Sonntag, 7. Mai 2023

Putins Sackgasse.

                                                    zu öffentliche Angelegenheiten

"Der Krieg stärkt Putins Macht – es wird mit ihm keinen Frieden geben, weil er einen solchen gar nicht will.
Die Befürworter von raschen Friedensverhandlungen zwischen Kiew und Moskau gehen von der Prämisse aus, dass Putin Friede anstrebt. Tatsächlich aber führt er einen Vernichtungskrieg, und der Krieg sichert seine Herrschaft auf eine für ihn unabdingbare Art und Weise."

Rudolf G. Adam in Neue Zürcher Zeitung, 6. 5. 2023

Vor Jahr und Tag habe ich vorausgesagt, dass Putin eine aggressive Außenpolitik verfolgen wird, weil er gar nicht anders kann. Die Mechanik der bonapartistischen Regierungsweise lässt gar keine andere Wahl: Der Oberste Schiedsrichter ist an die Macht gekommen und, was wichtiger ist, hält sich an der Macht, weil die gesellschaftlichen Kräfte im Innern zu heterogen und zu zersplittert sind, um gesellschaftlich, nicht parlamentarisch mehrheitsfä-hige Allianzen aushandeln zu können, die sich - und sei's nur vorübergehend - auf einen gemeinsamen Plan verständigen können. Die Mechanik des Systems beruht darauf, sie stets in Bewegung zu halten und gegeneinander in Stellung zu bringen und an oberster Stelle dafür zu sorgen, dass sie einander nahezu ausgleichen, so dass ein Schiedsrichter auftreten muss und kann, als halte er die Gesellschaft in Bewegung, indem er ihr eine Richtung weist.


Das Arsenal kleinerer innerer Konflikte ist begrenzt, weil größere Zusammenstöße ja vermieden werden müssen, und so kann die Bewegung, jedenfalls auf Dauer, nur nach außen gerichtet werden kann. 

Dass er allen Ernstes einen souveränen Nachbarstaat mit Panzern überfallen würde, habe ich für so unmöglich gehalten wie irgendwer. Aber dass Russland unter ihm jedenfalls keinen Frieden geben würde, war mir klar. 

Die Sowjetunion war in ihren letzten Jahrzehnten kein Friedenslager, aber immerhin eine hochgerüstete  Kraft der Stagnation, ein Hort der Reaktion eher als ein ausgleichender Faktor. Russland unter Putin ist dagegen der Kriegstreiber, als den die antikommunistische Propaganda die Sowjetunion bis zu Schluss dargestellt hat.

*

Wenn Rudolf Adam meint, dass Putin gar keinen Frieden wollen kann, weil er den Krieg braucht, kann man ihm nur zustimmen. Der Haken ist der: selbst einen Siegfrieden nicht! Siege aber braucht er, wenigstens ab und zu, sonst kann er die Gesellschaft nicht in der Bewegung halten, die sie für ein dauerhaftes Gleichgewicht braucht. Er wird früher oder später scheitern. Und wir müssen alles daran setzen, dass es früher geschieht als später, und nicht erst, wenn die russische Armee ausgeblutet und die Ukraine verwüstet ist.



Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE   

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