aus spektrum.de, 10. 9. 2025 Der Prozess, wie unser Gehirn Farben sieht und diese Informationen
verar-beitet, läuft bei allen Menschen offenbar einheitlich ab. zu Geschmackssachen zu Jochen Ebmeiers RealienWelche Farben wir sehen, lässt sich neurobiologisch vorhersagen
In
Versuchen haben Neurowissenschaftlicher festgestellt: Sehen wir Rot,
Grün oder Gelb, dann laufen im menschlichen Gehirn überraschend ähnliche
Aktivitätsmuster ab.
Türkis,
Blaugrün oder doch Grün? Farbtöne nimmt jeder von uns wohl ein biss-chen
anders wahr, aber sicher ist nun: Sehen wir eine bestimmte Farbe, dann
ruft das in unseren Gehirnen ganz ähnliche Aktivitätsmuster hervor.
Bislang war unklar, ob Rot, Gelb oder Grün jeweils mit einem
spezifischen neuronalen Code verarbei-tet würden, der bei allen Menschen
allgemeingültig ist. Michael Bannert und Andreas Bartels von der
Universität Tübingen und dem MPI für biologische Kyber-netik haben das
nun herausgefunden: Sie konnten durch den Vergleich der Hirnak-tivität
verschiedener Versuchspersonen ablesen, welche Farbe einzelne Probanden
jeweils betrachteten. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie am
8. September im »Journal of Neuroscience«. Für
ihre Studie haben die Forscher die Hirnaktivität von
15 Versuchsteilnehmenden gemessen. Die aktiven Bereiche im Hirn
lokalisierten sie mithilfe der funktionellen Magnetresonanztomografie
(fMRT), eines speziellen bildgebenden Verfahrens. Dazu zeigten sie den
im MRT liegenden Personen farbige Ringe auf grauem Grund, die entweder
rot, grün oder gelb waren. Welche Farbe jeder Einzelne erblickte, ließ
sich an seinen spezifischen Gehirnmustern ablesen.
Die Frage war
aber, ob man die Resultate auch auf die Hirnaktivitäten anderer Menschen
übertragen könnte. »Lässt sich also die gesehene Farbe auch dann
aus-lesen, wenn nur neuronale Farbsignale aus Gehirnen anderer Personen
bekannt sind?«, fragt Bannert in einer Pressemitteilung der Universität Tübingen.
Bei den Versuchen bestätigte sich die Annahme. Dazu kartierten die
Forscher zunächst, wie einzelne Orte im Sichtfeld in den Gehirnen der
Probanden dargestellt werden. Dafür setzten sie die
Versuchsteilnehmenden einer gleichartigen Sehumgebung mit schwarz-weißen
Mustern aus. Anschließend wurde die Hirnantwort auf Farbreize gemessen.
Mit den Kartierungsdaten einerseits und den gemessenen Farbcodes
andererseits trainierten sie ein Computermodell – allerdings haben sie
dafür die Farbcodes jener Personen ausgeschlossen, deren Farbensehen sie
vorhersagen wollten. Was schließlich anhand der Hirnaktivität gelang.
Laut
Bannert und Bartels hängt der Prozess des Farbensehens damit zusammen,
wie das Gehirn das Sichtfeld abbildet. In unserer Sehrinde existieren
dafür spezifi-sche räumliche Karten unseres Blickfelds, die auf Farben
reagieren. »Wenn Licht auf die Netzhaut fällt, werden die Informationen
nicht zufällig weitergeleitet. Jeder Punkt hat hier einen genauen
Positionswert, und diese räumliche Ordnung wird über die Sehnerven der
Netzhaut in die höheren Verarbeitungsebenen des Gehirns übertragen«, so Bannert in einem Pressebericht des MPI.
Auf diesem Weg entstehe in der Sehrinde »ein geordnetes Abbild und ein
entsprechendes Aktivitätsmuster, das wir mithilfe von fMRT bewerten
konnten«.
Wie die beiden Neurowissenschaftler vermuten, könnte die
Ähnlichkeit, mit der das Gehirn Farben verarbeitet, darauf hinweisen,
dass sich dieses Prinzip in der Stam-mesgeschichte des Menschen
herausgebildet hat – aus Gründen, die erst noch erforscht werden
müssten.
Nota. - Man fasst sich an den Kopf und fragt: Wollen die uns für dumm verkaufen oder verstehen sie selbst nicht, wovon sie reden?
Wenn ich sage rot, und mein Nebenmann sagt: ja, rot!, dann nehmen wir aus Erfah-rung an, dass wir beide wohl dieselbe Farbe gesehen haben. Für das, was wir gese-hen haben, trifft es ohne Zweifel zu. Der Zweifel bezieht sich nur darauf, wie wir es gesehen haben. Will sagen: Ob wir beide bei 'Rot' dasselbe ästhetische Erlebnis hat-ten.
Die erwähnte Forschung bezieht sich nur darauf, dass der Vorgang der ophtalmo-logischen Verarbeitung der Sinnesreizung zu einer sinnlichen Wahr nehmung physi-ologisch derselbe ist. Aber wer mag sich darüber den Kopf zerbrochen haben? Nicht objektivierbar schien doch immer das Resultat zu sein: wie es dem einen und dem andern vorkommt. Wie will ich wissen, ob das, was der Nebenmann sieht, wenn er 'rot' sagt, nicht in seinem 'inneren Auge' genauso aus sieht wie das, was die Biene sieht und was ich "Bienenpurpur" nenne, weil ich es selber nicht sehen kann?
Ästhetisches Erleben - von Wahrnehmung reden wir besser nicht - ist schlechter-dings nicht objektivierbar. Daran ändert obige Untersuchung nicht ein Iota. Es sei denn, man setzte voraus, dass die Gehirne aller Menschen gleich wäre - was aber bekanntlich nicht der Fall ist. Dass sie alle genauso funktionieren, ändert daran nichts.
PS. Einen Regenbogen kann man sehen; aber nicht lokalisieren und vermessen.
JE