Auch die Sätze Nix gilt und Wahrheit gibt es nicht erheben Anspruch auf Geltung und Wahrheit. Ein Zeuge Jehovas sagte mir, als ich mich als Atheisten zu erkennen gab, dann glau-ben Sie ja auch an was. Ich fragte: An was denn? Er sagte: Nichts. Auf meinen Ein-wand, Nichts sei nicht Etwas, blieb er die Antwort schuldig. Dabei
hatte er Recht. Ich glaube an die Wirklichkeit der Welt. Ich muss es
wohl glauben, weil ich anders mein Leben nicht einen Tag führen könnte.
Wenn er mir entgegnete, ohne den Glauben an Gott könne auch er sein
Leben nicht einen Tag führen, würde ich ihm nicht widersprechen. Ich
aber kann es. 12. 7. 15 Nachtrag.
Sobald er das Katheder verlässt, glaube auch der idealistische
Philosoph an die Wirklichkeit der Welt, sagte Fichte, der es wissen
musste. Er glaubt in seinem geschäftigen Alltag, unddadarfernichtbloß, da muss er. Würde er da alles begrün-det haben wollen, käme er vor
lauter Fragen nicht zum Handeln, aber handeln muss er im Alltag. Es ist aber nicht immer
Alltag. Gottlob gibt es Feiertage. Und dann gibt es jene ganz
außerodentlichen Situationen, mit denen keiner gerechnet hat. Die
erfordern manchmal Entscheidungen, von denen man nicht weiß, wie weit
sie führen werden. Man fragt sich nach dem Sinn nicht von diesem oder
jenem, sondern des Lebens selbst. Den kann man schlechterdings nicht
wissen, den müsste man glauben. Die Frage ist nur, wem man ihn glaubt. Und dafür braucht man mehr als den Glau-ben selbst, nämlich Wissen, oder richtiger: Wissenwollen. Dabei lernt man dann, dass die Annahme eines An-sich außerhalb meiner Vorstellung, das man auffinden und verwahren kann, ohne Sinn
ist. Da sagt der Skeptiker: "Wusst ich's doch!"
Recht hat er: Es ist
das einzige, was wir mit Sicherheit wissen können. Es bedeutet immerhin
dies: Es gibt nichts und niemanden, dem wir glauben können - es sei denn, uns selbst; doch wenn wir das nicht tun, können wir wiederum... im Alltag nicht handeln. Man könnte also sagen, der Skeptiker hat zu sehr Recht, um noch Recht zu haben. 29. 8. 18
Digitalität,
der wir unsere diskursive Denkweise verdanken, beruht darauf, dass wir
den Phänomenen, die uns in unserer Umwelt begegnen, gemeinsam
willkürlich ge-wählte Zeichen anheften, die durch die Anordnung, in die
wir sie willkürlich brin-gen, einen uns gemeinsamen intelligiblen Sinn
erhalten.
Wir
nehmen Willkür zweimal an, erstens beim Entwerfen der Zeichen und
zweitens beim Anordnen. Wobei Willkür im ersten Schritt
nur ein anderes Wort für den Zu-fall wäre; nicht aber für eine
willentliche Wahl. Echte Willkür ist es erst im zweiten Schritt: Die
Anordnung der an sich bedeutungslosen Zeichen geschieht in der
Er-wartung, dass die andern sie ebenso herauslesen, wie ich sie
hineingelesen habe. Die Sprachfähigkeit der Menschen beruhte also auf
seinem freien Willen.
Die
obige Erörterung beginnt an einem Punkt, an dem Menschen oder ihre
Vorfah-ren schon gesprochen haben. Dass das Denken der Menschen
zumindestens die Weiterentwicklung ihrer Sprachen beeinflusst, liegt
auf der Hand; für die Details gibt es Spezialisten. Dass Klang, Melodie,
Rhythmus und folglich Atmung und Aus-drucksfähigkeit die
Bedeutung des Gesprochenen modellieren, wird auch keiner be-zweifeln,
doch braucht es dafür im Detail schon mehr Experten. Das sind aber
fak-tische Fragen, die durch gewissenhafte Forschung aufgeklärt werden.
Die
anthrologogische Grundfrage 'Stammt das Denken aus dem Sprechen oder
das Sprechen aus dem Denken?' ist aber nicht empirisch zu beantworten -
weil naturge-mäß keine Denkmäler vorliegen. Die Vorstellung, dem Sprechen
müsse ein Denken vorhergehen, lässt sich veranschaulichen mit allerlei
expressiven Lauten und physi-schen Artikulationen, wie sie in den
Gebärdensprachen kultiviert wurden. Die Spra-che selbst müssen letztere
nicht neu erfinden, sondern nur nachahmen. Aber die Mittel dazu sind
gegeben. Die Gegner dieser Hypothese müssten schon die grund-sätzliche
mentale Kompetenz unserer Vorfahren bestreiten. Mit welcher Evidenz?
Die
umgehrte Annahme, das Denken habe sich aus dem Sprechen entwickelt, hat
dagegen ein metaphysische Voraussetzung, für die sich definitiv keine
Evidenz fin-det: dass das Sprechen fix und fertig im Menschenhirn
präetabliert ist - und ergo einen an sich gegebenen Sinn zur Darstellung bringt. Soviel Weihrauch, wie ich da-für bräuchte, kann ich gar nicht inhalieren. aus Sehe ich die Welt, wie ich sie nenne?JE, 7. 11. 23
Dass der Mensch sich durch Laufen zum
Menschen gemacht hat, ist eine so alte wie umstrittene Hypothese. Nun
wird sie von ethnologischen Befunden gestützt.
"In den alten Zeiten jagten wir den Elch, indem wir ihn auf
Schneeschuhen nieder-liefen, wir konnten den ganzen Tag rennen, so wie
Wölfe. Nun sind unsere jungen Männer faul geworden. Sie reiten auf ihren
Hundeschlitten.“ Das berichtete Mitte des 19. Jahrhunderts ein
Indigener im Norden Amerikas, Ähnliches bekamen Eth-nologen rund um die
Erde zu hören: In Borneo war man zu Fuß hinter Hirschen her, in
Australien hinter Kängurus, und mancherorts wurde bis vor Kurzem noch so
gejagt, in etwa von den San in Halbwüsten Südafrikas.
Dabei
kann der Mensch etwas ausspielen, was ihn von anderen Säugetieren
unter-scheidet, von seinen Ahnen auch: „Laufen machte uns menschlich –
zumindest im anatomischen Sinn“, erklärten 2004 Dennis Bramble
(University of Utah) und Daniel Lieberman (Harvard) (Nature 432, S. 345). Das
knüpfte an die 20 Jahre zuvor von David Carrier (University of
Michigan) entwickelte Hypothese an, der Mensch habe sich selbst
erlaufen, und es wird nun – nach wieder 20 Jahren – von Eugéne Morin
(Bordeaux) und Bruce Winterhalder (UC Davis) aufgefrischt, etwa mit
ethnografischen Berichten wie dem eingangs zitierten (Nature Human Behaviour, 13.5.).
Unsere Ahnen erhoben sich nicht zum aufrechten Gang, sondern zum aufrechten Lauf
Das
Laufen soll uns gemacht haben? Wir haben zwar auf kurzen Strecken wenig
zu bieten, aber auf langen umso mehr: Selbst Topsprinter schaffen
gerade 10,2 Meter pro Sekunde, und das nur 20 Sekunden lang, Geparden
bringen es auf 29 m/s, Thompsons Gazellen auf 26,5, über lange Minuten.
Aber auf Dauerläufen sind wir schier unermüdlich, manche Langstreckler
bewältigen über Monate hinweg jeden Tag einen Marathon: Wir können nicht
rasch flüchten, aber zäh verfolgen, etwa Gazellen so lang nachtrotten,
bis sie zusammenbrechen. An Überhitzung.
Vor der ist unter allen
Tieren nur das geschützt, das Russel Newman 1970 den „schwitzenden
Affen“ genannt hat, weil seine Haut kaum behaart und stattdessen mit
Schweißdrüsen übersät ist (Human Biology 42, S.12). Aber
bevor durch diese etwas fließt, muss der Körper in Gang gehalten
werden, dafür sorgen Muskeln eines Typs, der auf Ausdauer spezialisiert
wurde und heute noch in Ostafrika verbreitet ist, aus dem seit dem
Äthiopier Bikila Abebe, der 1960 – barfuß – den Marathon in Rom gewonnen
hat, alle Meister der Langstrecken kommen (während der Sprint von
Läufern aus Westafrika bzw. Erben von Sklaven mit einem rascheren
Muskeltyp beherrscht wird [Science 305, S. 637]).
Diese
Muskeln haben einen molekularen Hintergrund, der scheinbar höchst
entle-gen ist, den eines Gens für eine Sialinsäure für ein Enzym in den
Zellmembran. Alle anderen Säuger haben ein und die gleiche Variante,
erst und nur frühe Ahnen des Menschen haben die vor etwa zwei Millionen
Jahren durch eine andere ersetzt, es diente vermutlich der Abwehr von
Krankheiten. Aber es hatte weitreichende Konsequenzen für den gesamten
Körper, etwa den ausdauernden Muskeltyp, das zeigte Ajit Varki (UC San
Diego). Erst ist den molekularen Details nachgegangen (Pnas 107, 8939), und er hat die menschliche Variante Mäusen eingebaut, die dann länger liefen, trotz des Fells (Proc. Roy. Soc. B 2018.1656).
Nota. - Da fällt mir ein: Männer haben rund um den Erdball relativ längere Beine als Frauen - wegen ihres Oberschenkelknochens Femur. Ob sie die Pioniere unseres aufrechten Gangs waren, ist fraglich. Aber Pioniere des aufrechten Laufens waren sie gewiss - entweder, weil der Femur sie dazu prädestinierte, oder sie haben, weil sie Pioniere des Laufens waren, einen längeren Femur entwickelt. Der (sic) Mensch stammt, kann man wohl sagen,von den Männern ab.
PS. - Ach, und da fällt mir ein: Wild zu Tode hetzen kann nicht einer allein. Jagende Männer mussten von Anfang an kooperieren. Sachliche Kooperation ist eine kopfi-ge Angelegenheit, und keine bauchige wie gemütvolle Beziehungsarbeit. JE
“Behaupten
kann jeder”, sagte August Wilhelm Schlegel zu seinem Bruder Fried-rich,
“aber man muss auch beweisen können.” Nein, entgegnete jener; beweisen
kann jeder; behaupten muss man können.
* Ob ich das auch beweisen kann?
Ich entsage dem Vergnügen, den Beweis zu versuchen, nur schweren Herzens, denn es wäre ein echtes Abenteuer geworden. Ich
fange die Frage vielmehr asketisch in einem Meta-Bereich ab und weise
sie zu-rück: Ich war in der Vorhand, und ich habe geliefert. Jetzt sind
die andern am Zug. Sie können entweder eine Erklärung vortragen, die
meiner überlegen wäre, und ich müsste nachlegen. Oder sie könnten meine
Erklärung widerlegen, dann müsste ich beschämt den Mund halten. Bloß eins
können sie nicht: auf einen unmotivierten Nachschlag von mir rechnen. Ich
bestehe auf Einhaltung der Reihenfolge. Eine ungesicherte Erklärung hat
einen logisch höheren Rang als keine Erklärung. Sie hat Vorrang vor den
faulen feilen In-fragestellern. •Mai 26, 2010
Nota - Das
obige Bild gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie
der Eigentümer sind und ihre Verwendung an dieser Stelle nicht
wünschen, bitte ich um Ihre Nachricht auf diesem Blog. JE
Kunst entzweit den Menschen. Schiller Kitsch lässt ihn ganz bei sich sein – und sich darin gefallen. Vor dem Beginn der Moderne in
der Romantik gab es keinen Unterschied von Kunst und Kitsch. Es gab
lediglich gelungene und weniger gelungene Werke; ge-lungen nach der
aufgewandten Kunstfertigkeit und gelungen nach dem darin wal-tenden
Geschmack. Der Geschmack mochte mehr oder weniger gebildet sein – doch allein danach ließ sich ein guter von einem schlechten Geschmack unter-scheiden. Erst als die Menschen, nämlich die modernen Menschen ihre Entzweiung mit sich als ihre aufgegebene Bestimmung zu erachten begannen, konnten die Werke nach aufreizenden und nach versöhnenden unterschieden werden. Der mit sich entzweite Mensch ist der reflektierende Mensch
– das mit freiem Willen begabte souveräne bürgerliche Subjekt, das sich
einer ganzen Welt gegen-über gestellt sieht; ohne zu wissen, was es dort
verloren hat.
