten Gang ausgeschöpft - das war früher anders. Jetzt kommt es darauf an, welche Seite am meisten mobilisiert, die Frage ist Dafür oder dagegen?

Macron bleibt ja Präsident, und alle, die LePen nicht wollen, müssen sich ihm unterordnen, weil ohne ihn alles nur viel schlimmer wird. Wenn  Mélenchon sich stur stellt, wird er sich isolieren und Macron eher stärken als schwächen. Die Franzosen haben ein Faible für starke Männer. Ob aber Macron der Rolle als Bonaparte gewachsen ist, kann man bezweifeln. De Gaulle und Mitterand hatten die Nerven dafür; Macron steht sich selbst zu nah.

Wie dem im Innern auch wäre - international könnte er dann wirklich nicht mehr als krähen.

 

 





 

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