zu Levana, oder Erziehlehre zu öffentliche Angelegenheiten
Kinder sind ursprünglich, solange sie von Andern persönlich abhängig sind, Außen-seiter in einer Gesellschaft, die auf dem freien Verkehr aller mit allen beruht, und müssen an die Gesellschaft heran und in die Gesellschaft hereingeführt werden. In Gesellschaften, in der ein Teil der Bevölkerung dauerhaft in persönlicher Abhängig-keit bleiben, gilt das nur den übrigen Teil der Bevölkerung und sind allgemeine Re-geln für das Heranwachsen weder nötig noch möglich. In einer Gesellschaft aber, in der jeder mit Erreichen der Volljährigkeit angemutet wird, als autonom Austau-schender am Marktprozess teilzunehmen, wurde eine allgemeine Regulierung not-wendig, die inzwischen in allen Ländern vom Staat besorgt wird.
Das ist in unserer Geschichte faktisch so geworden und ist kein Naturgesetz. Es hat sich über Jahrhunderte langsam ausgebildet über viele Zwischestufen und Seiten-wege.
Ein ideales Schulsystem zu suchen ist schon deshalb unsinnig, weil zuerst ideale gesellschaftliche und mentale Bedingungen geschaffen werden müssten, und bis dahin mag noch reichlich Zeit vergehen. Und ob dann schulische Institutionen noch zweckmäßig wäre, steht in den Sternen.
Der einzig sinnvolle Zugang zu dem Problem ist kein positiver, der nach einer Gu-ten Gestalt such, sondern ein kritischer; denn die Schule ist nur ein einstweiliger Notbehelf.
Der “positive” Zugang wäre bei diesem Thema daher ein kritischer;
"Am besten lernen
Kinder, wenn sie allein oder in einer kleinen Gruppe von drei, vier
Geschwistern oder Freunden in allen oder fast allen Fächern von stets derselben Person unterrichtet werden. Das ist der Wissenschaftlichen Pädagogik bekannt, seit es sie gibt, nämlich seit Johann Friedrich Herbart.
Alle empirischen Untersuchungen werden das bestätigen, aber das ist gar
nicht notwendig; denn das Problem liegt nicht bei der theoretischen
Glaub-würdigkeit, sondern bei der praktischen Machbarkeit: “Es geht nicht.”
Die modernen hoch arbeitsteiligen Gesellschaften beruhen auf der weitest möglichen Anwendung von Wissenschaft.
Um sich in ihnen zurecht zu fin-den, reicht nicht mehr bloß
erfahrungsmäßiges Learning by doing, sondern ist eine lange
Einführungsphase von fachlich differenzierter Unterweisung nötig. Nicht
etwa, dass nun jeder wissenschaftlich denken können müsste; aber jeder
muss den täglichen Umgang mit den Erzeugnissen der Wissen-schaft
beherrschen. Das liegt im öffentlichen Interesse und muss öffentlich
gewährleistet werden; d. h. finanziert. Und die Öffentlichkeit kann ein Haus-lehrersystem schlechterdings nicht bezahlen.
Nur darum “müssen” Schulen sein.
Denn in allen erdenklichen pädagogischen Hinsichten sind die dem Haus-lehrer-Prinzip klaftertief unterlegen.*
Daraus folgt: Maßstab für die pädagogischen
Erwägungen über die Schulen dürfen nicht diese selbst sein, denn sie
sind ja nur ein unvermeidliches Übel; sondern muss als
Orientierungspunkt das sein, was durch Hauslehrer er-bracht werden
könnte. Wenn sich dann findet, dass man es so nicht machen kann, weil es zu teuer würde, dann muss man es auch so sagen. Und nicht die beste Lösung suchen, die unter schulischer Prämisse möglich ist, sondern die zweit beste Lösung unter Hauslehrer-Prämissen: Die wäre pädagogisch im-mer noch sinnvoller – und vielleicht eben noch bezahlbar.
Es geht also nicht um diese oder jene institutionelle Maßnahme, es geht um die gesamte Perspektive.
*) Und
man komme mir nicht mit dem “sozialen Lernen”! Das erledigen Kinder auf
die best-mögliche Weise in den selbstgefundenen Formen der Kindergesellschaft -
so weit weg von der Schule wie möglich. Die Zwangspromiskuität der
Pausenhöfe und Klassenräume fördert die spontan dissozialen Neigungen
der
Kinder: Die haben sie nämlich ebenso wie die Erwachse-nen. Beweis: Die
Rütli-Schule in Neukölln und das jüngste Manifest der Schulleiter aus
Berlin-Mitte."
aus Die ideale Schule gibt es nicht, weil die Schule selbst kein Ideal ist. JE, 23. 1. 09
Die wahre Ursache für die notorische Folgenlosigkeit aller Diskussion über Schul- und Bildungsreform ist die Interessiertheit derer, die sie führen. samt und sonders Nutznießer und Kostgänger des Systems Schule. Denn sie sind es, die über die Ex-pertise verfügen - nicht nur die pp. Erziehungswissenschaftler, sondern auch alle empirischen Soziologen und Statistiker. Dass sie es sind, die alle Änderungen nicht nur einfädeln, sondern auch werktätig durchführen, ist kein Notbehelf, sondern das eigentliche Übel. Da war der Gärtner schon immer ein Bock.
ota. Das obige Bild gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen