Dienstag, 30. Januar 2024

We Are The World.

Alle waren da, fast alle: „USA für Afrika“ im Gruppenbild 
aus welt.de, 30. 1. 2024                                                                                                                     zu Geschmackssachen

Die Wahrheit hinter der größten Benefizhymne aller Zeiten
Am 28. Januar 1985 gelang es Michael Jackson und Lionel Richie, die 40 wichtigsten Popstars der Welt heimlich in ein Studio zu lotsen, um einen Song für Afrika aufzunehmen. Der Netflix-Film „The Geatest Night on Earth“ verrät, was dafür nötig war – ein handgeschriebener Zettel an der Tür.
 

Die Welt werde nach diesem Abend eine andere sein, verkündet Lionel Richie am 28. Januar 1985 in Los Angeles als Moderator der American Music Awards. Die Anwesenden halten es für eine Galafloskel. Etwa 40 unter ihnen wissen mehr: Wenige Tage vor der Preisverlei-hung haben sie eine geheime Einladung erhalten – und eine Musikkassette.

Sie werden ein Lied für Afrika aufnehmen. Lionel Richie, Quincy Jones und Michael Jackson haben sie mit einer Demoversion darauf eingestimmt. Ein Studio ist für die Nacht gebucht, der Ort wurde im Brief geschwärzt.

„The Greatest Night in Pop“ erzählt auf Netflix in 90 Minuten genau, wie „We Are the World“, die größte aller Benefizhymnen, entstanden ist. Wie Harry Belafonte 1984 kurz vor Weihnachten in Hollywood bei Lionel Richies Manager Ken Kragen im Büro auftauchte, ihm vom Hunger in Äthiopien berichtete und ein Projekt für Hilfsgelder anregte. „Harry braucht dich“, teilte Kragen Richie mit. In England lief bereits die Hymne „Do They Know It’s Christmas“ von Bob Geldof und Midge Ure. Auch Richie brauchte einen Partner. Als er Stevie Wonder nicht erreichte, rief er Michael Jackson an. Gemeinsam schrieben sie „We Are the World“.

„Lasst euer Ego draußen“

Ausführlich wird geschildert, wie verrückt es war, in Zeiten ohne E-Mail und Mobilfunk die wichtigsten Musiker Amerikas in vier Wochen gemeinsam in ein Studio zu bekommen. Doch Sensation des Films sind die Aufnahmen selbst. Die Aura und die Stimme Michael Jacksons auf dem Gipfel seines Schaffens. Lionel Richies hohe Kunst, Künstler über sämtliche Genres und Generationen hinweg zu vereinen, schon indem er einen Zettel an die Tür klebte: „Lasst euer Ego draußen!“

Quincy Jones schwebte als guter Geist über dem Chaos und sorgte für die Musik. Bob Dylan war so schüchtern, dass ihn Stevie Wonder mit einer Bob-Dylan-Parodie aufheitern musste. Cyndi Lauper nahm sogar ihr störend klirrendes Geschmeide ab. Bruce Springsteen konnte nach seiner „Born in the U.S.A.“-Tournee eigentlich nicht mehr singen.

Alle Narrative des Pop-Benefizbetriebs erledigen sich in der Dokumentation von selbst: Es heißt immer, die Stars täten es mehr für sich und für ihr Ansehen als für andere und für die Armen. Und es brächte nichts. 80 Millionen Dollar kamen durch „We Are the World“ nach Afrika, danach kam Band Aid, Live 8, eine Inflation der Wohltätigkeit für die Welt.

Auch Empathie ist eine Währung. Oder wie Bob Geldof im Film zu den Amerikanern sagt: Manchmal koste ein Leben nur so viel wie eine schwarze Plastikscheibe mit einem Loch in der Mitte. 

 

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