Samstag, 16. März 2024

Herbarts zwei Vermögen.

Waage                                    zu Geschmackssachen

Herbarts Definition des Ästhetischen: eine Vortellung, die notwendig von Beifall oder Missfallen begleitet ist.

Sind das nun zwei verschiedene und entgegengesetzte Vermögen, oder eines und dasselbe? Zur Erinnerung: Herbart unterscheidet im Reich der Vorstellungen vom Ästhetischen die Metaphysik: jene Vorstellungen, von denen eine an die andere ge-knüpft wird: landläufig das diskursive Denken. Beide Wortbestimmungen sind rein phänomenal und sagen nichts über Herkunft und Wesen aus.

Sind nun Beifall und Missfallen einander so entgegengesetzt, dass ein Mehr von dem einen ein Weniger von dem andern bedeutet?

Kälte ist keine Energie, sondern das Fehlen von Wärme. Missfallen ist keine Positio, sondern das Ausbleiben von Beifall. Allerdings in dem dynamischen Sinn, dass es nicht nur starken Beifall, sondern auch ein starkes Ausbleiben geben kann.

Im täglichen Erleben kommt es vor, dass Gefallen und Widerwillen mit einander um die Vorherrschaft ringen und zeitweilig die Waage halten. Das fällt aber in den Bereich der empirischen Psychologie (Ekel) und möchte Herbart ja gefallen haben; mit der dimensionalen Unterscheidung zwischen Metaphysik und Ästhetik hat es jedoch nicht zu tun.

 

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