Wer immer von den Zumutungen einer entzweiten Existenz Entspannung
sucht, wird zu den versöh-nenden Werken der Künstler greifen. Wann immer
einer daraus einen Habitus werden lässt, kommt ein Kitschmensch zur Welt. Nicht
zuviel Schönheit macht den Unterschied. Sondern es gibt eine Schönheit,
bei der einem nur wohl ist; und eine Schönheit, die einen außer sich
bringt, und das kann auch eine Dvorak-Symphonie und auch ein
Sonnenuntergang. Wo das Selbst sich gefällt, ist Kitsch, und wo das Andre überwältigt, ist Kunst.
PS. Schillers Unterscheidung zwischen anspannender und schmelzender Schönheit bedeutet etwas anderes; aber vielleicht nicht etwas ganz anderes? September 26, 2010
Licht
steht für Vernunft und Erkenntnis. Anders als man annehmen könnte, geht
das Bild aber nicht auf das Christentum zurück. Es ist deutlich älter,
erklärt unser Kolumnist.
Licht
ins Dunkel bringen. Sachverhalte erhellen. Einleuchtende Erklärungen
finden. Wenn wir über Philosophie, Wissenschaft oder das menschliche
Erkenntnisstreben ganz allgemein reden, greifen wir oft auf Ausdrücke
zurück, die etwas mit Licht zu tun haben. Woher kommt das?
Man
könnte annehmen, dass die christliche Religion etwas damit zu tun hat.
Schließlich bezeichnete sich Jesus dem Johannes-Evangelium zufolge
selbst als das »Licht der Welt«, und das nizänische Glaubensbekenntnis
(das ausführlichere der beiden in den großen christlichen Kirchen
üblichen) spricht von ihm bis heute als »Licht vom Licht«. Doch das Neue
Testament ist nicht der Ursprung dieser Vorstellung. Dann vielleicht
das Alte? In Psalm 119 etwa steht der auch für Taufsprüche beliebte Vers
»Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.«
Hier ist also das Wort Gottes das Licht – und nicht die menschliche
Vernunft.
Tatsächlich wird die Metapher von Vernunft als Licht an
der wohl berühmtesten Stelle ihrer Wirkungsgeschichte eher gegen das
Christentum mobilisiert: Die intellektuelle, tendenziell
kirchenkritische und in Teilen dem Atheismus zugeneigte Bewegung des
18. Jahrhunderts, die wir im Deutschen »Aufklärung« nennen, trägt in
vielen Sprachen das Licht bereits im Namen: »Enlightenment«, »Les
Lumières«, »Ilustración«, »Illuminismo«, »Verlichting«, »Просвещения«
sind nur einige Beispiele.
Schon
lange vor Christi Geburt wurden Vergleiche zwischen dem menschlichen
Geist und Licht gezogen, etwa in Aristoteles’ Werk »Von der Seele«
(»Peri psychês«, zirka 350 v.Chr.). Dort wird ein Aspekt der
menschlichen Seele beschrieben, der im Denken Sachen schafft, ähnlich
wie Licht Farben schafft: Potenziell Farbiges wird schließlich auch erst
dadurch farbig, dass Licht darauf fällt. Da Aristoteles über
Jahrhunderte hinweg der meistrezipierte Philosoph im christlichen Raum
(und darüber hinaus) war, könnte man ohne Weiteres davon ausgehen, dass
seine Worte eine bleibende Wirkung hinterlassen haben.
Aber auch
Aristoteles hat das Lichtmotiv nicht erfunden. Es taucht bereits eine
Generation früher bei seinem Lehrer Platon auf, der in einem seiner
berühmtesten Gleichnisse, dem Sonnengleichnis, in seinem wahrscheinlich
einflussreichsten Werk »Politeia« das Verhältnis von Sonne und Sehsinn
mit dem zwischen dem Guten und der menschlichen Vernunft vergleicht.
Demnach sind Sehsinn und Licht nicht die Sonne selbst, sondern ihr nur
ähnlich. Und entsprechend sind Erkenntnis und die erkennbare Wahrheit
dem Guten zwar ähnlich, aber nicht mit ihm gleichzusetzen. Das Gute
steht über der Erkenntnis und der Wahrheit.
Die
Idee, dass eine externe, positiv bewertete »Lichtquelle« notwendig ist,
damit der Mensch schlüssig denken und richtig handeln kann, wurde über
verschiedene Instanzen von der griechischen Philosophie schließlich auch
ans Christentum weitergereicht. Dort ist »das natürliche Licht« ein
feststehender Ausdruck für die menschliche Fähigkeit, aus eigener Kraft
zu Erkenntnissen zu gelangen – die nach mittelalterlicher christlicher
Vorstellung freilich in letzter Konsequenz von Gott verliehen wird. René
Descartes (1596–1650), der traditionell als Begründer der neuzeitlichen
Philosophie europäischer Tradition gilt, schränkte das »natürliche
Licht« dann wiederum auf die Fähigkeit ein, das zu erkennen, was »klar und deutlich gesehen« wird.
Spätestens
mit der Entwicklung der wissenschaftlichen Optik im 17. Jahrhundert hat
das Licht als philosophische Metapher einen neuen Akzent bekommen.
Statt als abstraktes, alles erfüllendes Prinzip mit übernatürlicher
Abkunft wird das Licht nun als physikalisches Phänomen zum Thema und
ebenfalls zur Metapher. Das zeigt etwa der berühmte Brief des Literaten
Heinrich von Kleist an seine Verlobte Wilhelmine von Zenge vom
22. März 1801. Dort erläutert er die Erkenntnistheorie von Immanuel Kant
mit dem Vergleich: »Wenn alle Menschen statt der Augen grüne Gläser
hätten, so würden sie urtheilen müssen, die Gegenstände, welche sie
dadurch erblicken, sind grün«.
In allerjüngster Zeit gibt es
wieder andere, allgegenwärtige Lichtphänomene, nämlich Flächen aus
Pixeln. Es wundert daher nicht, dass für bestimmte philosophische oder
theoretisch-physikalische Konzepte, die davon ausgehen, dass die
Raumzeit eine Struktur aus diskreten Teilen aufweist, der Vergleich der Realität mit einem mehrdimensionalen Display aufgekommen ist.
Die diskreten Elemente wären darin gewissermaßen die Pixel. Der Mensch
ist ein Augentier. Ob in der Antike oder in der Neuzeit: Seine Neigung,
das, was mit dem Sehen zu tun hat, als Modell für allerhand Abstraktes
zu nehmen, ist offensichtlich ungebrochen.
Nota. - Der dem Prinzen Siddhartha Gautama zugewiesene Ehrentitel Buddha bedeutet nichts anderes als der Erleuchtete. Er lebte von 563-483 v. Chr. und war eher eine Zeitgenosse des Heraklit als des Aristoteles. Eines der Symbole der persi-schen Zarathustra-Religion ist das Heilige Feuer, und ist gewiss etliche Jahrhunder-te älter. Diesmal haben Sie sich nicht viel Mühe gegeben, Herr Warkus. Sommerloch? JE
Die kategorische Unterscheidung philosophischer und psychologischer Betrachtung ist nichtsdestoweniger nur eine operative. Es geht ja in jedem Fall um das wirkliche Wissen. Die Unterscheidung
betrifft die Frage nach der Notwendigkeit. Die Psychologie be-obachtet,
wie soundsoviele Menschen unter ihren je gegebenen Lebensumständen (ggf.
im Labor) tatsächlich denken. Die philosophische Fragestellung will
ergrün-den, ob sie mit Notwendigkeit so denken oder nur zufällig; also ob
sie auch anders denken könnten, wenn... wahre Ergebnisse erzielt werden sollen. Die Frage nach der Wahrheit der Denkresultate und die nach der Notwendigkeit sind der Sache nach ein und dasselbe. Nur unter der
Voraussetzung, dass wahre Denkergebnisse überhaupt möglich sind, lässt
sich richtiges von falschem Denken unterscheiden. Die psychologische
Unter-suchung kann sich allenfalls auf die Pragmatik des Denkens
erstrecken: wie und wieweit aus Erfolg und Misserfolg des Denkens "im
praktischen Leben" gelernt wird. aus e. Notizbuch, 7. 12. 1994
In der Sache bin ich
heute klüger. Die Notwendigkeit eines Denkens entscheidet in keiner
Weise über die Wahrheit seiner Resultate. Wenn man unter Wahrheit
nämlich eine Überein-stimmung zwischen der Vorstellung und ihrem Gehalt
versteht; oder zwischen der Bedeu-tung eines Dings und seinem Sein. Das
gibt es nicht nur nicht, sondern es hat nicht einmal Sinn. Was soll das
heißen: der Geruch der Aprikose stimmt mit ihrem spezifischen Gewicht
überein? Das ist einfach Quatsch.
Die Frage kann
allenfalls sein, ob ich über die Schritte, durch die ich zu meinem
Urteil über die Bedeutung des Dinges gekommen bin, Rechenschaft ablegen
und zeigen kann, dass ich die gebotene Vorsicht habe walten lassen. Da
die Bedeutung der Sache kein Objektivum ist, sondern eine Zurechnung,
kann es gut sein, dass ich mich mit dem Einen oder Andern nicht über sie
einigen kann. Denn die Bedeutung der Sache für mich hängtabvomZweck,denichmitihrverbinde. Verständigensolltenwiruns können, wenn wir den Zweck teilen. Andernfalls müssten wir uns um den Zweck streiten.
Der oben angesprochene Unterschied zwischen Psychologie und Philosophie ist der: In der Philosophie geht es um unter gegebenen Bedingungen notwendige
Ur-teile. Das wären solche, die - unter den gegebenen Bedingungen -
jeder mit jedem teilen müsste. In der PsychologiegehtesumdieMeinungen,AnsichtenundGefüh-le, die ein IndividuumodereineGruppe
von Individuen zufällig haben. Das eine hat mit dem andern so viel und so wenig zu tun wie das Ding mit seiner Bedeutung.
31. 10. 18
Merke: Wahr kann nicht das Denken selber sein, sondern allenfalls richtig in Hin-blick auf diesen oder jenen Zweck. Wahr kann allerdings der Bericht über das Den-ken sein - aber nur, soweit er ausweist, wovon es ausgegangen ist. Und das kann nicht der Psychologe empirisch ergründen, sondern muss der kritische Philosoph spekulativ rekonstruieren. Nota. Das
obige Bild gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie
der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht
wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE
Lars Theuerkauff nutzt die KI zum Malen Dem Wisch-und-Weg des Doomscrolling setzt der Berliner Künstler
aufwühlend stille Bilder von Menschen und Landschaften entgegen.
Wie sind Wörter in unserem Gedächtnis organisiert?
Schon
seit Langem versuchen Forscher herauszufinden, wie Sprache verarbeitet
und gespeichert wird. Jetzt ruft eine Gruppe in Deutschland zu einem
kurzen Online-Mitmachspiel auf.
Haben
wir eine große, unerforschte Bibliothek im Kopf? Denken Sie an das Wort
„Eis“ – vielleicht kommt Ihnen die nächste Eisdiele, heiße Sommertage
oder zugefrorene Straßen in den Sinn? Diese verschiedenen Assoziationen
zeigen, wie unterschiedlich Wörter in unserem Gedächtnis verankert sein
können.
Genau
das wollen Forscher nun herausfinden. Jede Bürgerin und jeder Bürger
kann helfen durch Beteiligung an einem fünf Minuten dauernden Spiel, das
im Internet unter diesem Link aufgerufen werden kann.
40.000
Wörter kennt im Schnitt jeder Erwachsene.
Die
Sprach- und Gedächtnisforscher – darunter ein Team des
Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung in Berlin – beschreiben das
Gehirn als „mentales Lexikon“, in dem der Wortschatz eines Menschen
abgespeichert ist.
Mentales Lexikon
„Ein
durchschnittlicher Erwachsener kennt rund 40.000 Wörter, die in seinem
mentalen Lexikon gespeichert sind“, betonen sie. „Dieses Lexikon
ermöglicht es uns, schnell und effektiv zu kommunizieren, da wir alle
eine ähnliche Vorstellung von den Bedeutungen und Verwendungen dieser
Wörter haben.“
Offenbar
bilden die Wörter – jenseits ihrer neutralen Bedeutung – in der grauen
Hirnmasse Netzwerke, die mit persönlichen Erfahrungen und Assoziationen
verknüpft sind.
Beispielsweise
das Wort „Wiese“: Vielen Menschen fallen dabei spontan Begriffe wie
Blumen, Frühling oder Spaziergang ein. Wer aber unter Heuschnupfen
leidet oder Angst vor Zecken hat, hat unwillkürlich ganz andere
Assoziationen wie Niesen, tränende Augen oder mögliche Krankheiten. Ein
Gartenbesitzer denkt vielleicht daran, dass er dringend den Rasen mähen
muss.
Im Netzwerk abgelegt
„Freie
Assoziationen werden in der Psychologie und in der Sprachforschung
eingesetzt, um zu verstehen, wie Gedanken und Sprache organisiert sind“,
sagt der Kognitionswissenschaftler Samuel Aeschbach. Es bestehe die
Vorstellung, dass Wörter im Gedächtnis nicht isoliert, sondern in einem
Netzwerk abgelegt seien. „Wenn eine Person ein Wort hört oder liest,
werden damit verbundene Wörter oder Konzepte im Gedächtnis leicht
verfügbar“, erläutert der Doktorand des Max-Planck-Instituts für
Bildungsforschung.
Wer
sich am Forschungsprojekt beteiligen will, muss lediglich fünf Minuten
investieren. Es geht darum, zu 18 Begriffen die ersten drei
Assoziationen aufzuschreiben, die einem spontan einfallen.
Beispielsweise: Hecht? Karpfenteich – Fisch – Angler. Oder beten? Kerzen
– Rosenkranz – Dürers Hände.
Ein
spontaner Selbsttest des Autors zeigt, dass mehr als 20 der 54 von ihm
genannten Begriffe von den bisherigen Teilnehmern sehr häufig gewählt
wurden. Komplett einzigartig war keine einzige Assoziation. Seit dem
Start des Projekts vor mehr als zehn Jahren ist die Datenbank von über
24.000 Menschen gefüllt worden.
Regionale Unterschiede
Durch
die Analyse dieser Assoziationen wollen die Forschenden herausfinden,
wie nah oder fern diese Wörter im Gedächtnis abgespeichert sind und wie
das mentale Lexikon strukturiert ist. „Wir möchten Daten von möglichst
vielen verschiedenen Menschen in unterschiedlichen Regionen sammeln, um
auch die Vielfalt der Wortbedeutungen abzubilden“, so Aeschbach.
Nota. -Dass Wörter in einem eignen, exklusiven Netzwerk miteinander assoziiert sind, ist schon wichtig zu wissen. Doch eigentlich müsste man herausfinden, wie sie dorthin gelangt sind. Aufrollen könnte man die Frage vielleicht so: Wie erkenne ich - 'erkennt mein Ohr' -, was ein Wort ist und was bloß ein Klang? Mit einem andern Wort (sic), woran erkenne ich Bedeutung an Tönen? Jajanatürlich - "am Gebrauch". Wörter werden von bloßen Klängen nach ihrem Gebrauch unterschieden. Und wie wird der Gebrauch unterschieden? Und vor allem: von wem?! - Es wär der Stein der Weisen. JE
Die Frankfurter Allgemeine schreibt: "1000
Dollar jeden Monat ohne Gegenlei-stung: Die Befürworter des
bedingungslosen Grundeinkommens erhoffen sich durch solche Zahlungen
positive gesellschaftliche Veränderungen. Doch ein großes Experiment
zerstört diesen Traum..."
Das hat viel Geld gekostetet, aber die interessierten Gegner lassen sich's was ko-sten. Denn es war klar, dass es in die Hosen gehen musste - weil es sollte: Der Zweck des bedingungslosen Grundeinkommens ist ja nicht, die Menschen zu ver-ändern, sondern die Gesellschaft. Nämlich so, dass die unausweichlichen Folgen der digitalen Revolution nicht in assistierte Massenarbeitslosigkeit führt, sondern auf eine höhere Stufe der Zivilistion. Und die wird die Menschen allerdings ver-ändern - aber in dieser Reihenfolge, und nicht umgekehrt.
Nota - Das
obige Bild gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie
der Eigentümer sind und ihre Verwendung an dieser Stelle nicht
wünschen, bitte ich um Ihre Nachricht auf diesem Blog. JE
"Es geht um Einbildung.
Sind deren Möglichkeiten wirklich ohne Grenzen? Dann wäre die
menschliche Intelligenz der künstlichen theoretisch doch überlegen.
Prak-tisch würde sie freilich bei jedem möglichen Wettbewerb vor ihr
schlappmachen; wie oben im Go-Spiel."
Das
muss man ergänzen: Die Überlegenheit der menschlichen über die
tierische In-telligenz wärenureinefaktischeund, evolutionärbetrachtet, zufällige: Träumen wer-den Tierkinder auch müssen, denn sie
können sowenig sehen wie Menschenföten. Es habe keinen evolutionären
Grund gegeben, das Träumen nach der Geburt wie-der abzuschaffen, sagt
Ernst Pöppel. Reicht das aus: dass kein Grund da war? Nimmt man nicht
an, dass Fähig-keiten, die nicht gebraucht werden, schließlich
verkümmern? Es sollte einen Grund gegeben haben, die Fähigkeit zum Träumen bei den erwach-senen Menschenindividuen nicht absterben zu lassen; nämlich den, dass sich die Fä-higkeit, noch nie Gesehenes einzubilden, in der befremdlichen 'Welt' bewährt hat, nachdem die Menschen ihre angestammte 'Umwelt' im Regenwald verlassen hatten.
Eine solche Bewährungsprobe gab es für andere Tierarten nicht.
Aber
dass Tiere im künstlichen Milieu des Beobachtungslabors gelegentlich
Fähig-keiten entwickeln, die bei ihren freilebenden Artgenossen nie zuvor
beobachtet wurden, könnte darauf hinweisen, dass auch bei ihnen die
Fähigkeit zu freiem Ein-bilden noch nicht wieder völlig abgestorben ist. 4. 1. 17
Nachtrag. - Dass der Eintrag vom Vortag
ein wenig dünn geraten war, ist mir also schon tags drauf aufgefallen.
Aber ich habe nur dürftig nachgebessert: Es war keine Schwäche im
Detail, sondern ein Irrtum in der Größenordnung, oder richtiger: in der semantischen Ebene.
Es ging nicht um 'das, was' betrachtet wird, sondern dar-um, 'von wo
aus'; es geht nicht um die Objektebene, sondern um die Meta-Ebene: die Reflexion eben; und die gibt es nur für die Intelligenz natürlicher Menschen, weil sie nicht nur zwischen Daten, sondern als Leib in der Welt der Andern exi-stiert.
21. 7. 21
Nota. Das
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