zuJochen Ebmeiers Realien, zu Philosophierungen
Dass
das Gehirn keinen eigenen Maßstab dafür hat, was real ist und was es
sich nur einbil-det, beweist nicht, dass diese Unterscheidung selber
nicht real, sondern 'bloß eingebildet' ist: Es beweist gar nichts. Dass
etwas außerhalb der Vorstellung 'wirklich vorkommt', kann nur etwas außerhalb unserer Vorstellung uns verbürgen - doch davon könnten wir nichts wis-sen. Es ist aber auch nicht so, dass nur wir 'es nicht wissen können'; dass da etwas Wissba-res ist, zu dem wir, ach, keinen Zugang haben. Vielmehr ist es so, dass die Frage selber, wenn man sie nur gründlich stellt, keinen Sinn hat.
Wir
wissen nichts, als was in unserer Vorstellung vorkommt: Beide Ausdrücke
bedeuten dasselbe. Wir wissen folglich nichts, was in unserer
Vorstellung nicht vorkommt. Wir wissen manches noch nicht, weil es in
unserer Vorstellung noch nicht vorkommt; das kann sich än-dern, man muss
immer wieder versuchen. Doch etwas, das ich mir nicht vorstellen kann,
weil es an sich nicht vorstellbar ist, ist... unvorstellbar. Es
ist nicht inexistent, sondern sinn-los. Danach zu fragen, ist... nun ja,
dumm; spätestens, sobald die erforderlichen Überlegun-gen angestellt
wurden.
*
Daneben steht die Tatsache, das wir alle im Alltag tausendfach unterscheiden zwischen Vor-stellungen, denen in einer Welt außerhab meiner Vorstellungen etwas entspricht,
und Vorstel-lungen, denen nichts Reales entspricht; und dass wir uns
ganz selbstverständlich ein Urteil über deren Unterscheidung zutrauen;
wenn nicht auf den ersten Blick, dann auf den zweiten oder dritten. Und
dass uns diese Unterscheidung alltäglich tausendfach gelingt, sehen
wir als den Unterschied zwischen einem vernünftigen und einem verrückten
Bewusstsein an! Die ganze westliche Kultur beruht darauf.
Ob
es eine grundlose Anmaßung ist, kann die empirische Kognitions- und
Neurowissen-schaft nicht beurteilen. Denn dazu müsste sie aus ihrem
natürlichen Befangensein in den immanenten Bewegungsgesetzen des
Gehirns heraustreten, die doch gerade Gegenstand ihrer Untersuchung
sind. Man müsste schon einen Standpunkt außerhalb seiner einnehmen können, um sein Verfahren "wie ein unbeteiliger Zuschauer" anzuschauen.
Das ist empirisch offenbar nicht möglich. Es kann nur spekulativ geschehen, anhand eines Modells. Die Transzendentalphilosophie
behauptet, ein solches Modell entworfen zu haben. Sein spekulativer
Ausgangspunkt ist die Annahme, dass die Intelligenz nicht rezeptiv,
son-dern schlechterdings agil und projektiv tätig ist. Dass es so ist und
wie es möglich wurde, kann das Modell selber nicht erweisen, sondern
muss es voraussetzen. Erweisen oder doch mindestens faktisch einsichtig
machen könnten es dann doch wieder nur die realen Wissen-schaften. Der obige Beitrag liegt auf dem Weg dorthin.
Kommentar aus Das Gehirn stellt Vermutungen über die Welt an, die es an Fakten überprüft. JE, 3. 2. 20
Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen