Sonntag, 26. Mai 2024

Am eignen Schopf.

                                                                  aus Philosophierungen 

Das Einzigwirkliche ist das “Dasein”, alias unser Erleben hier-und-jetzt.

Da wir aber mit der schlimmen Gabe der Vernunft geschlagen sind, können wir uns dabei nicht beruhigen. Wir müssen in Allem einen Sinn erkennen können; d. h. Et-was, das unser Erleben hier-und-jetzt so erscheinen lässt, als ob es darüber hinaus noch eine Daseinsweise “an sich”, außerhalb von Raum und Zeit hätte.

Das ist eine Fiktion, aber eine, auf die wir um unseres Seelenfriedens willen nicht verzichten können. “Moral ist die Zuordnung eines Augenblickszustandes unseres Lebens zu einem Dauerzustand”, sagt der Mann ohne Eigenschaften. Moral und Vernunft sind insofern dasselbe. Oder, wie Joh. Fried. Herbart richtig eingesehen hat: Jedes Wahrnehmen, das eo ipso von Beifall oder Missfallen begleitet wird, ist ein ästhetisches.

Diese Grundeinsicht: dass das Einsehen vor dem Erkennen, dass das Wertnehmen vor dem Wahrnehmen, dass das Ästhetische vor dem Faktischen kommt und dass Ethik lediglich ein Sonderfall von Ästhetik ist; und dass darum zum Beispiel ‘Bil-den’ vor ‘Lernen’ rangiert – diese Grundeinsicht zu entwickeln und, so Gott will, zu popularisieren und womöglich im deutschen Bildungssystem geltend zu machen: dazu will ich ein Scherflein beitragen.
10. 4. 14




Samstag, 25. Mai 2024

Welche Palästinenser?

  edition cnn                                               zu öffentliche Angelegenheiten

Die Vertriebenenverbände haben die die Innen-, aber auch die Außenpolitik der Bundesrepublik seit den fünfziger bis in die siebziger Jahre nicht unwesentlich bestimmt. Inzwischen erinnert man sich kaum noch an sie. Die, die sie vertreten hatten, haben sich in zweiter, dritter Generation dort, wohin sie - völkerrechtswid-rig, wie man seit Bestehen der Vereinten Nationen rückblickend sagen darf - ver-trieben wurden, integriert. Als politische Entität sind sie verschwunden.

Auch die Vertreibung von, wie gesagt wird, 700 000 Palästinensern in die arabischen Nachbarstaaten liegt inzwischen ein Dreivierteljahrhundert zurück. In dieser Zeit ist es ihnen nicht geglückt, sich eine legitimierte Vertretung zu schaffen, mit der gültige Verträge vorstellbar wären. In ihrem Namen treten blutig rivalisierende Verbrecher-banden auf, die von der pp. palästinensischen Nation weder anerkannt noch desa-vouiert werden können.

Wer oder was ist also gemeint, wenn von Den Palästinensern die Rede ist?


Wie es zur Pädagogik überhaupt gekommen ist.

Franz von Lenbach, Der HirtenknabeLenbach, Hirtenknabe                     aus Levana, oder Erziehlehre

Dass die Menschen, wenn sie zur Welt kommen, noch klein sind, war eigentlich immer selbstverständlich. Dass sie dann größer werden, bis sie eines Tages ausge-wachsen sind, dass sie also an ihre Eltern heran wachsen – das war die meiste Zeit unserer Gattungsgeschichte ebenso selbstverständlich; sagen wir, ein bis zwei Mil-lionen Jahre lang. Und vorher sowieso.

Dass dieses Heranwachsen junger Menschen ein Problem wäre; eines, das eines besonderen Studiums, einer eigenen Wissenschaft gar und eines eigenen Heran-wachsinstituts bedarf – das ist eine ganz und gar moderne Idee und überhaupt nicht selbstverständlich.


Es war eine Idee der europäischen Aufklärung. Und sogleich stieß sie auf Wider-spruch. Rousseau propagierte stattdessen „wachsen lassen“, und fand in Herder schnell einen fast ebenso beredten Gegenspieler. Wie die Geschichte weiter ging, habe ich hier auf den Seiten Allgemeine Pädagogik und Wissenschaft von der Er-ziehung? dargestellt. Eins will ich aber ergänzend noch festgehalten wissen: Am Anfang war das keine Angelegenheit von Fachleuten; denn ein solches „Fach“ gab es ja noch gar nicht!

Hätte es besser gar nicht entstehen sollen?

Nehmen wir an, es musste so kommen. Dann mag aber von den Stimmen, die im folgenden Jahrhundert kein Gehör finden sollten, dennoch mancher Gedanke ge-äußert worden sein, der des Bedenkens wert gewesen wäre. Und der in einem Mo-ment – heute ist ein solcher Moment , da das Bildungswesen als Ganzes in Frage steht, auf jeden Fall gehört zu werden verdient. Eben weil er nicht von Experten erdacht wurde.

November 2008 



Freitag, 24. Mai 2024

Pädagogisches zur Sittlichkeit.

L. Sauer                          zu Philosophierungen zu Levana, oder Erziehlehre

Wahr ist alles, was funktioniert – und solange, wie es funktioniert: Das war ein brauchbares regulatives Prinzip einer exakten Naturwissenschaft, die Forschung um ihrer technischen Verwertung willen trieb. Als Zweck der Wissenschaft definierte der Pragmatismus ausdrücklich: Vorhersagen machen. Das mochte einem Chemiker des 19. Jahrhunderts genügen – einem Astrophysiker und Kosmologen unserer Tage nicht! Es gibt keine Grundlagenforschung ohne die Frage nach Wahrheit.

Was in der Naturwissenschaft bloß überholt ist, wird in den Geisteswissenschaften, wo’s um die Sinnfragen geht, zur Mummenschanz. Wahrheit = ein patchwork, Flik-kenteppich, Narrengewand: Hauptsache bunt! Unter der Firma des ‚Konstruktivis-mus’ darf jeder sein Glück versuchen, warum auch nicht, Wahrheiten kommen und gehen, nehmt’s doch nicht so ernst! Statt der Philosophie haben wir Bindestrich-Philosophien. Und statt Pädagogik nur Bindestrich-Pädagogiken. Ganz wichtig zwar, aber daß es ihren Zöglingen nicht gelingt, sie ernst zu nehmen – wen wird es wundern?

Alles fließt? Der Zeitgeist bestimmt. Er kommt aus den Hochglanz-Postillen, und da soll man ihn ruhig lassen. Ernster klingt der (scheinbar) entgegengesetzte Ein-wand: ‚Ein Erster Grund, den sich jeder selber setzt?! Das hieße der Beliebigkeit Tür und Tor öffnen!’ Wie bitte? Wenn sich einer ‚seinen’ Grund als ein Absolutes setzt – wird es dadurch zu einem Relativen? Muß ich Eines, um es als mein Abso-lutes setzen zu dürfen, zugleich als das Absolute der Andern erkennen können? Weil Eines, um mir absolut gelten zu können, von Andern als absolut anerkannt worden sein muß? Ich dürfte also immer nur das Absolute der Andern anerkennen!


Für das Ästhetische behauptet das keiner. Vom Sittlichen denken das Alle. Warum? Weil sie meinen, der Zusammenhalt des Gemeinwesens hinge davon ab. Sie ver-wechseln es mit dem Recht. Das freiheitlich-demokratische Gemeinwesen beruht – nicht in der Wirklichkeit, aber wir sehen es so an, als ob: Das macht seinen Sinn aus! – auf dem freien Vertrag autonomer Subjekte. Ein Absolutes, worüber sich zwei verständigen konnten, wird ipso facto ein Relatives: So ‘rum wird ein Schuh draus. Das Absolute ist weder konsensfähig noch konsensbedürftig.

Die Sittlichkeit sagt, was ich mir selber schulde, das Recht sagt, was ich andern schulde. Dieses ist meine Pflicht, jenes sind die Ansprüche der andern gegen mich. Über jene müssen – und können – wir uns verständigen, über diese nicht. Mein erster, letzter, absoluter Grund muß sich, als rechtes Handeln, in meinem Leben bewähren. Ich muß mich dann „in der Welt“ bewähren – per Verhandlung und Vertrag, wenn’s sein soll. Das ergäbe einen Nachtwächterstaat ohne Pathos und Würde? Sein Pathos und seine Würde ist, daß er die Freiheit einer jeden Person, sich zu ihrer eignen Pflicht zu bestimmen, zu seinem Rechtsgrund macht. Ist das wem zu wenig, soll er’s sagen.

Ach, Leviathans Kinderfänger, die Pädagogen! „Die Menschen brauchen Orien-tierung!“ Nein, gerade das brauchen sie nicht. Es muß sich ein jeder selber orien-tieren. „Die Aufforderung zur freien Selbsttätigkeit ist das, was man Erziehung nennt.“** Sie aber meinen in Wahrheit: Die Menschen sollen sich von ihnen ori-entieren lassen – ausgerechnet! Gottlob meinen sie’s nicht ernst. Ein Absolutes käme ihnen, Zeitgeist behüte, gar nicht in den Sinn. Werte – ein „verbindlicher Werteunterricht“ tut’s auch.

Daß sie das Absolute zu Häppchen farcieren, macht die Sache zwar nicht besser, denn irgendwas, irgendwer (?) müßte deren Geltung doch verbürgen können. Ein „bißchen Wahrheit“ gibt’s so wenig wie ein bißchen… Unschuld. Doch ich hab eine Ahnung: Anything goes! Wahr ist, was funktioniert. Um den Ruf unserer Schulen ist es nicht gut bestellt. Daß sie junge Menschen bilden, glaubt kaum einer. Nun ein neuer Schibboleth, ein weiteres Gadget, noch ein Bindestrich: Werte-Pädagogik! Man kann einen Ausbildungsgang dafür einrichten, mit C4-Professur. Wenn’s funk-tioniert…

*) vgl. Stephen Toulmin, Voraussicht und Verstehen; Frankfurt a. M. 1968
**) J. G. Fichte, Sämmtliche Werke, Bd. III, S. 39
 

Donnerstag, 23. Mai 2024

Hand und Auge.


aus scinexx.de, 23. Mai 2024       Sind unsere Sinne  enger verschaltet als bisher angenommen?       zu J. Ebmeiers Realien

Neurowissenschaften
Wie Tast- und Sehsinn zusammenarbeiten
Tast- und Sehsinn sind früher miteinander verschaltet als gedacht

vonTine Heni

Fühlige Sicht: Die Sinnesinformationen unseres Tast- und Sehsinns fließen offenbar weit früher zusammen als bisher angenommen, wie eine Studie mit Mäusen nahelegt. Demnach werden schon in deren primärem Sehzentrum nicht nur optische Reize verarbeitet, sondern auch Berührungen. Diese bringen die dortigen Neuronen ebenfalls zum Feuern und hemmen dabei sogar die Reaktion auf visuelle Reize. Diese Beobachtungen könnten auch neue Einblicke in die Sinnesverarbeitung des Menschen ermöglichen.  

Um uns in unserer Umwelt zu orientieren oder eine Situation zu beurteilen, nutzen wir alle unsere Sinne – und das meist gleichzeitig: Wir sehen, fühlen und riechen einen vollreifen Apfel, der beim Reinbeißen knackt und säuerlich-süß schmeckt. Auch wenn wir etwa andere Menschen umarmen, riechen wir gleichzeitig ihr Haar und fühlen ihre Kleidung an unserer Haut. Bei Menschen mit Synästhesie ist die Sinneskombination etwas ungewöhnlicher: Sie hören Farben oder riechen Wochentage. Doch wie genau das Gehirn die verschiedenen Sinneswahrnehmungen zu einem Gesamtbild verknüpft, ist noch unklar. 

Maus
Wie und wo kombiniert diese Maus mechanische Reize ihrer Schnurrhaare mit optischen Seheindrücken?

Mäuse im Sinnestest

Dieser Frage gingen Forscher um Simon Weiler vom University College London auf den Grund: Sie untersuchten, wo und wie Mäuse gleichzeitig aufgenommene visuelle und taktile Informationen im Gehirn integrieren. Bisher ging man davon aus, dass dies erst in einem relativ späten Stadium der Informationsverarbeitung passiert. Für ihre Studie ließen sie Testmäuse auf leuchtende Bildschirme blicken und stimulierten gleichzeitig deren Schnurrhaare mit einem kleinen Metallstab oder durch kleine Luftstöße.

„Als sich der Lichtbalken von der Unterseite des Monitors zu bewegen begann, kitzelte der Metallbalken gleichzeitig die Schnurrhaare“, berichten Weiler und sein Team. Anhand von bildgebenden Verfahren, einer Zelldichtekarte, sowie einem virtuellen 3D-Modell der Schnurrhaar-Schaltkreise ermittelten sie dann, welche Bereiche im Mäusehirn auf diese parallelen Reize reagierten. 

Gleiche Gehirnregion für Tast- und Sehsinn 

Das Ergebnis: „Die Tast- und Bildinformationen vom selben Ausschnitt der Umgebung führen auch im Gehirn in einem scharf abgegrenzten Areal zu Aktivität. Dabei entdeckten wir, dass ein Bereich der primären Sehrinde auch bei Tastreizen aktiviert wird“, sagt Koautor Johann Wutke von der Universität Jena. Dieses aktivierte Areal entspricht dabei genau dem Bereich im Sichtfeld der Mäuse, in dem sich der Tastbereich der Schnurrhaare mit deren Blickfeld überschneidet. 

Überraschend daran: Die primäre Sehrinde ist gängiger Annahme nach nur für die Verarbeitung optischer Reize zuständig. Bislang ging man deshalb davon aus, dass die Zusammenführung der taktilen und visuellen Sinneseindrücke erst in einem späten Stadium der neuronalen Informationsverarbeitung stattfindet. Doch augenscheinlich kombinieren sich Sinnesinformationen verschiedener Reizkanäle schon früher. „Bereits die primäre Verarbeitung findet also nicht isoliert statt“, resümiert Wutke.  

Wer mehr ertastet, sieht weniger 

Und nicht nur das: Das Kitzeln der Schnurrhaare veränderte auch die Intensität der visuellen Aktivität in der Sehrinde. Je stärker die mechanische Stimulation war, desto stärker hemmte sie die Amplitude der Signale, die durch die optischen Reize ausgelöst wurden. Dieser Zusammenhang gilt allerdings nur für den scharfen Umweltausschnitt, in dem sich beide Reize überlappen. Umgekehrt hingegen hatten die optischen Reize keinen Einfluss auf die Verarbeitung der taktilen Reize.  

Nach Angaben von Weiler und seinen Kollegen tritt ein ähnlicher Hemmeffekt auf, wenn die Mäuse Tastreize und Höreindrücke gleichzeitig verarbeiten – die Tastreize schwächen die Aktivität der Hörrinde. „Dieser Hemmeffekt könnte dazu dienen, die taktilen Reize von nahen Objekten, die unmittelbare Aufmerksamkeit verlangen, zu priorisieren“, erklärt das Team. Für die Maus ist es in diesem Moment wahrscheinlich wichtiger, die Berührung zu verarbeiten als den Hör- oder Sehreiz. Und weil beides neuronale Ressourcen benötigt, erhalten die Tastreize Vorrang. 

Umstrukturierungsprozesse im Gehirn 

„Zusammengenomen liefert unsere Studie direkte anatomische und physiologische Belege dafür, dass die multisensorische Integration schon auf der Ebene der primären Areale der Hirnrinde stattfinden“, konstatieren die Forscher. Ihre Ergebnisse könnten nun auch Aufschlüsse über den menschlichen Tast- und Sehsinn und die Verknüpfung unserer Sinneswahrnehmungen geben.  

„Wir wissen, dass Hör- und Tastsinn bei erblindeten Menschen oft deutlich sensibler werden. Mit unserer Grundlagenforschung zur multisensorischen Verarbeitung wollen wir zum Verständnis der zugrundeliegenden Umstrukturierungsprozesse im Gehirn beitragen, die ähnlich wahrscheinlich auch nach Lähmungen oder Schlaganfällen auftreten“, sagt Seniorautor Manuel Teichert von der Universität Jena.  

Künftige Experimente könnten vorerst weitere Details untersuchen: Welchen Einfluss haben Tastwahrnehmungen etwa auf die Sehschärfe, Kontrastempfindlichkeit oder das Orientierungsvermögen? Wie ändert sich die Aktivität in den Hirnarealen, während und nachdem eine Maus vorübergehend nichts sehen kann? Und welche strukturellen Veränderungen löst ein dauerhafter Sehverlust im Gehirn aus? (Nature Communications, 2024; doi: 10.1038/s41467-024-47459-2) 

Quelle: Universitätsklinikum Jena 

Es reicht nicht, dass der Rechtsstaat kein Weichei ist.

                                          zu öffentliche Angelegenheiten

Er muss es so sein, dass es jeder merkt.

 

 

Grundgesetz oder Verfassung?

Fette Henne                           zu öffentliche Angelegenheiten

Viel wird sich Ramelow nicht dabei gedacht haben. Aber zu denken hat er gegeben!

Das ist nämlich nicht ohne: Die Deutschen sind zu einer Nation nicht geworden, indem sie durch die Jahrhunderte von unten nach oben zusammengewachsen wä-ren, sondern indem ihnen von oben Knall und Fall eine Identität mitgeteilt - 'über-geholfen' hieß das in der DDR - worden ist. 1871 von Bismarck, 1919 von der Frei-korps Gnaden, 1949 von der Parlamentarischen Versammlung. 

Real geworden ist sie in der Bonner Republik, stellvertretend für alle vier Zonen, von unten auf, weil eben das ganze Land ganz unten war. Kein deutsches Reich, sondern, wie Schiller sagt, ein deutsches Arm; réduit à sa plus simple expression, wie der Franzosen sagen würde, alles "auf Augenhöhe" wie der Zeitgeistler sagt. Darunter, nein, richtiger: darüber war nichts zu machen.

Dass nachträglich auch die Länder, die 1949 noch nicht dabei waren, hinzugestoßen sind, liegt in der historischen Logik. Es ist war, nicht sie selber haben sich bestimmt, sondern aus der historisch-politischen Bestimmung sind sie als Einheit hervorge-gangen. Die territoriale Geltung ist verfügbar, aber nicht seine Gültigkeit. Die ist herangewachsen.

Ich denke mal, R. wollte sich kurz vor den Wahlen nur bei seinen Ostlern anbiedern; er hat ja dasselbe Handicap wie Höcke gegen Voigt.

 

 

Es riecht nach was.

aus spektrum.de,  14. 10. 2024                                                                          zu Jochen Ebmeiers Realien Wahrn...