Mittwoch, 4. Oktober 2023

Der, die, das Andere der Welt.

 Schleimpilz                      aus Philosophierungen, oder Das Vernunftsystem   

Man kann es drehen und wenden und immer wieder umdefinieren, wie man will: Solange Intelligenz, Kognition, Bewusstsein usw. verstanden wird als bloße mentale Repräsentation, Teilhabe, Gewärtigkeit usw. von Gegenständen, werden die Unterscheidungen immer quan-titativ und die Übergänge gleitende sein; immer nur mehr oder weniger von Demselben. Und wenn am Ende der Unterschied von Mensch und Grindwal noch so groß bleibt, so bleibt er doch auch relativZwischen uns Menschen ist er ja auch bloß - aber immerhin - verhältnismäßig.

Wenn wir Menschen uns von unseren tierischen Abstammungsgenossen nur durch das Maß unterschieden, in dem wir uns die Dinge der Welt angeeignet haben, dann wäre es nur eine Frage von Zufällen - nämlich der Zeitspanne, die man ins Auge fasst -, wann jene uns ein-holen oder überholen. Und was das Fatalste daran wäre: Mit der sogenannten Künstlichen Intelligenz wäre es am Ende ganz dasselbe!

Empirische Psychologie und Neurobiologie führen aus dieser Sackgasse nicht hinaus. Und wollte ein Rabenvogel oder eine intelligente Maschine restlos jeden einzelnen Gegenstand, der ihnen begegnet, in einem mentalen Bild sich zueigen machen: Ein Bild der Welt ent-stünde so nicht. Eine Welt wird denkbar, nein: vorstellbar im Gegensatz zu einem Ich; nämlich uno actu: Indem ich mir eine Welt vorstelle, trete ich ihr als ihr Anderes entgegen, und indem ich mich von allen vorfindlichen Dingen unterscheide, werden sie mir als das Andere zu einer Welt. 

Der Mensch unterscheidet sich von andern Lebewesen, vom Schleimpilz bis zum Goffin-kakadu, nicht bloß, indem er sich mehr Dinge 'zueigen' macht; sondern indem er sie zu seinen eigenen macht: dem Zweck zugehörig, unter den er sie fasst. Kurz gesagt, nicht durch ihre größere Intelligenz unterscheiden sich die Menschen von den andern Lebe-wesen und einstweilen noch von den Maschinen, sondern durch ihre Vernunft im Setzen von Zwecken - doch die einen, sagt der Skeptiker, mehr als die andern.

aus "Basale Kognition". 26. 11. 20


Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE

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