Sonntag, 18. Februar 2024

Vom Wesen der Kunst und ihrer Kritik.

G. von Max, Die Kunstrichter                              aus Geschmackssachen

Was ist Kunst? Der phänomenale Ansatzpunkt für die Beantwortung dieser belieb-ten Frage ist ein doppelter; erstens hat sich in der bürgerlichen Gesellschaft in den letzten fünfhundert Jahren ein Stand ausgebildet, der für die und von der Kunst lebt und in einem spezifischen Gegensatz zum Arbeitnehmer steht; und zweitens, was freilich die Voraussetzunge des ersten ist: Die Kunst hat sich in der bürgerli-chen Gesellschaft zu einer öffentlichen Instanz ausgebildet, die in Gegensatz und Widerspruch zu jener andern Instanz steht: der Wissenschaft, und beide rechtfer-tigen sich als Gegensatz zum Wesentlichen: der Ökonomie.

Das ist eine phänomenale, historische, "übersummative" Beschreibung der Kunst: denn sie ist nicht nur mehr, sondern auch etwas Anderes als die Summe der Werke. Darum taugt sie leider nicht zur Beantwortung der marktrelevanten Frage: "Ist das denn überhaupt Kunst?" Will sagen: Darf ich darauf rechnen, dass der Geldwert erhalten bleibt und hopefully steigt?

 


Und an wen geht die Frage? An den Kritiker. Aber im Detail kann die Kritik das gar nicht beantworten; denn sie ist nicht nur mehr, sondern auch etwas Anderes als die Summe ihrer Rezensionen. Sie ist öffentliche Instanz, nämlich immanente Instanz der Kunst selbst. Sie gehören zueinander, wie seit der Jenaer Romantik aktenkundig ist. Und das im übrigen nicht erst, seit der Kunstmarkt eine bürgerliche Angelegen-heit ist: Die Kardinäle, die den Caravaggios ihre Avantgardismen abgekauft haben, waren zugleich die wahren Kenner und Kritische Instanz; und als solche bestimm-ten sie wie im Kunstbetrieb unserer Tage den Marktwert.
22. Mai 2016

 

 

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