aus scinexx.de, 13. 10. 2025 zu Levana, oder Erziehlehre, zu Jochen Ebmeiers Realien
Studie zeigt positiven Nebeneffekt abschweifender Aufmerksamkeit
Positiver Effekt: Menschen mit der ADHS können sich zwar schlechter konzen-trieren, dafür sind sie oft besonders kreativ, wie nun eine Studie bestätigt. In den Kreativitäts-Tests schnitten Testpersonen mit typischen ADHS-Sympto-men wie Aufmerksamkeitsdefizit, Hyperaktivität oder Impulsivität besser ab als Kontrollpersonen. Vor allem die Neigung zum Abschweifen der Gedanken begünstigte die kreativen Leistungen, wie die Forschenden berichten. Das Schweifenlassen der Gedanken ist demnach ein Schlüsselfaktor für die Kreativität.
Die Kreativität ist tief in unserem Wesen verankert. Sie gilt als entscheidende Triebfeder für Innovationen und Fortschritte unserer Spezies. Aber was macht uns kreativ? Und warum fällt das kreative Denken und Problemlösen manchen Menschen leichter als anderen? Klar scheint, dass zum Kreativsein bestimmte Hirnareale zusammenarbeiten müssen. Außerdem brauchen wir das richtige Maß an Stimulation und Aufmerksamkeit, aber auch an entspanntem Tagträumen. Selbst ein Nickerchen kann helfen, die Kreativität anzuregen.

ADHS und Kreativität im Test
Doch es gibt noch einen anderen Faktor: Landläufiger Meinung nach sind auch Menschen mit bestimmen psychischen Störungen kreativer, beispielsweise mit der Aufmerksamkeitsstörung ADHS. Ob das stimmt, haben nun Forschende um Han Fang von der Radboud Universität in den Niederlanden genauer untersucht. Sie wollten wissen: Schneiden Erwachsene mit ADHS wirklich besser bei Kreativität-Tests ab? Und welche Rolle spielt das für ADHS typische Abschweifen der Aufmerksamkeit dafür?
Um dies zu testen, ließ das Team 750 Testpersonen mit und ohne ADHS eine ganze Reihe von psychologischen Tests absolvieren. Dazu gehörten gängige Tests der divergenten Kreativität, wie beispielweise die Aufgabe, für ein Objekt möglichst viele alternative Einsatzzwecke zu finden. In einem weiteren Test bewerteten die Forschenden die jeweilige kreative Leistung. Auch die Neigung zum Tagträumen und Abschweifen sowie die Schwere der ADHS ermittelten Fang und sein Team.
Abschweifende Gedanken als Schlüsselfaktor
Und tatsächlich: „Wir haben festgestellt, dass Menschen mit stärkeren ADHS-Symptomen wie Aufmerksamkeitsdefiziten, Hyperaktivität oder Impulsivität, bei den kreativen Leistungen besser abschneiden“, berichtet Fang. Alle drei Symptomkomplexe waren positiv mit Kreativität verknüpft. Die divergente Kreativität – also das kreative Denken „out of the Box“ – war zudem deutlicher ausgeprägt, wenn Testpersonen stark zum Abschweifen neigten, wie das Team feststellte.
Allerdings kommt es dabei auf die Art des Abschweifens an: „Frühere Forschungen haben zwei verschiedene Arten des Abschweifens identifiziert“, erklärt Fang. Die erste ist der Konzentrationsverlust, bei dem unsere Gedanken unwillkürlich und spontan von Thema zu Thema driften. „Die zweite Variante ist das absichtliche Abschweifen, bei denen Menschen sich bewusst gestatten, vom Thema abzuweichen“, so Fang. „Ihre Gedanken gehen dann andere Wege.“
Dieses Abschweifen der Gedanken, vor allem, wenn es bewusst zugelassen wird, scheint einer der Schlüsselfaktoren für das kreative Denken zu sein. ADHS-Patienten mit dieser Neigung schnitten auch in den Tests von Fang und seinem Team besonders gut ab. „Frühere Studien haben schon Hinweise darauf geliefert, dass ADHS und Kreativität über dieses Abschweifen miteinander verknüpft sind“, sagt Fang. „Wir haben diese Verbindung jetzt durch direkte Tests bestätigt.“
„Gewinn für unsere Gesellschaft“
Nach Ansicht der Forschenden unterstreicht dies, dass neurodiverse Menschen mit ADHS oder auch Autismus eine wichtige und positive Rolle für unsere Gesellschaft spielen. Denn ihre Neurodiversität kann diese Menschen zwar einschränken, aber auch bereichern – beispielsweise durch eine erhöhte Kreativität.
Ähnlich sieht dies auch Klaus-Peter Lesch von der Universität Würzburg: „Das Abschweifen der Gedanken ist eine der entscheidenden Ressourcen, auf denen die bemerkenswerte Kreativität von hochfunktionalen ADHS-Betroffenen beruht. Genau das macht sie zu einem unglaublich wertvollen Gewinn für unsere Gesellschaft und die Zukunft unseres Planeten“, kommentiert der nicht an der Studie beteiligte Neurowissenschaftler. (38th ECNP Congress, 2025)
Quelle: European College of Neuropsychopharmacology (ECNP); 13. Oktober 2025 - von Nadja Podbregar
Nota. - In der Grundschule konnte ich nicht stillsitzen und war dauernd am Träu-men. Der Lehrer sagte: Er kann sich nicht konzentrieren. Natürlich konnte ich, er hätte mir mal beim Spielen zusehen müssen, oder beim Zeichnen. Auf was Läppi-sches und was mir so vorkommt, kann ich mich bis heute nicht konzentrieren. Das heißt - ich könnte wohl, aber ich müsste dafür schon einen ernsthaften Grund ha-ben. Das Wort eines Lehrers allein reicht nicht.
Die ewigen endlosen Wiederholungen haben mich schlappgemacht. Als er merkte, dass ich mich schon nach dem erstenmal erinnern konnte, ließ er mich während der Wiederholungen... zeichnen.
JE
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen